Fuerteventura war lange ein rotes Tuch für mich: Der erste Urlaub dorthin, noch mit den Eltern und in einem schönen Hotelbunker für Pauschaltouristen, hatte mich entsprechend geprägt. Damals war es außerdem so windig, dass man Surfer eigentlich nur mit Segel sah. Kein Wunder: Fuerteventura heißt ja auch so viel wie „starker Wind.“ Doch deswegen auf Fuerteventura surfen von der Liste streichen? Laut Surfnomade Julian ein großer Fehler, und er kennt die Insel schließlich wie seine Westentasche! Er hat einen Fuerteventura Surfguide veröffentlicht und räumt hier endlich mit den größten Klischees auf.
Fuerteventura Surfguide
Hier findest du Tipps von Surfnomade Julian, dem Experten für Surfspots und die schönsten Orte auf Fuerteventura.
Klischee 1: Außer Strand und Felsen hat Fuerteventura nichts zu bieten
Es stimmt, dass Strand-Fanatiker auf Fuerteventura – anders als auf den fast durchgehend felsigen Nachbarinseln Teneriffa oder Lanzarote – besonders auf ihre Kosten kommen. Über 100 Kilometer lange Strände mit weißem Sand und türkisfarbenem Wasser laden zum Faulenzen und Surfen ein. Oder zu anderen Wassersportarten wie Kiten, Windsurfen, Segeln, Tauchen oder Schnorcheln! Gerade weil der Ozean eine der Hauptattraktionen von Fuerteventura ist, solltest du als umweltbewusster Surfer unbedingt das Clean Ocean Project besuchen. Die Initiative setzt sich für den Meeresschutz und müllfreie Strände auf Fuerteventura ein. Jedes Mitbringel aus dem Shop in Lajares oder El Cotillo unterstützt den Kampf für eine plastikfreie Insel – genauso wie die regelmäßigen Beach Clean-Ups.
Ansonsten ist Fuerteventura eine recht vegetationsarme Insel, die von bösen Zungen gern mit einer Mondlandschaft verglichen wird. Trotzdem haben die unglaubliche Weite und kontrastreichen Schattierungen der mit Lavagestein gespickten Berghänge einen besonderen Reiz, dem du bestimmt schnell erliegen wirst. Zum Beispiel, wenn du Fuerteventura beim Mountainbiken und Wandern oder beim Skaten und Longboarden auf den langen Passstraßen erkundest.
Klischee 2: Als Insel hat Fuerteventura ein deutlich höheres Preisniveau
Auch dieses Vorurteil stimmt so nicht. Denn die kanarischen Inseln besitzen in Sachen Preisniveau und Steuern mit der Zona Especial Canaria (ZEC) europaweit einen Sonderstatus! So wird auf Produkte und Dienstleistungen nicht etwa die auf dem spanischen Festland geltende Mehrwertsteuer (21%) angesetzt, sondern nur eine Inselsteuer (etwa 7%). Sie macht z.B. den Einkauf von Lebensmitteln – egal ob sie von den Kanaren stammen oder importiert wurden – genauso wie Alkohol und Tabak sehr günstig. Auch Benzin ist billiger, was zum Beispiel einen Roadtrip um die Insel erschwinglich macht. Insgesamt kann auf Fuerteventura surfen also sehr günstig werden. Zum Beispiel sind Preise für ein geshaptes Board hier spürbar niedriger als auf dem europäischen Festland. Unterkünfte und Surfcamps bewegen sich hingegen auf einem mit Spanien und Portugal vergleichbaren Preisniveau.
Unsere Tipps für schöne Unterkünfte
Dreamsea Surf House
Das Dreamsea Surfhouse liegt im schönen Ort Corralejo, nur unweit von mehreren Stränden. Vom Einzelbett im Schlafsaal bis hin zu Doppel- und Familienzimmern ist alles möglich. Die Surfkurse gehen bis zu 4 Stunden täglich.
Nomad Surf House
Das NOMAD SURF HOUSE in Corralejo bietet nur Unterkünfte für Erwachsene und schafft mit einer Gemeinschaftslounge und einer Terrasse eine tolle Möglichkeit, mit anderen Gästen zusammenzukommen.
Surfcamp ONLY SURF
Das internationale Surfcamp ONLY SURFin Corralejo ist sehr nah am Strand. Jede Villa im Camp verfügt über einen Außenpool, eine möblierte Dachterrasse und einen Grillplatz.
Klischee 3: Es weht viel zu viel Wind für gute Wellen
In der Tat ist Fuerteventura nicht nur für konstante Wellen, sondern auch für den kräftigen Passatwind bekannt. Er bläst unabhängig von der Tageszeit und (zer)stört die cleanen Dünungswellen leider viel zu häufig. Das beste Rezept dagegen ist eine gute Ortskenntnis, denn trotz starker Winde läuft fast immer irgendwo auf der Insel eine brauchbare Welle. Der Surfguide Fuerteventura bietet dir das nötige Rüstzeug, um selbst an windigen Tagen auf Fuerteventura surfen zu können und eine gute Wellenausbeute zu bekommen!
Ansonsten gilt als Faustformel: Je größer der Ostanteil im Passatwind, desto besser und cleaner laufen die Spots an der Westküste. Bei Winden mit großem Nordanteil ist cleaner Surf nur noch an den recht anspruchsvollen Reefbreaks von Los Lobos sowie an Fuerteventuras Südküste zu finden.
Klischee 4: Auf Fuerteventura surfen ist nur im Winter gut
Fuerteventuras Klima ist sonnenreich und sehr trocken, weil die wenigen steilen Berghänge kaum Wolken anstauen. Das Wetter ist auf der sogenannten „Insel des ewigen Frühlings“ daher oft von strahlend blauem Himmel mit vereinzelten Schönwetterwölkchen geprägt. Tagsüber bewegen sich die Lufttemperaturen um die 27 Grad im Sommer und 20 Grad im Winter, in dem das Thermometer selbst nachts nur selten unter 10 Grad sinkt. Auch die Wassertemperaturen liegen im Winter nur selten unter 19 Grad – ein Wert den die meisten europäischen Surfregionen allenfalls im Hochsommer erreichen. Mit einem qualitativ hochwertigen 3/2er Neoprenanzug kannst du selbst im Winter auf Fuerteventura surfen, ohne zu frieren. Im Sommer und Herbst reichen sogar Boardshorts, Bikini oder Shorty aus!
Typisch mitteleuropäisches Mistwetter hast du also nicht zu befürchten und kannst dank ganzjährig angenehmer Temperaturen sogar im Winter auf Fuerteventura surfen gehen, ohne dir den Arsch abzufrieren. Tatsächlich zieht es viele Surfer in den Herbst- und Wintermonaten hierher, da sie als beste Surfsaison gelten. Die Wellen sind dann am höchsten und die Swells am konstantesten. Zudem ist es die Zeit, in der den lokalen Passatwinden häufiger mal die Puste ausgeht.
In den Sommermonaten frischt der Wind kräftig auf und Fuerteventura wird zum Paradies für Kite- und Windsurfer. Zudem nimmt ab Ende März die Swellkonstanz deutlich ab, sodass die Bedingungen für fortgeschrittene Wellenreiter dann nicht mehr optimal sind. Doch selbst im Sommer sind die vom Passatwind angetriebenen Windswells an der Ostküste immer noch gut genug, um Surfen zu lernen.
Klischee 5: Die Insel ist viel zu touristisch und wenig authentisch
Fuerteventura assoziieren viele Surfer als ruinierte Ferieninsel. Dabei beschränkt sich der 0815-Pauschaltourismus nur auf einige wenige Hochburgen wie Corralejo im äußersten Norden sowie Costa Calma und Jandia im Süden! Ansonsten besteht die Insel aus menschenleerem Niemandsland mit teils spektakulären Landschaftsformationen. Doch das wissen nur die wenigen Surftaveller, die im Fuerteventura Urlaub vor längeren Entdeckungstouren auf holprigen Schotterpisten nicht zurückschrecken. Besonders schön und wild ist die gesamte Gegend rund um Cofete im Südwesten, die du trotz der abgelegenen Lage problemlos mit einem normalen Mietwagen erreichen kannst.
Klischee 6: Die wenigen Ortschaften in Meernähe sind Hotelhochburgen
Die Suche nach einer schönen, preiswerten und nahe am Surfspot gelegenen Unterkunft ist tatsächlich nicht ganz so easy. Grundsätzlich gibt es auf Fuerteventura nämlich relativ wenige Hostels und Privat-Pensionen für Surfer, was auch an einigen gesetzlichen Hürden für die Betreiber liegt. Ausnahmen bilden die beiden authentisches Surfer-Orte Lajares und El Cotillo, die sich ihren ursprünglichen kanarischen Charme weitgehend erhalten haben. Aber auch hier muss man schon ein wenig suchen, um die wirklich charmanten Unterkünfte zu finden.
Die Auswahl an Surfschulen und Surfcamps auf Fuerteventura ist hingegen so groß, dass man leider schnell den Überblick verliert. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, habe ich die besten Surfcamps der Insel in den letzten Jahren persönlich getestet. Meine ausführlichen Reviews inklusive Preis-Leistungsvergleich und Rabattgutscheinen findest du im Surfguide Fuerteventura.
Individualtourismus: (1) Kleine Orte am Meer, (2) Surf Town Lajares, (3) Hinterhof-Kunst in Lajares
Klischee 7: Fuerteventura ist nur mit dem Flugzeug erreichbar
Weil Fuerteventura rund 100 km vor der marokkanischen Küste liegt, sind die Anreisemöglichkeiten tatsächlich entsprechend begrenzt. Dass du nur per Ferienflieger auf die Insel gelangen kannst, ist aber falsch! Ich kenne mehrere Surftraveller, die regelmäßig per Autofähre und eigenem Campervan anreisen, um auf Fuerteventura surfen mit einem Roadtrip zu kombinieren. Denn zur besten Wellenzeit des Jahres können sie hier bei frühlingshaften Temperaturen überwintern. Bei den relativ happigen Preisen für die zweitägige Überfahrt lohnt sich diese Variante aber nur, wenn du wirklich für viele Wochen oder gar Monate auf der Insel bleiben willst. Von Huelva oder Cádiz in Südspanien aus kostet die Autofähre inklusive eigenem Campervan etwa 400 Euro pro Strecke.
Anders als auf dem europäischen Festland gibt es auf Fuerteventura aber leider keine offiziellen Campingplätze, um 100% legal zu übernachten. Beim Wildcampen im eigenen Surfmobil begibst du dich rechtlich zwar auf dünnes Eis, doch das freie Stehen abseits von touristisch erschlossenen Stränden wird bislang weitestgehend geduldet.
Klischee 8: Auf Fuerteventura surfen ist nix für Anfänger
Das ist definitiv falsch! Fuerteventura hat nicht nur krasse Spots für Profis. Ich würde sogar sagen, dass der softe Reefbreak Punta Blanca an der North Shore neben Arrifana an der Algarve und Imsouane in Marokko mit zu den besten Anfängerwellen zählt, die ich im Laufe von 20 Jahren auf Surfreisen kennengelernt habe. Darüber hinaus eignen sich die vielen Beachbreaks an der West- und Ostküste hervorragend für Surfanfänger und Intermediates. Auch die teils starken Strömungen sind kein Problem, sofern du die Bedingungen richtig einzuschätzen weißt oder dir eine Surfschule suchst, die dir dabei hilft. Für fortgeschrittene Surfer bieten die erstklassigen Reefbreaks zwischen El Cotillo und Corralejo besonders im Winterhalbjahr eine perfekte Spielwiese.
Klischee 9: Alle guten Surf Spots findet man an der North Shore
Einige Leute meinen, dass alle Top Spots im Norden nebeneinander liegen und man sich einen Fuerteventura Surfguide getrost schenken kann. Tatsächlich bietet die weltbekannte North Shore mit ihrer exponierten Lage und dem rasch abfallenden Meeresgrund die spektakulärsten und konstantesten Wellen. Ähnlich konstante Wellen bieten die Spots an der Westküste, die man von Norden der Insel gut erreichen kann. Für einen kurzen Fuerteventura Urlaub macht es daher durchaus Sinn, sich an der North Shore eine Unterkunft oder ein Surfcamp zu suchen.
Fuerteventura: (1) Leerer Spot an der Northshore, (2) Anfängertauglicher Windswell an der Ostküste, (3) Einsame Westküste
An Fuerteventuras Ostküste laufen die Surf Spots leider nur, wenn der Passatwind über mehrere Tage kräftig bläst. Dann werden die vielen Traumstrände zwischen Corralejo und Jandia mit solidem Windswell versorgt. Was viele Fuerte-Newbies aber nicht wissen: Auch die Südküste zwischen Morro Jable und Cofete wartet mit ein paar richtig guten Perlen auf und der typische Passatwind bläst hier immer offshore! Allerdings sind die meisten dieser Spots ziemlich abgelegen und nur die großen Winter-Swells bahnen sich ihren Weg bis in den abgeschirmten Süden. Wer zum ersten Mal auf Fuerteventura surfen will, sollte sich daher in einem Surfcamp mit ortskundigen Surfcoaches einquartieren. Und sich vorher noch schnell den Surfguide Fuerteventura kaufen 😉
Klischee 10: Los Lobos kannst du dir schenken
Nein, auf keinen Fall! Die kleine Nachbarsinsel Los Lobos ist ein Ausflugsziel, das im Fuerteventura Urlaub auf keinen Fall fehlen darf – vor allem als Wellenreiter. Denn dort kannst du einen Vulkan besteigen, der sich direkt neben einem der besten und anspruchsvollsten Reefbreaks Europas erhebt. Vom Vulkangipfel aus öffnet sich ein atemberaubender Blick auf die perfekten Lines, die sich wie gemalt um die unbewohnte Insel biegen. Wer auf Fuerteventura surfen war und meint schon alle Spots zu kennen, findet auf Los Lobos noch ein kleines Paradies.
Los Lobos: (1) Ruhige Stimmung, (2) Feuernder Reefbreak, (3) Blick von Fuerteventura auf den Vulkan
Hinkommen ist einfach: Zwischen Fuerteventura und Los Lobos verkehren diverse private Charterboote, die dich im Hafen von Corralejo für ca. 20 Euro aufgabeln. Ein eigenes Surfboard unterm Arm und suchende Blicke reichen meistens aus, um auf dem Hafengelände als wellenhungriger Passagier erkannt und zum nächsten freien Motorboot geführt zu werden. Der speziell für Wellenreiter konzipierte Bootsservice beinhaltet die Überfahrt bis ins Lineup sowie späteres Wiedereinsammeln mit anschließender Rückfahrt nach Corralejo.
Klischee 11: Auf Fuerteventura gibt es kaum noch Platz im Lineup
Wie überall in Europa sind auch die Lineups auf Fuerteventura in den letzten Jahren immer voller geworden. Der Surftourismus boomt und dass Fuerteventura zu den besten Surfregionen Europas zählt, ist eben längst kein Geheimnis mehr. Allerdings konzentrieren sich die meisten Surftraveller auf eine Handvoll gut erreichbarer und anfängertauglicher Surfspots im Norden. An einigen Spots im Westen und im Süden der Insel war ich aber selbst bei super Bedingungen schon häufig genug komplett alleine im Wasser! Gerade ab einem gewissen Surfniveau kommt man im Fuerteventura Urlaub nach wie vor auf eine solide Wellenausbeute.
Doch eins solltest du bei den erstklassigen Bedingungen nicht vergessen: Auf Fuerteventura surfen bei perfekten Wellen natürlich immer Leute, die es draufhaben. Unter ihnen sind manchmal auch unentspannte Locals mit offenkundigen Revieransprüchen. Besonders an der North Shore und teilweise an der Südküste Fuerteventuras gibt es Surfspots mit hohlen, druckvollen Riffwellen, die tatsächlich eher den Locals vorbehalten sind. Wer hier einem anderen Surfer in die Welle droppt, riskiert auf beiden Seiten schweren Verletzungen.
Leider kommt es trotzdem immer wieder vor, dass unerfahrene Urlaubssurfer mit viel zu kleinen Brettern in Bedingungen surfen gehen, denen sie nicht gewachsen sind. In solchen Fällen helfen dann nur noch die selbstregulierenden Kräfte des Ozeans. Wer sich beim Surfen überschätzt oder an Spots geht, wo er oder sie (noch) nicht hingehört, wird von den Wellen früher oder später wieder ausgespuckt!
Fazit: Auf Fuerteventura surfen kann alles!
Ich hoffe ich konnte dir zeigen, dass an den meisten Klischees über meine Lieblingsinsel wirklich nichts dran ist. Mich wird es jedenfalls bald wieder hinziehen, obwohl ich schon einige Surfurlaube dort verbracht habe. Alle meine Tipps stehen übrigens ganz ausführlich in meinem neuen Fuerteventura Surfguide. Wir sehen uns im Line Up!
Editing: Heidi Guenther.
1 comment
Hallo Heidi und Christian,
vielen Dank erstmal für diese tolle Website. Mein letzter Surfurlaub in Portugal mit meinem 9 jährigen Sohn ging leider etwas in die Hose (gebrochene Hand vom Skaten wenige Tage vor der Abreise und echt schlechtes Wetter sowie Wellen). Bei meiner Suche nach einer Surfmöglichkeit für die Herbstferien bin ich jetzt auf Fuerteventura und eure Website gestoßen. Ich habe mir auch bereits den Surfguide bestellt, aber würde zur Sicherheit noch einmal gerne wissen: welchen Beachbreak würdet Ihr für Anfänger am Meisten empfehlen: La Pared, Corraleja oder einen bei El Cotillo?
Ich freue mich auf Eure Antwort.
Mit den Besten Grüßen
Max