Hallo, mein Name ist Henning! Ich komme aus Deutschland und arbeite hier als Lehrer – doch ein Teil von mir ist irgendwie in El Salvador hängen geblieben, seit ich dort 4 Jahre gelebt und an der Deutschen Schule gejobbt habe. Derzeit gehe ich in der Heimat wieder meinem Beruf nach, doch mindestens einmal pro Jahr kehre ich in mein Lieblingsland in Lateinamerika zurück. Dabei ist Surfen nur ein Grund, wieso ich immer wieder herkomme: Neben Freunden sowie der Sprachschule SAY ZONTE! – ein lokales Projekt, das ich unterstütze – ist es das Land selbst.
Vor meinem Langzeitaufenthalt in El Salvador war ich ab und an in Marokko, Spanien und Frankreich surfen. Der Sport war schön, musste aber nicht um jeden Preis sein. Nach El Salvador sah das anders aus: Surfen lies mich nicht mehr los! Es folgten andere Surfziele von der Wunschliste: Portugal, Indonesien, Sri Lanka, Malediven, und die Fijis. Dabei ging es mir auch um das Gefühl, im Wasser zu sein sowie das Drumherum zu genießen.
Double Overhead Barrels? Überlasse ich gerne anderen! Gute Stimmung im Wasser ist mir genauso wichtig wie saubere Wellen und sauberes Wasser. Nach ein paar Tagen Eat-Sleep-Surf Rhythmus „opfere“ ich gern Zeit, um Land und Leute kennenzulernen.
Als mich Heidi von meerdavon fragte, ob ich einen Artikel über El Salvador schreiben mag, war ich mir zunächst nicht sicher: Ist El Salvador nicht genau so, wie es jetzt ist, wunderschön? Möchte ich mit einem Artikel dazu beitragen, dass noch mehr Surftouristen hierherkommen und in den Line Ups für balinesisch-überfüllte Verhältnisse sorgen? Doch ich besann mich, schob den Egoismus beiseite und dachte an meine vielen Freunde in El Salvador, die vom (Surf-)Tourismus leben. Denn die Menschen vor Ort sind ein wichtiger Grund, warum ich heute noch häufig nach El Salvador fliege.
1. El Salvador: Überraschende Fakten zu Lateinamerikas Däumling
El Salvador („der Retter“) ist das am dichten besiedelte Land Mittelamerikas und mit einer Größe, die etwa Hessen entspricht, gleichzeitig das kleinste. Darum nennen die Latinos El Salvador liebevoll „Pulgarcito de America“ – den Däumling Zentralamerikas. Etwa 5 Stunden reichen, um die Küste mit dem Auto abzufahren! Unterwegs hast du Pazifikblick und stößt auf wunderschöne Landschaften.
Auch das Wetter ist mit 25 °C und mehr immer gut, sowohl in der Regenzeit (ca. Mai bis Oktober) als auch in Trockenzeit (ca. November bis April). An der Küste ist es dabei stets einen Tick wärmer und feuchter als im Inland, wie beispielsweise in der Hauptstadt San Salvador. Dort zieht es uns Surfer natürlich hin, doch El Salvador hat viel mehr als Wellen zu bieten – und entspricht nicht unbedingt den Klischees, die manche im Kopf haben.
1.1 El Salvador ist extrem vielfältig
Dass du in El Salvador surfen kannst, ist kein wirklicher Geheimtipp mehr. Jedes Jahr kommen viele Kanadier, US-Amerikaner und Brasilianer – für die die Anreise nicht allzu weit ist – der Wellen wegen hierher. Bei den meisten europäischen Surfreisenden steht El Salvador aber nicht unbedingt auf der Must-Do-Liste. Sie verpassen meiner Meinung nach nicht nur die besten und konstantesten Wellen Zentralamerikas, sondern auch ein Land, in dem es jenseits des Line Ups eine Menge zu entdecken gibt.
Meiner Meinung nach ist El Salvador als Reiseziel authentischer als vieles, was ich in sonst Lateinamerika sah. Dafür ist es touristisch aber definitiv noch nicht so weit entwickelt wie beispielsweise Costa Rica, was auch mit der Vergangenheit des Landes zusammenhängt.
Kleiner Eindruck zu El Salvadors Facetten: (1) Wellen, (2) Berge, (3) Vulkane, (4) Kaffeeplantagen
El Salvador ist auch jenseits vom Surf unglaublich vielfältig: Neben wunderschönen Stränden (mit weißem oder schwarzem Sand) findest du Vulkane und Seen, Kaffeeplantagen, kleine pittoreske Dörfer, interessante Ausgrabungsstätten sowie historische Artefakte, wie z.B. in der Innenstadt von San Salvador. Und das sind nur ein paar Dinge, die das Land bietet!
1.2 Der Tourismus steckt in El Salvador in den Kinderschuhen
El Salvador befand sich bis 1991 für 11 Jahre im Bürgerkrieg, und die politischen und gesellschaftlichen Folgen sind teils noch immer spürbar. „Linke“ und „rechte“ Parteien stehen sich unversöhnlich gegenüber, obwohl der hohen Arbeitslosen- bzw. Unterbeschäftigungsrate mehr Einheit gut tun würde. Insbesondere in ländlichen Gebieten leben teilweise Menschen, die keinen Zugang zu fließendem Wasser haben! Das Land muss daran arbeiten, Korruption und alltägliche Gewalt, die gerade die arme Bevölkerung treffen, in den Griff zu bekommen.
Aber El Salvador macht auch Fortschritte: Der Tourismus steckt zwar in den Kinderschuhen, wird aber immer mehr als Einnahmequelle erkannt. Die Alphabetisierungsrate nimmt zu und viele lokale Start Ups (z.B. Craftbeer-Brauereien) entwickeln neue und erfolgreiche Geschäftsmodelle. Es herrscht also Aufschwung in El Salvador und der Zeitpunkt für eine Reise dorthin ist gut, auch wenn es noch lange ein Entwicklungsland bleiben wird. Aber Moment…
1.3 Reagieren in El Salvador nicht diese Gangs?
Kurz gesagt: Ja, es gibt Gangs in El Salvador, und sie werden das Land und die dort lebenden Menschen noch lange beschäftigen. Ihre Geschichte wurde vielfach erzählt und lässt sich mittlerweile in gut recherchierten Reportagen (z.B. La Vida Loca – einem etwas älterer Film) nachvollziehen. Bandenkriminalität ist nun mal ein Problem, für das es keine einfachen Lösungen gibt. Darum lesen sich die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes für El Salvador sehr abschreckend, zumindest wenn man ein Europäer mit hohem Sicherheitsbedürfnis ist.
Die Maras (Jugendbanden) kontrollieren ganze Stadtviertel. Schutzgelderpressungen, Überfälle und hohe Mordraten sorgen leider dafür, dass viele Salvadorianer aus ihrer Heimat fliehen müssen. Dazu kommt, dass viele gut ausgebildete Menschen keine Perspektive haben und ihr Glück im Ausland suchen, sofern sie es sich leisten können. Ja, die soziale Ungleichheit ist extrem und wird einem fast tagtäglich vor Augen geführt. Klingt aus Sicht eines Touristen nicht gerade verlockend, oder? Doch…
1.4 Für Reisende ist El Salvador (relativ) sicher
Das Wort „relativ“ habe ich mit Bedacht gewählt. Erstens werden große Teile Lateinamerikas als Medium- bis High Risk Countries eingestuft, also nicht nur El Salvador, und dasselbe trifft auf viele andere beliebte Surfziele (z.B. Indonesien, Südafrika und die Philippinen) zu. Trotzdem fahren Touristen dorthin. Zweitens kann dir immer und überall etwas passieren, egal wo auf der Welt.
Natürlich hört und sieht man in El Salvador Dinge, die in Deutschland nicht vorkommen. Als Tourist fallen einem die Waffen auf, die Wachmänner nahezu vor jedem Geschäft tragen. Es mag komisch klingen, doch man gewöhnt sich dran. Über 7 Millionen Salvadorianer müssen damit tagtäglich leben! Obendrein sind in Touristenorten (z.B. El Tunco und El Zonte) Bandenkriminalität und mangelnde Sicherheit kaum ein Problem, sofern du übliche Sicherheitsvorkehrungen einhältst. Meines Wissens gibt es nur sehr wenige Vorfälle, bei denen ausländische Touristen von Verbrechen betroffen waren.
In über vier Jahren in El Salvador und zahlreichen Urlauben habe ich jedenfalls kaum schlechte Erfahrungen gemacht. Das sah in anderen Ländern anders aus! Ich denke, dass Besucher hier Gutes bewirken können. Einige lokale Unternehmen legen schon Wert auf nachhaltiges Wirtschaften: Sie arbeiten ressourcenschonend und schaffen Arbeitsplätze, damit die Einheimischen eine Perspektive haben und nicht in die USA auswandern müssen. Es gibt Beach Clean Ups, Restaurants verzichten auf Plastikstrohhalme und regen Wassersparmaßnahmen an. Wer solche Entwicklungen als (Surf-)Tourist mit einem Besuch und positivem Feedback unterstützt, trägt aktiv zum positiven Wandel bei.
1.5 So tickt der Salvadorianer
Das Erbe der Salvadorianer geht auf die Maya-Kultur und indigene Stämme wie die Pipil, Cuzcatlan und Nahua zurück. Viele sind durch unrühmliche Kapitel der salvadorianischen Geschichte fast ausgestorben und nur wenige Menschen sprechen noch alte Stammessprachen. Einzige Zeitzeugen bleiben mancherorts die Ruinen und seit der Kolonialisierung sind die meisten Salvadorianer Mestizen: Stammesnachfahren mit europäischen Einflüssen, die Spanisch sprechen.
Um tief die Stereotypen-Kiste zu greifen: Salvadorianer erlebe ich lebensfroh, höflich, humorvoll und offen. Sie sind stolz auf ihr Land und schimpfen genauso gerne darüber. Typisch lateinamerikanische Gelassenheit ist aber auch hier spürbar, denn 15 Uhr heißt nicht unbedingt 15 Uhr. Natürlich findest du weitere kulturelle Eigenheiten: Beispielsweise gibt es an Weihnachten keine Weihnachtslieder, sondern Tanz zu Cumbia Musik. Und blonde Menschen sind sowieso Gringos.
2. In El Salvador surfen: Allgemeine Informationen
Halleluja: In El Salvador brauchst du zum Surfen keinen Wetsuit, nur viel Sonnencreme und Wachs! Innerhalb weniger Kilometern findest du eine große Auswahl an Surfspots, die jedem Surflevel gerecht werden. Die meisten Wellen sind rechte Point-Breaks, es gibt aber auch einige Beachbreaks.
2.1 Die Surfsaison in El Salvador
Wellentechnisch ist El Salvador sehr konstant: Die Swell-Saison dauert etwa von März bis August, aber auch danach gibt es kaum einen Tag, an dem es flat ist. Zur Hauptsurfzeit kann es richtig kesseln, so dass du für anspruchsvolle Spots wie Punta Roca eine wirklich gute Fitness und ein hohes Surfniveau mitbringen musst. Meistens reden wir aber von 3 bis 5 Fuß-Wellen, die je nach Spot auch für Anfänger oder durchschnittlich gute Surfer zu bewältigen sind.
Wer es ganz entspannt mag, kommt im Dezember oder Januar: Dann sind die Sonnenuntergänge äußerst spektakulär und die Wellen noch immer spaßig, sofern man keine Double-Overheads erwartet.
2.2 Surf-Infrastruktur und Surfszene in El Salvador
Wer nicht gerade sein eigenes Surfboard mitnehmen möchte, kann sich vor Ort ein gebrauchtes Brett kaufen oder z.B. bei Papaya Surfboards (mit einer Vorlaufzeit von etwa 3 Monaten) sogar eins shapen lassen. Natürlich kannst du in EL Tunco oder El Zonte für ca. 10 bis 20 US$ pro Tag auch problemlos ein Surfbrett ausleihen. Zwar variiert die Qualität der Bretter, aber das Angebot wird von Jahr zu Jahr besser. Rechne vor der Abreise am besten durch, ob die Mitnahme des Boards inklusive Boardbag Fees oder die Optionen vor Ort günstiger und bequemer für dich sind.
Auch sonst ist vielerorts, vor allem an den Surf Hotspots El Tunco und El Zonte, für alles gesorgt, was das Surferherz begehrt. Surfbrett-Reparaturen werden an nahezu jeder Straßenecke schnell, professionell und äußerst kostengünstig erledigt (ca. 2 bis 20 US$ je nach Ding bzw. Schaden). Leashes und Wachs kannst du ebenfalls ohne Probleme für faires Geld erwerben. Sonst brauchst du (fast) nichts: Reefboots sind unnötig, aber empfindliche Menschen packen lieber ordentlich Sonnencreme und evtl. eine Kopfbedeckung ein.
El Salvadors Surfszene ist nicht vergleichbar mit anderen typischen Surfzielen. Dennoch nimmt sie langsam richtig Fahrt auf und junge Talente (wie z.B. Bryan Perez) werden professionell trainiert und nehmen sogar an internationalen Surfwettbewerben teil. Es gibt viele gute Locals, die aber nicht den Sprung ins professionelle Lager schaffen – sicherlich auch aus Ermangelung an Sponsoren. Unter anderem hat man hier aber auch schon Felipe Toledo und Josh Kerr im Wasser gesehen.
2.3 Die Stimmung im Wasser in El Salvador
In El Salvador sind die Vibes im Line Up eigentlich immer gut. Das habe ich in anderen Ländern schon ganz anders erlebt! Insgesamt gilt dasselbe wie für alle Surfspots weltweit: Die Locals teilen gerne ihre Wellen, sofern du sie respektierst, nett grüßt und dich an die Regeln des Anstands bzw. der Surfetikette hältst. Das ist umso wichtiger, je voller und anspruchsvoller der Spot ist, denn damit steigt natürlich das Surf-Niveau im Wasser.
Wer all das beachtet, wird die salvadorianischen Locals freundlich erleben. „Deine“ Welle bekommst du immer und mit etwas Glück wirst du teilweise ganz alleine im Wasser sein, wenn Spot und Uhrzeit stimmen.
2.4 Free Surfing oder doch lieber Surfguiding?
Die Frage, ob du auf eigene Faust oder lieber mit einem Surfguide surfen gehen willst, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer bereits sehr viel Surferfahrung besitzt, möglicherweise auch ein bisschen mehr als nur ein paar Worte Spanisch spricht und lieber ohne Guide unterwegs ist, kann sich ein Auto mieten (ca. 35 US$ am Tag) und selbst die Wellen erkunden. Ich persönlich denke aber, dass dies auf die meisten nicht zutrifft.
Darum tun sich Surfanfänger mit einem Surflehrer bzw. Fortgeschrittene mit einem lokalen Surfguide einen Gefallen, die du über Surfunterkünfte wie z.B. das Palo Verde Hotel oder Escencia Nativa in El Zonte findest. Nebenbei unterstützt du so die lokale Wirtschaft. Ein lokaler Surfguide bringt das richtige Auge für die Wellen und Gezeiten mit. Er navigiert dich nicht nur an Spots, sondern auch durch den salvadorianischen Verkehr, der im Vergleich zu Deutschland teils sehr chaotisch ist: Hier teilst du dir die Straße schon mal mit herumlaufenden Kühen, Pferden oder wildgewordenen Autofahrern.
3. Ausgewählte Surfspots in El Salvador & Unterkünfte
El Salvador ist zwar klein, aber hat eine lange Küstenlinie mit mehr als 20 bekannten Surfspots und dem ein oder anderen Secret. Hier beschränke ich mich auf die Vorstellung ausgewählter Surfspots, die immer einen Besuch wert sind, und die jeweils nächstgelegenen Orte als Ausgangspunkt für einen Surftrip. Wer in El Tunco, El Zonte oder K59 unterkommt, hat die Auswahl zwischen je zwei bis drei fußläufig erreichbaren Surfspots. Weitere Spots sind nur per Chicken Bus oder Auto erreichbar! Da die Zugänglichkeit und Parkplatzmöglichkeiten nicht immer optimal sind, empfehle ich einen Surfguide, wenn du möglichst viele Wellen ausprobieren willst.
3.1 El Tunco & El Sunzal: Party Towns mit Weltklasse-Spots vor der Tür
El Tunco ist der wohl bekannteste Surferort in El Salvador und hat zurecht den Ruf, eine Party-Maschine zu sein. Am Wochenende mischen sich hier ausländische Surfer und Backpacker mit einheimischen Touristen, die Lust auf Feiern haben. Deswegen ist das Angebot an Hostels, Restaurants und kleinen Shops in El Tunco am größten. Ein guter Ausgangspunkt für Touren, wenn du nur ungern alleine bist und Lust auf Party hast.
Fußläufig von El Tunco entfernt liegt die rechte Welle El Sunzal – eine wahre Maschine, die fast immer Gelegenheit zum Surfen bietet. Die Welle ist gutmütig und eher langsam, macht aber eine Menge Spaß, da sie teilweise 400 bis 500 Meter durchläuft und du dann mit brennenden Oberschenkeln vom Brett steigst. El Sunzal kann gerade in der Hochsaison recht voll werden und eignet sich für jedes Surflevel. Allerdings brauchst du gute Paddelausdauer, um an den Peak zu gelangen. Und behalte die Surf-Anfänger immer im Auge, weil sie ihr Brett oft noch nicht unter Kontrolle haben.
Zwischen El Sunzal und El Tunco findest du einige Unterkünfte, von sehr einfach bis super-luxuriös. Dabei können aufgrund der Lage auch die simplen Optionen schon einiges kosten. Wirklich schön ist z.B. Atami Escape Resort – eine schöne Anlage mit Pool und modernen Zimmern zwischen zwei Stränden – und der perfekten Kulisse und Verpflegung für Sunset Romantik (ab 91 Euro / Nacht).
3.2 Punta Roca: Der berühmteste Pointbreak
In La Libertad, etwa 10 Minuten von El Tunco entfernt, liegt Punta Roca, der berühmteste Surfspot von El Salvador. Dieser Pointbreak erfordert ein hohes Surfniveau und zaubert eine kraftvolle Rechte, die bei guten Bedingungen selbst noch bei 8 Fuß barrelt. Hier kann es voll werden und du brauchst starke Nerven, um dich im Line Up durchzusetzen. Außerdem sollte man lieber keine Bekanntschaft mit „Mama Roca“ machen, dem Stein in der Take-Off-Zone. Daher: Bitte nur als Advanced Surfer oder mit Guide hinfahren, vor allem wenn es groß wird.
In Punta Roca gibt es einige auf Surfer spezialisierte Unterkünfte, die deutlich günstiger sind als in der Gegend um El Tunco. Wie etwa das beliebte Pelicano Surfcamp – es liegt direkt am Strand, du wohnst in einfachen Bambushütten (ab 21 Euro / Nacht), und kannst gutes lokales Essen genießen. Deutlich schicker ist das Punta Roca Surf Resort in der Nähe vom Playa San Blas (ab 69 Euro / Nacht) – die modernen Zimmer haben sogar Klimaanlage.
3.3 El Zonte: Entspannter Strandort mit entspannten Wellen
El Zonte, von dem Einheimischen auch „El Pueblo Loco“ genannt, ist etwa 15 Minuten westlich von El Tunco entfernt. Hier ist es nicht so voll und die Atmosphäre wesentlich entspannter. Außerdem bietet der Ort einen schöneren Strand und holt auch sonst langsam zu El Tunco auf: In El Zonte gibt es sympathische Hostels, Hotels und Restaurants – manche werden von Ausländern betrieben, die sich hier niedergelassen haben. In dieser Gegend kannst du „Eat, Sleep, Surf, Repeat“ in Reinform betreiben.
El Zonte: (1) Sundowner am Beach, (2) Surfkulisse, (3) Palo Verde Hotel, (4) Early Bird
Mein Unterkunftstipp in El Zonte ist das Palo Verde Sustainable Hotel – und zwar nicht nur, weil der Betreiber ein guter Freund von mir ist. Ja, es ist teuer (ca. 190 Euro / Nacht), aber das nachhaltige Boutique Hotel gliedert sich zwischen grünen Bergen und dem blauen Meer perfekt in die Landschaft ein, wurde ökologisch gebaut und unterstützt lokale Arbeitskräfte. Nach der Surfsession kannst du in der ansässigen „Spanish School El Zonte“ deine Sprachkenntnisse aufpolieren! Das Projekt unterstütze ich beratend und hoffe, dadurch einigen Locals zu einer Perspektive zu verhelfen.
Falls deine Urlaubskasse für das Palo Verde nicht reicht, kann ich außerdem das Esencia Nativa (ca. 90 Euro / Nacht) empfehlen. Hier wohnst du im lauschigen Holzstil im Grünen, ebenfalls genau am Strand.
Unter den Surfstränden in El Salvador sind die Homespots in El Zonte für mich das Paradies. Sie sind sowohl für absolute Anfänger geeignet, da man hier gut Surfunterricht im Weißwasser nehmen kann, als auch für erfahrene Surfer. Vor der wunderschönen Landschaft kannst du z.B. am Beachbreak surfen, der jede Menge Spaß macht, oder am etwas zackigeren rechte Pointbreak – der kann eine Menge Kraft entwickeln und ist sogar steiler als El Sunzal.
Surfen in El Zonte: (1) Klippenkulisse, (2) Leere Lines, (3) ein Surfer der's kann
Ansonsten erreichst du von El Zonte binnen 10 Minuten den kräftigen Righthander K59, der nach seiner Lage auf dem Kilometer 59 vom Highway benannt wurde und über flachem Fels bricht. Direkt nebenan liegt (nach einem langen Paddle Out) der rechte Point K61 mit relativ langsam brechenden Wellen. Bei K59 und K61 wird es fast nie wirklich voll, aber gerade wegen des schwierigen Einstiegs empfiehlt sich (wie bei den meisten lokalen Surfspots) ein Surfguide.
3.4 Las Flores: Das wilde El Salvador für größere Swells
Las Flores liegt eher im „wilden“ El Salvador, also dem weniger erschlossenen östlichen Teil des Landes. Zwar gibt es hier ein paar nette Unterkünfte, aber sie sind schnell ausgebucht und insgesamt ist der Ort weniger entwickelt als das etwa 3 Autostunden entfernte El Tunco oder El Zonte. Du kannst versuchen, im netten RodMar Hotel ein Zimmer zu ergattern (ca. 90 Euro / Nacht) – eher einfach, aber nah am Strand, gutes Essen, und nette Betreiber.
Wofür Las Flores bekannt ist: Einen perfekt brechenden rechten Pointbreak! Er braucht allerdings etwas mehr Swell, doch wenn die Bedingungen stimmen, lässt er die Herzen von Intermediates und Advanced Surfern höherschlagen. Wenn die Wellen an den westlicheren Spots wie El Sunzal oder Punta Roca zu groß werden, kann sich ein Abstecher nach Las Flores also lohnen. Dazu gibt es Palmen und einen wunderschönen langen Strand, an dem manchmal Delfine vorbeikommen. Aber sieh selbst!
Ansonsten findet man in der Nähe von Las Flores den kraftvollen Surfspot Punta Mango, ebenfalls ein rechter Point. Wegen der schlechten Strasse ist er aber am besten mit einem Boot zu erreichen.
4. Lay Days in El Salvador: Land und Leute kennenlernen
Du willst nur zum Surfen nach El Salvador? Überdenke das lieber noch einmal! Wer nur im Wasser abhängt, verpasst ein authentisches und interessantes Land, in dem es viel zu entdecken gibt. Darum habe ich ein paar Tipps für Lay Days und Ausflüge parat.
4.1 Vulkane besteigen
Eine Tour auf einen Vulkan wie den Santa Ana ist Pflicht. Mein Favorit ist der weiter östlich gelegene Conchagua, weil er eine atemberaubende Aussicht auf den Golfo de Fonseca bietet. Aus Sicherheitsgründen solltest du den Weg aber nicht allein antreten, sondern zum Beispiel über Tunco Life eine geführte Tour buchen. Balthazar von Eternal Summer bietet auch Angeltouren an. Bitte Sonnenschutz nicht vergessen!
El Salvadors Vulkane: (1) Santa Ana Ausblick, (2) Vegetation, (3) Kratersee, (4) Krater, (5) Conchagua Sunset View
4.2 In die Kultur von El Salvador eintauchen
Ein Besuch der historischen Innenstadt von San Salvador ist wirklich zu empfehlen. Wer sich vorher ein wenig mit der Landesgeschichte befasst, kann hier interessante Dinge entdecken und das Grab des Nationalheiligen Oscar Romero besuchen. Außerdem stehen hier viele schöne Kirchen wie die Iglesia El Rosario, ein Monument aus Stein, Metall und regenbogenartigem Licht, dass durch die Rundbogenfenster strömt.
Nicht weit von San Salvador entfernt gibt es im Landesinneren die spannende Ausgrabungsstädte Joya de Cerén, die (genauso wie das italienische Pompeji) ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Außerdem interessant für Kulturfans ist das Museo de la Revolución in Perquín sowie die kleine Gemeinde Suchitoto im Nordosten, die mit ihrer Kolonialarchitektur und den vielen Festivitäten als Kulturhauptstadt des Landes gilt.
Sights in El Salvador: (1) Iglesia El Rosario, (2) Ausblick auf San Salvador, (3) Ausgrabungsstätte Joya de Cerén, (4) Kolonialstil in Suchitoto, (5) der Nationalvogel Torogoz im El Imposible Nationalpark
Nicht verpassen darf man den Nationalpark El Imposible, der seinen Namen wahrscheinlich dem steilen Anstieg auf bis über 1.400 Meter verdankt. Hier kannst du in den Wäldern wandern, eine Ausstellung zum Bürgerkrieg in El Salvador besichtigen und die rege Tierwelt bestaunen.
4.3 El Salvador kulinarisch erleben
El Salvador ist ein Kaffeeanbauland, und der Besuch einer Kaffeeplantage gehört einfach dazu. Schließlich kommt man nicht oft in den Genuss, die Herkunft vom Kaffee bis zur Bohne nachzuvollziehen. Ebenfalls ein Erlebnis sind die typischen Pupuserias, wo das Nationalgericht und der ganze Stolz der Salvadorianer serviert wird: Pupusas sind Maismehl- oder Reismehl-Fladen, die nach Wunsch mit Bohnenmus, Käse und allerlei anderen Dingen gefüllt werden.
Noch ein letzter Geheimtipp: In El Tunco verkauft Patiño in seinem Kiosk „Surfos“, der gleichzeitig Reisebüro und Bar ist, einen äußerst schmackhaften Rum mit Zusätzen wie Ingwer, Kokosnuss oder Chili. Sehr lecker! Außerdem ist Patiños (Live) Musik gut, über die man mit ihm lieber nicht diskutieren sollte. Sein Kiosk liegt in der Hauptstraße vor der Bar La Guitarra.
5. Praktische Tipps für deine Surfreise nach El Salvador
Die Anreise nach El Salvador dauert von Deutschland mit dem Flugzeug (je nach Verbindung) etwa 16 bis 25 Stunden und erfolgt meistens über die USA, Panama oder Mexico. Du kommst am internationalen Flughafen in San Salvador an, der ca. 45 Minuten von El Tunco bzw. 60 Minuten von El Zonte entfernt ist. Von dort empfehle ich die Benutzung eines offiziellen Taxis oder gleich von vorn herein die Abholung mit der Unterkunft zu vereinbaren.
5.1 Fortbewegung in El Salvador: Chicken Bus oder Auto
Für kurze Strecken kann man in El Salvador, wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern, sehr kostengünstig den Chicken Bus nutzen. Die bunten Gefährte heißen so, weil sie ein Wirrwarr aus Gütern, Menschen und manchmal auch Kleinvieh transportieren. An an den Ortsausgängen von El Zonte oder El Tunco hält immer ein Chicken Bus und befördert dich für ca. 0,75 US-Dollar von A nach B. Ja, die internationale Währung ist der US-Dollar, und je nach Wechselkurs zum Euro kann der Urlaub mit etwas Glück also noch günstiger werden!
Ansonsten ist Herumreisen im Land etwas komplizierter, zumindest ohne Mietwagen. Wer ein eigenes Auto hat, sollte trotzdem nicht alleine fahren und aus Sicherheitsgründen am besten nur bei Tageslicht. Ansonsten gibt es auch zahlreiche Tourenanbieter, die die meisten Fahrten für faires Geld anbieten.
5.2 Sicherheit in El Salvador
Zu den No Gos in Sachen Sicherheit gehört das Besteigen eines Vulkans oder Erkunden unbekannter Gebiete auf eigene Faust, Wertsachen zur Schau zu tragen (z.B. Telefonieren mit dem neuesten Handy im Chicken Bus) sowie Spazierengehen im Dunkeln außerhalb der üblichen Touristenzonen. Wer all das sein lässt und sich an die üblichen Vorsichtsmaßnahmen hält, sollte seinen El Salvador Urlaub ohne Probleme genießen können. Außerdem solltest du nicht unbedingt mit dem Straßenverkäufer über den Preis einer Kokosnuss verhandeln, denn das verbietet einfach der Anstand.
Wer doch einmal in die unangenehme Situation gerät und einen Überfall erleben muss, sollte nicht den Helden spielen, sondern Handy oder Bargeld einfach abhaken. Mir ist das aber in 4 Jahren El Salvador (im Gegensatz zu anderen Ländern) nicht ein einziges Mal passiert!
5.3 ¿Hablas español? Spanisch lernen in El Salvador
Ein paar Worte Spanisch gestalten deinen Aufenthalt in El Salvador deutlich angenehmer. Nicht, weil sonst keiner Englisch sprechen würde – das ist in den Touristenorten kein Problem. Sondern weil die meisten Einheimischen selbst auf rudimentäres Spanisch sehr dankbar reagieren und es ein Zeichen des Respekts ist, nicht jeden gleich auf Englisch vollzuquatschen.
Du kannst deinen Urlaub in El Salvador sogar zum Spanischlernen nutzen, indem du dich z.B. bei SAY ZONTE! einbuchst! Sie gehört zum schönen Palo Verde Hotel, das direkt am Meer liegt. Nach dem Surf kannst du also direkt einen Sprachkurs nehmen, und die neu erworbenen Spanischkenntnisse gleich in der Praxis einsetzen!
5.4 Gesundheit in El Salvador: Kein Grund zur Sorge
Beim Surfen kann immer und überall etwas passieren. Darum gehört in El Salvador neben der Reiseapotheke eine Auslandskrankenversicherung genauso dazu wie ein gewisses Maß an Vorsicht im Wasser. Platzwunden werden hier zwar äußerst kompetent genäht, die nächste große Klinik ist aber erst in der Hauptstadt San Salvador und ca. 50 Minuten mit dem Auto von der Küste entfernt.
Was die üblichen Magen-Darm-Probleme eines europäischen Verdauungssystems angeht: Auch das geht vorbei. Manche haben gar nichts, andere wiederum etwas Bauchschmerzen oder Durchfall. Auch so etwas wird hier meist sehr kompetent behandelt. Kohletabletten sollten, wenn überhaupt, nur im Notfall genommen werden. Lass nach dem Motto „Don’t peel it, don’t eat it“ Dinge wie Salat einfach weg und achte auf eine vernünftige Hygiene, dann gibt es auch hier wenig Grund zur Sorge.
Dengue ist wie in den meisten tropischen Ländern in El Salvador von Zeit zu Zeit ein Thema. Die übertragenden Mücken stechen aber nur tagsüber, so dass man mit entsprechendem Mückenschutz keine Probleme haben sollte. Das Bernhard-Nocht-Institut empfiehlt je nach Reiseart bestimmte Reiseimpfungen, über die du vor der Abreise am besten mit einem Arzt Rücksprache hältst.
Zusammenfassend lässt sich sagen: El Salvador ist wirklich eine (Surf-)Reise wert und verdient es nicht, permanent im großen Schatten von Costa Rica & Co. zu stehen. Wen dennoch die Sicherheitslage abschreckt: Auch gut, dann bleiben mehr Wellen für mich! 😉
Editing: Heidi Günther / meerdavon.
1 comment
Netter Artikel, ich freue mich sehr, dass es Ihnen in El Salvador gefallen hat, und Sie haben wirklich gute Tipps, aber ich würde nicht empfehlen, „öffentliche Verkehrsmittel“ zu benutzen, Taxis sind schon recht billig und viel sicherer, aber bitte recherchieren Sie die bekannten Taxiunternehmen, bevor Sie eines nehmen, besonders wenn Sie als Frau fahren. Ich komme selbst aus El Salvador und habe dort noch nie öffentliche Verkehrsmittel benutzt, weil ich Angst hatte, selbst bei Tageslicht