Hi! Ich bin Steffi, Wellen-Junkie und Surf Yoga Lehrerin bei Monara Yoga. Lange habe ich in diesem Job auf Sri Lanka gearbeitet und kam entsprechend oft zum Surfen. Seit ich wieder einem „normalen“ Arbeitsleben in Deutschland nachgehe, muss jeder Urlaubstag wohl überlegt sein. Mein letzter Surftrip im Winter verschlug mich – eher per Zufall – in den Senegal. Nachdem ich eigentlich einen Surfurlaub auf Fuerteventura geplant hatte, lag ich zum Reisestart mit Grippe im Bett und musste alles absagen. Nach der Genesung wollte ich so schnell wie möglich einen Ersatztrip planen – mit maximal 10 Tagen Resturlaub. Doch wohin soll es gehen? Es durfte nicht zu weit weg sein, bitte schön warm und natürlich mit Surfspot vor der Tür. Und mal wieder eine neue Kultur kennenzulernen wäre das I-Tüpfelchen!
Mein Freund hörte sich seelenruhig meine Kriterien an und hatte die Antwort parat: Der Senegal! Er hatte sogar einen Franzosen kennengelernt, der dort ein Surfcamp führt. Was?! War meine erste Reaktion. Wo genau in Afrika liegt der Senegal überhaupt? Und wie komme ich dort hin? Antworten waren schnell gefunden und meine Mädels beim Abenteuer Afrika dabei..

Steffi hatte auf Ngor Island im Senegal das Meer vor der Haustür
1. Anreise in den Senegal: Leichter als gedacht
Der Senegal liegt an der Atlantikküste in Westafrika, rund um das Cap Vert, und grenzt an Mauretanien an. Ein verlockender Küstenstaat und gar nicht so weit weg, wie ich anfangs gedacht hatte. Mit einer guten Flugverbindung bist du sogar in 7 Stunden dort. Allerdings sind solche “guten” Verbindungen bzw. Direktflüge recht schwer zu finden. Auf dem Hinflug mit Iberia gönnte ich mir einen 24 Stunden Layover in Madrid, was die Anreise sehr angenehm gestaltete. Sogar mein Surfboard konnte ich als Gepäckstück bis 20 kg umsonst mitnehmen. Nur auf dem Rückweg fielen 50 Euro Gebühr an.
Noch viele andere große Airlines fliegen in den Senegal, z.B. Air France, Brussel Airlines, TAP oder Turkish Airlines. Und mit etwas Glück bekommst du günstige Flüge ab 350 Euro! Noch besser: Bei einem Aufenthalt bis zu 90 Tagen benötigen deutsche Staatsangehörige nicht mal ein Visum. Nur dein Reisepass sollte – wie überall – noch 6 Monate gültig sein.

Nach Senegal geht's mit dem Flugzeug, vor Ort fahren lustige Minibusse
2. Ausgangspunkt zum Surfen im Senegal: Ngor Island Surfcamp
Wenn du deine Surfreise nach Senegal planst und so wie ich nicht sonderlich viel Zeit zum Herumreisen hast, dann brauchst du einen perfekten Ausgangspunkt. Am besten geeignet ist die Almedies Halbinsel oder Ngor Island nördlich von Dakar! Denn dort findest du verschiedene Spots, die bei fast allen Swell- und Windrichtungen laufen.
Obwohl ich in meinen Surfurlauben sonst bevorzugt in Homestays wohne, entschied ich mich in Senegal für das Ngor Island Surfcamp und wurde nicht enttäuscht. Es ist das einzige Surfcamp auf der kleinen Insel und gehört witzigerweise dem Rapper AKON, der sich während meines Aufenthalts aber leider nicht blicken ließ. Die Stimmung ist im Ngor Surfcamp sehr entspannt und das Personal sowie die Besitzer – Jesper und Soraya – sind super freundlich und hilfsbereit. Man trifft sich zum Frühstück oder Abendessen und bekommt alle Infos, die man vor Ort braucht: Über das Surfen, Landeskunde, wichtige Dos and Dont's und so weiter.
Ngor Island Surfcamp: (1) Pool im Camp, (2) Camp Crew, (3) Steffi im Garten, (4) Sundowner am Meer vor der Tür
Selbst wenn du nicht im Ngor Island Surfcamp wohnst, bist du herzlich willkommen und kannst dich zum kleinen Aufpreis den Surftrips anschließen oder Surfunterricht nehmen. So kannst du trotzdem in nette Gesellschaft kommen, auch wenn du z.B. in einem AirBnB auf Ngor Island wohnst. Davon gibt es dort oder in Dakar einige. Andere Surfcamps gibt es allerdings nur auf dem Festland, z.B. Malika am Yoff Beach oder Quiksilver Boardriders in Dakar.
3. Surfen im Senegal: Saison und ausgewählte Surf Spots
Glaubt man den Berichten des Ngor Island Surfcamps, dann findet man ganzjährig surfbare Bedingungen im Senegal. Am verlässlichsten sind Hauptmonate von September bis März. Dann kannst du zwischen dem 3.2er Wetsuit oder manchmal sogar dem Springsuit entscheiden. Allerdings sind die Sommermonate auch nicht zu vernachlässigen. Zu dieser Zeit sind die Wassertemperaturen so angenehm, dass sogar leichte Surfkleidung ausreichend ist. Außerdem laufen im Sommer bestimmte Spots an der Südküste, die in den Wintermonaten nicht so häufig aktiv sind.

Steffi und ihre Mädels waren im Winter mit Wetsuit im Senegal gut ausgestattet
3.1 Mein perfekter Surftag im Senegal
Dakar, NGor Island um 5:00 Uhr morgens. Der Wecker klingelt und wir warten auf das Go von Camp-Chef Jesper. Los geht’s! Total verschlafen wandern wir mit unseren Stirnlampen die kleinen Gässchen entlang zu Beach 2, wo schon unsere Barkasse auf uns wartet. Sie wird uns ans Festland bringen. Noch ist alles stockfinster und nur der Mond leuchtet uns den Weg. Der Muezzin beginnt den Tag zu besingen. Abenteuer liegt in der Luft. Mit dem Van geht es von Dakar weiter Richtung Süden. Da es für die südlichen Surfspots im Senegal keinen Forecast gibt, sitzen wir voller Neugier im Auto und sind gespannt, was uns dort erwarten wird.

Ein Roadtrip im Senegal birgt manche Überraschung… (Foto: Andreas Jaritz)
An einem Secret Spot angekommen können wir unseren Augen kaum glauben. Im Sonnenaufgang glitzern Wellen, die in Perfektion Richtung Strand rollen. Ein wunderbarer Beachbreak mit A-Frame, der fortgeschrittenen Anfängern sowie Intermediates viel Spaß bringt. Dabei ist der Righthander um einiges länger als der Lefthander. Nach einem machbaren Takeoff sind entspannte 400 Meter lange Rides bei kopfhohen bis zu Double Overhead hohen Wellen drin. Eigentlich läuft dieser Spot hauptsächlich im Sommer bei entsprechenden Südswells. Wir hatten jedoch Glück, da uns ein großer Nordswell einen traumhaft schönen Surftag ermöglicht hat.

Ist diese Welle nicht wunderschön? (Foto: Andreas Jaritz)
In den Surfpausen freundeten wir uns mit den local Kids des kleinen Fischerdorfes an, die eine Menge Spaß mit uns hatten. Die Mädels flochten uns die vom Salzwasser verklebten Haare zu Cornrows. Eine eher schmerzhafte Erfahrung! Immer mal wieder sah man unsere blonden Haarbüschel am Strand entlang fliegen. Auch für weitere sportliche Tätigkeiten haben die Kids gesorgt und uns zum Fußball spielen motiviert.
An diesem Secret Spot, jenseits von Dakar, fanden wir noch ursprüngliches Senegal. Die riesigen Baobab-Bäume, die wie Zauberer am Wegrand stehen, wiesen uns nach wunderbaren Surf Sessions den Weg zurück nach Hause. Solche Surfausflüge in den Süden entschädigen die sprichwörtlichen „scheiß“ Surfsessions in Baie de Carpes (BDC)!

Ein majestätischer Baobab am Wegesrand (Foto: Lupi Spuma)
3.2 Ein paar Surfspots im Senegal als Übersicht
Neben dem oben genannten Secret Spot gibt es noch viele weitere Surf Spots im Senegal. Das NGor Island Surfcamp zählt sogar 21 davon auf! Ich beschränke mich hier auf die bekanntesten – über den Rest erzählen dir die Locals vielleicht etwas mehr. Falls du dir die Spots mal in bewegten Bildern ansehen willst, dann checke doch mal die Surf Doku BEYOND über Westafrika aus.
Baie de Carpes
Besonders für fortgeschrittene Anfänger ist die linke Welle in Baie de Carpes ist eine gute Option. Sie schiebt ganz schön viel Wasser vor sich her, bietet einen mellow Takeoff, aber auch schnellere Sections. Allerdings lässt die Wasserqualität dort sehr zu wünschen übrig, was diesem Spot auch den Spitznamen „Baie de Crap“ einbrachte. Die Kanalmündung versorgt diesen Teil der Bucht zuverlässig mit jeglichem Müll des NGor Villages. Selbst tote Ziegen schwimmen schonmal vorbei! Regel Nummer 1 ist daher: Das Wasser keinesfalls schlucken!

Steffi beim Cruisen
N’Gor Right
Wem die „Baie de Crap“ zu heftig ist, der vergnügt sich auf der NGor Right und kann auf dieser vielfältigen Welle viel lernen. Eigentlich ein Pointbreak entwickelt sie bei geeigneten Swells weitere Peaks auf der Inside, die auch Anfängern und Intermediates das Surfen der riesigen Wassermassen ermöglichen. Um den Kontakt mit Felsen und Seeigeln zu vermeiden, surft man diesen Spot eher bei Mid oder High Tide. Bei Nordswells erreicht NGor Right oftmals mehrfache Körpergröße und bricht weit draußen im Ozean. Profis surfen dann hunderte Meter lange, türkisfarbene Powerwände bis vor die Haustür des Ngor Island Surfcamps.

Die Ngor Right hat ordentlich Power (Foto: Lupi Spuma)
Beim Einstieg über die Klippe im Südwesten der kleinen Insel ist der Paddelweg am kürzesten. Von dort aus kann man beim morgendlichen Kaffee ganz entspannt den Surf checken. Aber aufgepasst, auch hier gilt: Its always bigger than it looks! Wir hatten den Luxus, direkt vor unserem Guesthouse einen kleinen Strand zu haben – von dem man direkt zur Welle paddeln konnte. Das hat jedoch 5 bis 10 Minuten in Anspruch genommen.
Ngor Left
Eventuell hast du die bekannte NGor Left auf der anderen Seite der kleinen Insel schon im Surf Film “Endless Summer” gesehen. Auf dieser schönen, nicht ganz anspruchslosen Welle kannst du dich ordentlich austoben. Im Gegensatz zur Ngor Right läuft die Ngor Left nur bei großem Swell, dann aber fast bis zum Festland.

Auf diesem Bild ist eine Barrel versteckt… (Foto: Andreas Jaritz)
Secret Spot
Im Süden der Almedies Halbinsel findest du den sogenannten Secret Spot. Geheim ist er mit den Heerscharen an Surfanfängern aber nicht wirklich. Sie lieben die kleine Welle, die von rechts und links angerollt kommt. Allerdings ist sie recht kurz und du darfst dich mit Steinen und Seeigeln anfreunden. Trotzdem lohnt es sich, hier vorbei zu schauen – besonders wenn die anderen Surfspots zu groß sind. Oder einfach, um in dem Restaurant direkt vorm Spot entspannte Vibes zu genießen.

Secret Spots gibts im Senegal viele – manche heißen sogar so (Foto: Lupi Spuma)
Yoff Beach
Dieser Beachbreak auf der Nordseite der Halbinsel ist der perfekte Beginner Spot. Hier findest du genug Weißwasser zum Take Off üben.
Ouakam und Vivier
Ich bin leider nicht in den Genuss gekommen, diese Spots zu surfen. Laut Erzählungen und Bildern findest du an den passenden Tagen hier aber lange und barreltaugliche Wellen.

Vivier in voller Pracht (Foto: Ngor Island Surfcamp)
4. Mehr als Surfen: Was du sonst noch im Senegal erleben kannst
Sollten die Wellen im Senegal mal zu klein sein – was sehr selten vorkommt – oder du eine kleine Surfpause brauchen, bietet Dakar wunderbare Shopping-Möglichkeiten. Bunte Stoffe, Trommeln, Schuhe, Schnitzkunst, Tücher, Kleider, Schmuck, Körbe… Bei Marchè oder HLM kannst du dich damit eindecken. Es gibt alles, was das Herz begehrt und so ein Bummel ist definitiv eine Erfahrung Wert. Jedoch sollte man im Handeln etwas geübt sein – das gehört einfach dazu. Ich habe mich vorher im Camp zu informiert, welche Preise angemessen sind.
Lay Day: (1) Steffi beim Trommeln, (2) Blick über Dakar (Foto: Lupi Spuma), (3) Steffi beim Sightseeing mit einer Freundin
Außerdem ist es auch ein Inselspaziergang auf Ngor Island wunderschön! An jeder Ecke trifft man freundliche Senegalesen, die dich auf einen Kaffee, Tee, eine Runde trommeln oder zur Reggae Party einladen. Das Militär Camp im Osten der Insel verwandelt sich dann in eine riesige Tanzfläche. Soundsystem und Nebelanlage werden neben dem Bierkühlschrank, der über die Woche alle mit Alkoholika versorgt, zum großen Feste aufgefahren. Hier schwingen Alt und Jung, Schwarz und Weiß zusammen das Tanzbein – nein, Stopp – die Booties!
Und wenn du trotz Shoppen, Surfen und Abshaken immer noch Energie hat, dann kannst du dich auf der der Dachterasse des NGor Island Surfcamps ordentlich auspowern. Zum Beispiel beim Kickboxen, Yoga oder zur Ballettstunde – das alles wird regelmäßig angeboten. Und je nach Interesse der Besucher sogar noch einiges mehr.

Steffi beim Yoga auf der Dachterrasse vom Ngor Island Surfcamp
Ein letztes Wort…
Vor der Abreise in den Senegal sind die gängigen Standard- und Reiseimpfungen (Tetanus, Diphtherie, Polio, Hepatitis A und B, Masern) und natürlich eine Auslandskrankenversicherung Pflicht. Außerdem musst du dich noch gegen Gelbfieber impfen lassen! Geh also rechtzeitig vor der Abreise mit deinem Impfpass zum Tropeninstitut. Ich hatte neben genug Mückenspray außerdem noch Malaria-Tabletten zur Prophylaxe dabei.
Politisch gesehen ist der Senegal eines der stabilsten Länder in Afrika. Die Amtssprache ist Französisch und 90% der Bevölkerung verfolgt den islamischen Glauben. Ich bin als Frau allein gereist und habe mich zu keinem Zeitpunkt unwohl gefühlt! Solange du der senegalesischen Kultur wertschätzend gegenübertrittst, wirst du viele freundliche Gesichter und tolle Begegnungen erleben.
Die Senegalesen sind gut drauf („Women Dancing“ by dorothy.voorhees under CC BY-SA 2.0)
Also falls du schöne Surfspots, freundliche Locals und African Vibes suchst, ist Senegal auf jeden Fall eine Reise wert! Neben der Sicherheit ist eins noch sicherer: Dass du dort viel Spaß haben wirst. Ba beneen yoon!
Titelbild: Andreas Jaritz. Wir danken dem Team von Nomad Earth Media / BEYOND – An African Surf Documentary für die freundliche Unterstützung!
2 comments
Danke
Hallo, wir sind zurzeit in Dakar und waren gestern auf Ngor. Das Camp dort war wie ausgestorben und leider konnte man nirgends Bretter leihen. Scheint so als wäre zurzeit Nebensaison? In Yoff konnte man leider auch nicht surfen. Hast du vielleicht noch einen Tipp wo in Dakar es zurzeit klappen könnte? Wir haben noch den Tag morgen um uns in die Wellen zu stürzen:) Lieber Gruß, Tine