Hallo, ich bin Felix Inden, ein im Rheinland ansässiger Landschaftsfotograf mit einem Faible für die Lofoten! Ganz Norwegen ist ja eine kühle Schönheit. Doch die Inselgruppe nördlich vom Polarkreis ist für mich einer der schönsten Außenposten – mit atemberaubender Natur und ganz speziellem Licht. Auf meinem allerersten Trip auf die Lofoten hatte ich 2010 ein Schlüsselerlebnis, das meine Fotografenkarriere entfachte: Dort gelangen mir Naturfotos, bei denen ich später überrascht war, dass sie wirklich aus meiner Kamera kamen. Seitdem bin ich regelmäßig dort.
Schon lange bevor ich der Fotografie verfiel, war ich gerne in der Weltgeschichte unterwegs, stets auf der Suche nach Abenteuer in der Natur und in verschiedenen Kulturen. Als gebürtiger Spanier zog ich mit meinen Eltern jobbedingt alle fünf Jahre um: Spanien – Deutschland – Chile – Deutschland, so sah meine Kindheit und Jugend aus. Irgendwann entwickelte sich aus der Leidenschaft fürs Reisen die Lust, das Erlebte in Bildern festzuhalten.
Mittlerweile wohne ich mit meiner Frau und unseren zwei kleinen Söhnen im Rheinland. Von dort breche ich weiterhin oft zur Motivjagd auf – und eine meiner Lieblingsdestinationen bleibt der Norden Skandinaviens. Heute will ich dich mitnehmen: Begleite mich in diesem Artikel auf die Lofoten und erfahre das Wichtigste, was du für eine Reise dorthin wissen musst. Inklusive Tipps und Spots inklusive Google Map, was du alles erleben kannst – vom Nordlichter jagen über Wandern bis hin zum Surfen. Da ich selbst kein Wassersportler bin, haben uns Unstad Arctic Surf mit Informationen zu den eisigen lokalen Wellen unterstützt.
1. Lofoten Love: Was ich als Fotograf an Norwegen so mag
„Det finnes ingen snarveier til steder det er verdt å resie til.“
„There are no shortcuts to any place worth going.“
Norwegisches Sprichwort
Norwegen ist ein wunderschönes Land. Alles, was ich mag, ist auf weltweitem Spitzenniveau vorhanden: Hohe Berge, dichter Wald und blaues Meer. In Nordnorwegen, auf den Lofoten, ragen Berge aus karibisch anmutendem Wasser und hinter weißem Sandstrand in die Höhe. Dazu gibt es Gletscher, Seenlandschaften, Flüsse, Hochebenen… Ich höre an dieser Stelle besser auf, bevor das Fernweh mich zerreißt. Kurzum: Die Natur der Lofoten kombiniert mit der geringen Bevölkerungsdichte ergibt eine fotografische Spielwiese, die mich in allen Belangen abholt.
So etwas hatte ich selbst in Südamerika noch nie gesehen: Als hätte jemand die oberen 1000 Meter der schönsten Alpengipfel genommen, und an einen geilen Strand gepflanzt. Fotogener könnte es nicht sein! Manchmal erscheint es mir fast unfair, wie sehr Mutter Natur die Lofoten bedacht hat.
Obwohl ich Reisen in wärmere Gebiete genieße, hege ich eine Leidenschaft für Schnee und Eis. Über mich und mein Stativ wirst du daher eher in der Arktis stolpern als irgendwo in den Tropen. Kein Wunder, dass es die Lofoten eine Liebe auf den ersten Blick bzw. Klick waren. Schon beim Landeanflug meines allerersten Fliegers nach Nordnorwegen war ich hin und weg von den fantastischen Landschaften!
Lofoten Views: (1) Insel Sakrisoy und Reine, (2) Winterlandschaft, (3) White Out am Haukland Strand, (4) Wandern mit viel Grün, (5) Karibik Feeling im Sommer (Foto 1-5 by Felix Inden, Foto 5 by Unstad Artic Surf / O.K. Fjelltun Larsen)
Auch heute, nach über 20 Reisen auf die Lofoten, brennt meine Liebe für die Inseln wie am ersten Tag. Wobei es mittlerweile natürlich ein paar Abstriche gibt. Zum Beispiel ist es unwahrscheinlich, dass ich den berühmten Skagsanden Strand bei Ramberg je wieder alleine sehen werde, während wildes Nordlichtspektakel den Nachthimmel ziert. Aber daran bin ich durch meine Fotografie und der Präsenz auf Social Media ein stückweit selbst mit schuld. Deshalb werfe ich an dieser Stelle lieber keinen Stein…
2. Die Lofoten: Wissenswertes zu Klima und Licht
Der Name „Lofoten“ bedeutet „Luchsfuss“ und steht für den nordnorwegischen Distrikt, sowie die circa 80 Inseln, die ihn ausmachen. Zu den größten zählen Austvågøya, Vestvågøy, Flakstadøya und Moskenesøy. Sie fädeln sich von Ost nach West gen Meer auf und sind durch Brücken verbunden. Und weil die Lofoten-Inseln einige Hundert Kilometer oberhalb des Polarkreises – quasi mittendrin – liegen, sind Wetter und Lichtverhältnisse sehr speziell.
2.1 Das Klima auf den Lofoten
Die arktische Lage der Lofoten sorgt für extrem wechselhaftes Wetter: Hier ist es kein plumper Spruch, dass man innerhalb einer Stunde alle vier Jahreszeiten erleben kann. Insgesamt ist das ozeanische Klima eine windige und teils sehr nasse Angelegenheit. Vielleicht verwundert dich, dass es trotzdem recht mild ist: So kalt, wie man von Norwegen denkt, wird es dann doch nicht. Im Februar ist es mit durchschnittlich -1 °C am kältesten, im August mit durchschnittlich 13 °C am wärmsten. Regen gibt’s dafür so gut wie immer, wobei es im Herbst am feuchtesten ist.
Hoff‘ auf das Beste und sei auf das Schlimmste vorbereitet – so lässt sich das Wetter auf den Lofoten zusammenfassen. Selbst im Sommer brauchst du wasser- und winddichte Outdoorkleidung, damit dir Wetterkapriolen egal sein können. Als Fotograf ist obendrein wasserdichtes Equipment Pflicht, um draußen länger als eine halbe Stunde Spaß zu haben.
Sommer wie Winter: Gute Outdoor-Kleidung muss in Norwegen sein (Fotos by Felix Inden)
2.2 Die Lichtverhältnisse auf den Lofoten
Neben dem launischen Wetter sind auch die Lichtverhältnisse auf den Lofoten ein Mysterium, was ebenfalls an der Lage nördlich vom Polarkreis liegt. Der Winkel, in dem die Sonne im Jahresverlauf auf- und untergeht, verhält sich völlig anders als in hiesigen Breitengraden: Im tiefsten Winter wird es fast gar nicht hell und im Sommer dafür niemals dunkel. In Punkto Reisezeit und Interessen spielt das keine unerhebliche Rolle. Wer es genau wissen will, kann die Tage und Nächte je Monat hier nachlesen.
Extreme Dunkelheit: Der Winter
Im Januar herrscht die Morketid, die polare Nacht. Während dieser Dunkelphase steigt die Sonne nie über den Horizont, sondern erzeugt gegen Mittag nur einen Dämmerungszustand, der einige Stunden anhält. Es ist also nicht 24 Stunden am Tag dunkel, sondern nur 20 😉 Der erste Sonnenaufgang des Jahres (Mitte Januar) ist ein faszinierendes Erlebnis, das von allen Locals feierlich begrüßt wird. In den Genuss von direktem Sonnenlicht kommen nur wenige: Die meisten müssen noch einige Monate warten, weil sie in Dörfern leben, die von hohen Bergen abgeschirmt sind. Ich persönlich liebe den Januar auf den Lofoten, denn du kannst nicht nur Nordlichter sehen – auch sonst ist das Licht atemberaubend schön:
Wenn die Wolken mitspielen, scheint die Sonne gefühlt endlos in niedrigem Winkel auf die Berglandschaften. Sie erzeugt ein fantastisches Spiel aus pastellastigen Farbtönen, das sich in schneebedeckten Gipfeln spiegelt. Zu dieser Jahreszeit kannst du nördlich vom Polarkreis noch in Ruhe dein Ding machen, ohne viele andere Menschen zu treffen.
Lofoten im Winter: (1) Endloser Sonnenuntergang, (2) Nordlicht über dem Meer, (3) Pastell-farbige Schneelandschaften (Fotos by Felix Inden)
Für mich als Fotograf ist am Winter der sich jeden Tag etwas ändernde Sonnenwinkel klasse, so dass man immer völlig andere Motive fotografieren kann. Außerdem sieht man in der Zeit die Nordlichter, doch dazu später mehr. Nur den Februar meide ich, denn dann ist „Prime Time“ für internationale Fotografie-Workshops und -Reisen. An schönen Locations wird es durchaus voll, und spontan eine Unterkunft finden zum Problem.
Extremes Licht: Der Sommer
Das andere Extrem erlebst du auf den Lofoten mit der Mitternachtssonne gegen Ende Mai bis Mitte Juli: Dann geht der Feuerball so gut wie gar nicht mehr unter und schwebt stundenlang über dem Horizont im Norden. Es wird nicht mehr dunkel und du kannst theoretisch 24 Stunden lang ohne Einschränkung Surfen, Schwimmen oder Wandern. Zur Fotografie eignen sich dann nur noch die sonst üblichen Nachtstunden, die wie ein endloser Sonnenuntergang aussehen. Ansonsten steht die Sonne zu hoch am Himmel und ist kaum zu bändigen.
„Es begann nicht mehr Nacht zu werden, die Sonne tauchte kaum die Scheibe ins Meer hinab und kam dann wieder empor, rot, erneuert, als sei sie unten gewesen und habe getrunken.“
Knut Hamsum, 1894, Pan
Lofoten im Sommer: Weiße Nächte (Foto by Unstad Arctic Surf / Kian Bourke)
Neben den milden Temperaturen sind die langen Tage mit den „weißen Nächten“ (zeitweise trotzdem mit glutrotem Himmel) sicher ein Grund, warum im Sommer auf den Lofoten relativ viel los ist. In dieser Zeit finden auch Festivals in Bodo und Tromso statt, und machen die Nacht einmal mehr zum Tag – sie können vor der Lofoten-Rundreise einen Stopp wert sein.
3. Lofoten erleben: Was du auf den Inseln alles unternehmen kannst
Wenn es um Aktivitäten auf den Lofoten geht, gibt es schlicht eine unglaubliche Fülle an verschiedenen Dingen, die du unternehmen kannst. Sogar jenseits der Fotografie, die mich auf meinen Trips natürlich die meiste Zeit in Beschlag hält. Daher soll es nun nicht nur ums Nordlichter jagen, sondern auch um die schönsten Outdoor-Sportarten und Sights gehen.
3.1 Nordlichter bewundern
Besonders bekannt wurden die Lofoten in den letzten 10 Jahren, weil sie dank ihrer Lage nördlich vom Polarkreis einer der besten Orte in ganz Norwegen sind, um Nordlichter zu sehen bzw. sie auf Fotos spektakulär in Szene zu setzen. Dafür braucht man idealerweise wenig Licht und der Himmel sollte klar, wolkenlos und niederschlagsfrei sein.
Du willst keine komplette Dunkelheit, aber dennoch Nordlichter? Dann bietet sich der „Arctic Indian Summer“ im September und Oktober an: Teils stürmisch, doch weniger kalt, und mit wunderschönen bunten Herbstfarben. Ebenfalls gut sind Februar und März, wenn die Locals wieder Sonne im Garten haben und die Tage langsam länger werden. Ski-Fahrer und Surfer können dann mehrere Spots am Tag ansteuern, ohne dass es unterwegs schon wieder dunkel wird. Trotzdem sind die Nächte noch lang genug, um nach einem aktiven „Tag“ Jagd auf das bezaubernde Nordlicht zu machen.
Die Aurora spiegelt sich am Skagsanden Beach (Foto by Felix Inden)
Das braucht es für Nordlichter auf den Lofoten
Für die Jagd nach der Aurora Borealis brauchst du einen Aussichtspunkt und gute Bedingungen. Es bieten sich z.B. Skagsanden oder Uttakleiv Beach sowie Reine an, weil man hier dank nördlicher Ausrichtung selbst schwaches Nordlicht mit bloßem Auge bestaunen kann – obwohl es mit Kamera noch besser geht. Stärkeres Nordlicht siehst du hingegen in allen Himmelsrichtungen. Wie stark das Nordlicht ausfällt, hängt neben der Sonnengeschwindigkeit und dem Bewölkungsgrad vom KP-Index ab, der Intensität der nötigen geothermischen Stürme. Wegen der geographischen Lage ist in Norwegen ein Index von KP1 bis KP3/4 gut. Über diese Faktoren geben Forecast Systeme wie Ventusky oder www.yr.no Auskunft.
Ansonsten benötigst du Glück und Geduld. Ein gutes Zeichen ist, wenn in deiner Unterkunft plötzlich orgiastisches Geschrei der Mitmenschen ertönt 😉 Dann lacht dich wolkenfreier Nachthimmel an, du fährst zu einer Location und Boom, da ist die Aurora in voller Pracht. So ist es aber leider selten. Meistens tuckerst du eine Weile in der Gegend herum, ein Auge stets auf den Forecast. Selbst bei guter Vorhersage kann es lange dauern, bis sich das Nordlicht zeigt. Darum gucke ich etwa alle 20 Minuten raus und fahre spontan los – Gottseidank sind die besten Spots relativ schnell zu erreichen.
Immer bereit zum Aufbruch: Bei der Nordlicht-Sichtung gehört Glück dazu (Foto by Felix Inden)
Foto-Tipps für das Nordlicht
Zu meiner Ausrüstung zählt nebeneiner guten Kamera (z.B. Sony A 7 S III) ein Stativ sowie ein lichtstarkes Ultra-Weitwinkel-Objektiv, um viel vom Himmel aufs Bild zu bekommen und mit geöffneter Blende (eine F 2.8 ist optimal) viel Licht auf den Sensor fallen zu lassen. Genau wie Wasserfälle oder Wellen ist Nordlicht ständig in Bewegung. Langzeitbelichtung kann bei Ersteren schön weichgezeichnete Bilder liefern, doch für die Aurora empfehle ich eher eine kurze Belichtungszeit (5 bis 20 Sekunden). Ansonsten ist auf deinem Bild nur ein konturloser bunter Fleck in der Dunkelheit zu sehen.
Falls du kein Foto-Nerd bist: Einsteigerobjektive gehen auch, sind allerdings lichtempfindlicher – was zu viel Bildrauschen führen kann. Doch selbst mit einem iPhone im Nachtmodus plus Stativ lassen sich teils recht nette Bilder machen.
Abgesehen von Foto-Ambitionen ist es einfach faszinierend, das Nordlicht zu betrachten, wie es Pirouetten und wilde Formen schlagend über den Nachthimmel wandert. Ein Farbspektakel, das ihn zum Entflammen bringt. In solchen Momenten ertappe ich mich beim verzückten Starren. Wer das erlebt, legt sich am besten hin und genießt den einzigartigen Anblick.
Fass-Sauna und Nordlicht: Einfach Entspannen und Himmelgucken (Foto by Unstad Arctic Surf)
3.2 Wellenreiten und Beach Hopping
Dank Rundum-Ausrichtung zum Meer und malerischen Stränden sind die Lofoten bei Surfern wie bei Fotografen gleichermaßen beliebt. Ich selbst bin allerdings kein Wassersportler und kann die hier erwähnten Spots nur „von Land“ aus beurteilen. Darum haben uns die Locals von Unstad Arctic Surf mit Surf-Tipps in diesem Kapitel unterstützt – mit Unstad auf der der Insel Vestvågøy dürfen sie den wohl historischsten Surfort Norwegens ihr Zuhause nennen.
In Unstad trieb es in den 60ern die ersten norwegischen Fischer aufs Surfbrett, weil sie den Sport im fernen Australien kennengelernt hatten. Doch bekannt wurde kleine Ort erst in den 90ern, als Locals aus Stavanger, Surfmagazine und Filmemacher die Wellen am Polarkreis entdeckten. Heute finden Besucher vor Ort mit Unstad Arctic Surf ein lokales Surfcamp, das in die Gemeinschaft vor Ort eingebettet ist. Dort gibt’s gemütliche Cabins, Material-Verleih, Coaching und herrlich warme Saunas 😉
Unstad Arctic Surf: (1) Welcome to Unstad, (2) Wellencheck vom Bett aus, (3) Ready to Surf, (4) Winterwellen, (5) Sommerwellen, (6) Absacker an der Bar, (7) Kamin (Fotos by Unstad Artic Surf)
Surf-Saison und Surf-Ausstattung für die Lofoten
Surfen kann man in Unstad eigentlich immer, wobei die beiden extremen Jahreszeiten nicht unbedingt die besten sind. Im Sommer (Juni bis August) ist am meisten los und es kann im Wasser ziemlich voll werden. Dann sind Wasser und Luft bis zu 15 °C warm, die Wellen klein, aber inkonsistent. Überraschenderweise sinkt die Wassertemperatur im Winter dank des Golfstroms auf maximal auf 6 °C, während es an Land 0 bis -15 °C sind. Die Wellen sind größer, doch die Tage sehr kurz.
Empfehlenswert für fortgeschrittene Surfer ist der Herbst (Ende September bis Anfang Dezember) mit guten Wellen und noch angenehmen Wassertemperaturen, auch wenn das Wetter rauer werden kann. Ebenfalls schön ist der späte Winter bis zum Frühlingsbeginn (Februar bis April), mit spaßigen Wellen und Schneelandschaften – zum Surfen und Skifahren!
Um einen Wetsuit kommst du auf den Lofoten also nie herum: Die Unstad Arctic Surfer nehmen meistens einen 6/5/4 Neoprenanzug mit integrierter Haube, dicken Boots und Handschuhen. Im Sommer reicht manchmal auch ein 5/4 Neoprenanzug mit Boots aus.
Warm tipps! Put some hot water in your shoes before you go surfing. This gives you a boost of warmth before you enter the cold sea. It works also with gloves. If it’s very cold we are using 5mm mittens instead of gloves and the thickest 8mm boots available.
Erik, Unstad Arctic Surf
Erfrischende Surf Sessions: (1) In voller Montur am Winterstrand, (2) Paddle Out, (3) Surf Coaching, (4) Fäustlinge selbst im Sommer, (5) Sandig und glücklich, (6) Hang Loose (Fotos by Unstad Arctic Surf / Kian Bourke)
Ausgewählte Wellen in Unstad
Im Vergleich zu anderen Surf-Destinationen sind die Crowds noch erträglich, wenn man die Jungs von Unstad Arctic Surf fragt – auch wenn die Gegend durch Social Media immer beliebter wird. Localism müsse man nicht befürchten, obwohl die lokale Szene wächst: Immer mehr Leute ziehen aus größeren Städten Norwegens – oder aus anderen Ländern – auf die Lofoten. Sie surfen zum Beispiel hier:
- Unstad Beach Break: Wahrscheinlich eine der konsistentesten Wellen Skandinaviens, die für alle Surflevel und bei fast jedem Swell funktioniert – egal ob es knie- oder überkopf-hoch ist. Aber: Starke Strömung an beiden Enden der Bucht!
- Unstad Left: Eine schnelle, barrelnde Welle, die in recht flachem Wasser bricht, und ordentlich Swell von Südwesten mit 3 – 10 ft braucht. Der Traum aller Goofy Footer! Achtung, Steine im Wasser, und nur für Fortgeschrittene bis Experten.
- Unstad Right: Für manche der beste Righthander in Norwegen. Die Wellen brechen über großen Felsen und bieten perfekte Bedingungen für Tube Rides und Performance Surfing. Nur für Advanced bis Expert Surfer.
- Søppelplassen (Garbage Place): Es braucht großen Swell, um die langen linken Wellen zum Laufen zu bringen. Dann locken dicke Tubes und Walls (nur!) Advanced Surfer an. Starke Strömung, große Felsen, und ein teils schwerer Ein- und Ausstieg.
“The best thing about surfing in Lofoten is the beautiful surrounding combined with perfect waves in a winter landscape. A perfect day at Unstad is waking up and you see that the left is on fire. You know you have the whole day to surf your brain out. If you are lucky, you’ll get some waves before the crowd is getting too hectic. Hopefully I'll get a few good ones before I go back to the beach house and have a cold drink in the sauna.”
Erik, Unstad Arctic Surf
Feuchter Surfer-Traum: (1) Barrel Modus, (2) Superschnelle Linke, (3) Performance Surfing, (4) Sunset Session (Fotos by Unstad Arctic Surf / James Austrums / Kian Bourke-Steer / O.K. Fjelltun Larsen)
Beach Hopping an weiteren Lofoten-Stränden
Nicht weit von Unstad weg ist der bei Fotografen berühmt-berüchtige Uttakleiv Strand. Ein Top-Spot mit vielen Motiven! Doch achte bitte auf die aus dem Nichts erscheinenden „Freak Waves“ – sie haben schon manchen von den Beinen gerissen und viele Kameras an den Meeresgrund befördert. Ja, auch ein Set meiner Ausrüstung. Surfen solltest du in Uttakleiv lieber nur mit viel Erfahrung und in Begleitung von Locals, denn an dem gefährlichen Spot lauern Untiefen und versteckte Felsen. Falls du in der Ecke bist, schau dir Haukland an – ein feiner, fast karibisch anmutender Sandstrand. Wären da nicht die Berge und das kalte Wasser…
Weiter gen Westen erreichst du den Skagsanden Beach, einer meiner Lieblingsorte und ein Schlaraffenland der Fotografie. Denn dort fließt ein kleiner Fluss ins Meer, und verändert bei jeder Ebbe und Flut seine Form. Außerdem bildet er unterirdische Kanäle, durch die verschiedenfarbiger Sand gespült wird – das ergibt faszinierende Strukturen mit (je nach Blickwinkel) Bergen im Hintergrund. Hier hat sich ebenfalls ein Campingplatz angesiedelt.
Kvalvika ist dir vielleicht von der Surf-Doku „North of the Sun“ bekannt – in der sich verrückte, sehr gute Surfer meterhohen Brechern aus dem Nordmeer stellen. Ein abgelegener, fantastischer Strand, wo du kaum einem Menschen begegnest und meistens deine Ruhe hast. Im Gegensatz zu anderen Stränden musst du hierhin nämlich erst einmal eine ganze Weile wandern. Solltest du längere Steigungen nicht gewöhnt sein, wirst du gut ins Schwitzen geraten. Nimm dir genug Zeit und pack vielleicht ein Zelt ein – von hier kann man die Mitternachtssonne gut bewundern.
Beach Hopping: (1) Uttakleiv Beach, (2) Skagsanden Beach (both by Felix Inden), (3) Haukland im Winter (by Unstad Arctic Surf / James Austrums), (4) Kvalvika (by Johny Goerend)
3.3 Alpinsport: Wandern und Skifahren
Die Lofoten sind ein Top-Wandergebiet weltweit mit vielen eigenen Wanderführern. Hier gibt es schier endlose Bergpfade, die hinter jeder Kurve einen fantastischen Blick bereithalten – wobei du auch das Wetter immer im Auge haben solltest. Abseits der bekannteren Routen solltest du dich nur alleine bewegen, wenn du alpine Wandererfahrung mitbringst. Respekt und Vorsicht sind ratsam:
Man kann fast jeden Berg erklimmen, allerdings sind einige dieser geilen Gipfel hochalpines Gelände – auch wenn die Höhe es nicht vermuten lässt. Da die Berge aus dem Meer ragen, ist meistens nur eine kurze Anfangspassage einfach zu begehen. Danach geht es dann sehr schnell recht herbe zur Sache, mit oftmals sehr steilen und auch exponierten Passagen, die es zu meistern gilt.
Happy Moments: Schnee und Sunset auf dem Skottinden (Foto by Felix Inden)
Ausgewählte Wanderrouten auf den Lofoten
Der Ryten mit Blick auf den Kvalvika Beach ist knapp 500 Meter hoch: Die Wanderung ist nicht schwer, aber steigungstechnisch geht es schon zur Sache. Ein sicherer Trail mit genug Abstand zum Abgrund, der dich zum Schwitzen bringt. Der Gipfel ist von verschiedenen Parkplätzen aus zu erreichen, aus Respekt vor den Locals solltest du allerdings die Variante ab Yttersand wählen. Parken kostet hier etwa 5 Euro und du behinderst keine Einheimischen – anders als diejenigen, die die ganze Straße nach Selfjord zuparken…
Ebenfalls zu den einfacheren Gipfeln zählt der Mannen beim Haukland Beach, und ist deshalb sehr gut frequentiert. Vom Strand aus kannst du sehen, wie die Leute oben die Aussicht genießen. Folge einfach der alten Passstraße nach Uttakleiv, bis du auf halber Höhe einen Trail Richtung Gipfel siehst. Eine ähnlich leichte Wanderroute ist der Offersoykammen – beliebt bei Familien und bei den Menschen aus Leknes als tägliche Trailrunning-Strecke.
Wandern auf den Lofoten: (1) Weg zum Ryten, (2) Kvalvika Beach Views, (3) Reine mit Bergmassiv, (4) Vikten im Zwielicht (Fotos by Felix Inden)
Früher war der Reinebringen, der kurze aber knackige Anstieg von der alten Straße in Reine, vor allem wegen Steinschlag gefährlich. Mittlerweile ist die Route aber machbar – dank der Steintreppen, die in den letzten Jahren von eigens aus dem Himalaya eingeflogenen Sherpas gebaut wurde. Trotzdem ist die Steigung definitiv nichts für schwache Nerven und man sollte zumindest eine normale Fitness besitzen: Es geht quasi steil hoch auf über 400 Meter und dann wieder steil hinab. Dafür ist der Blick fantastisch! Wer dabei seine Ruhe haben möchte, sollte früh morgens oder abends wandern gehen.
Wintersport in Svolvaer
Svolvaer, mit über 4.000 Einwohnern die größte Stadt der Lofoten, liegt ebenfalls in einem Wandergebiet. Deutlich bekannter ist der Ort aber als Ausgangspunkt für Touren in den Trollfjord und als Wintersport-Mekka. Obwohl ich selber kein Experte und immer nur zum Fotografieren dort bin weiß ich, dass die Gegend Skifahrer und Snowboarder anzieht. Dort kannst du sowohl Equipment mieten als auch Guides buchen. Bitte informiere dich über die Lawinengefahr – sie ist auf den Lofoten wegen schnell wechselndem Wetter teils extrem hoch.
Berge und Meer, Surfen und Skifahren: Auf den Lofoten möglich (Foto by Unstad Arctic Surf)
3.4 Verschlafene Dörfer besuchen
Das Konglomerat an kleinen bewohnten Inselchen wie Hamnoy und Sakrisoy rund um Reine ist einzigartig auf diesem Planeten. Zurecht die absolute Top-Location, wenn es um Tourismus und Fotografie geht. Wer nach den Lofoten googelt, wird als erstes ein Bild von Reine sehen. Besonders empfehlenswert ist hier Bringen Blomster, ein kleines schnuckeliges Café. Grüßt dort gerne mal von mir – ich versuche möglichst oft, dort vorbei zu fahren. Leider wird es deshalb auch nichts mit meinem Astralkörper, da die selbstgebackenen Kuchen einfach super sind 😉
Die Insel Hamnoy bzw. der gleichnamige Ort bestehen neben dem Hafen quasi aus den roten Holz-Hütten von Eliassen Rorbuer Ressort – benannt nach den Rorbuer, ehemals nur saisonal genutzten Fischerhäuschen. Einen unfassbar fotogenen Blick habt ihr hier von der Brücke aus.
Ähnlich verschlafen ist die Insel Sakrisoy mit dem Kramlädchen, kleinen Museum und den hier gelben Rorbuers. Die berühmteste dieser Hütten ist die weltbekannte „Olstindbua“ mit dem ikonischen Berg Olstinden dahinter. Im beliebten Restaurant Anitas Seafood darfst du die hervorragenden Fishburger, Sashimi und Fischsuppe nicht verpassen.
Reine und Umgebung: (1) Olstindbua auf Sakrisoy, (2) Winter auf Hamnoy, (3) Reine mit Olstinden, (4) Reine im Zwielicht, (5) Traditioneller Fischfang (Fotos by Felix Inden)
Neben Reine ist das UNESCO-Weltkulturerbe Nusfjord ein absoluter Pflichtspot, um etwas über die Geschichte der Lofoten zu lernen. Im Restaurant gibt’s leckere Suppe und auf dem Weg nach Nusfjord findet ihr einen der spektakulärsten Blicke der Lofoten überhaupt – die Straße mit dem Stjernetinden, dem höchsten Berg, im Hintergrund.
Der “letzte Ort der Lofoten” mit dem knackig-kurzen Namen Å ist heutzutage ein Freilichtmuseum, wo du Einblick in das Leben der Locals in vergangenen Zeiten bekommt. Inklusive Schmiede, Stockfischmuseum und Trankocherei. Sehr empfehlenswert!
3.5 Kayak-Ausflüge unternehmen
An ruhigen Tagen kannst du ein Kayak mieten und stundenlange Touren unternehmen. Es kann je nach Wetter aber schnell schaukelig werden 😉 Beliebte Kayak-Spots sind die Fjorde rund um Ballstad, der Austnesfjord nördlich von Svolvaer, der Trollfjord und natürlich die Gegend um Reine. Dabei kannst du mit etwas Glück Seeadler und Orcas sehen. Und wenn du schon im Boot bist: Die fischreichen Gewässer eignen sich hervorragend zum Angeln. Das geht aber natürlich auch vom Land aus 😉
Reine / Reinebringen: Wer genau guckt, erkennt die Kayaks (Foto by Nathan van de Graaf)
4. Bevor es losgeht: Praktische Tipps für die Reise auf die Lofoten
Falls dich die Lofoten nun locken, solltest du dir den folgenden Teil besonders gut durchlesen: Wie du hinkommst, warum vier Räder empfehlenswert sind, und was es beim Campen und Van Life unbedingt zu beachten gilt. Außerdem kannst du schon mal anfangen zu sparen…
4.1 Anreise und Mobilität auf den Lofoten
Mit dem Flugzeug und einer guten Verbindung bist du schnell in Norwegen, z.B. binnen 6 Stunden von Düsseldorf in Bodo, Tromso oder Harstad/Narvik. Ab dort starten Inlandsflüge (z.B. SAS, Norwegian, Wideroe) nach Svolvaer (Austvågøya) oder Leknes (Vestvågøy).
Alternativ wählst du meine bevorzugte Variante und beginnst deine Lofoten-Tour mit dem Mietwagen. Fahr z.B. vom Airport Harstad/Narvik mit dem Taxi ins benachbarte Evenes, wo es z.B. über Billiger-Mietwagen gute Optionen gibt, und steige dort selbst auf vier Räder um. Ein normaler Kompaktklassewagen kostet dich etwa 550 bis 700 Euro pro Woche.
Schon die 3.5 Stunden Fahrt von Evenes auf die Lofoten ist wunderschön und führt dich über die Insel Hinngøy, die durch eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Dabei realisiere ich nach und nach, mal wieder im Paradies angekommen zu sein. Mit jedem Kilometer wird der Ausblick spektakulärer! Lass dich lieber nicht vom Fahren ablenken, denn gerne überquert so mancher Elch die Straße…
Freie Fahrt in der schneefreien Saison (Foto by Unstad Arctic Surf)
Auf den Lofoten gibt es zwar eine gute Infrastruktur mit öffentlichen Bussen, doch sie fahren nur zu bestimmten Zeiten. Wenn du also spontan und mobil sein willst – und als Fotograf oder Surfer ordentlich Gepäck hast – macht ein Mietwagen immer Sinn. Zudem lassen sich die großen Inseln Austvågøya, Vestvågøy, Flakstadøya und Moskenesøy per Auto am besten entdecken: Sie sind mit Brücken verbunden, und vom östlichsten bis zum westlichsten Zipfel sind es etwa 200 Kilometer. Auf die kleineren Inseln wie Værøy und Røst kommst du hingegen nur mit Fähre oder Flugzeug.
4.2 Ist (Wild)Camping auf den Lofoten erlaubt?
Viele Urlauber setzen mit dem eigenen Campervan z.B. ab Bodo per Fähre nach Moskenes (Moskenesøy) über. Dabei ist es mit (Wild) Campen auf den Lofoten so eine Sache…
Campen ja, aber bitte verantwortungsvoll
Laut Jedermannsrecht („Allemannsretten“) ist in Norwegen das Zelten in unbewohnter Natur erlaubt – sofern man pfleglich mit ihr umgeht und keinen Müll hinterlässt. Von dieser Freiheit ausgenommen sind z.B. Farmland, Naturschutzgebiete sowie Plätze in der Nähe von Häusern. Ich habe im Februar 2013 mal eine (echt kalte) Woche im Zelt verbracht. Für Fahrzeuge war das Jedermannsrecht nie gedacht – was es für wildparkende Camper bedeutet, kannst du im Nordlandblog gut nachlesen. Sensibilität für diese Regeln – und im Zweifel Nachfragen bei den Locals – ist auf jeden Fall angebracht!
Fakt ist: Auf den Lofoten ist der Camper-Tourismus (vor allem im Sommer) derartig gestiegen, dass Übernachten an manchen Orten wie vielen Strandparkplätzen explizit verboten ist. An einigen ehemals beliebten Spots haben die Locals angefangen, Gebühren zu verlangen. Und wer meint, im Winter sei es einfacher – gerade dann ist es problematisch, einen Platz zum Stehen zu finden – weil nur größere Straßen vom Schnee geräumt werden, aber nicht etwa Parkbuchten oder abschüssige Wege.
Wildcampen: Mit dem Zelt und Verantwortungsgefühl kein Problem (Foto by Daan Weijers)
Fragt man Locals wie z.B. die Surfer aus Unstad, wie man sich als Van- oder Zelt-Tourist denn nun verhalten soll, dann verweisen sie auf den „Code of Conduct“ der Lofoten. Der ist simpel:
- Nur in als erlaubt gekennzeichneten Gebieten campen.
- Keine Spuren vom Besuch hinterlassen.
- Folge den sichtbaren Pfaden und schaffe keine neuen.
- Werfe keinen Müll in die Natur.
- Nutze öffentliche Toiletten.
- Respektiere Privateigentum und Privatgelände.
- Respektiere das Verbot von offenem Feuer, vor allem in den Sommermonaten.
- Respektiere das Wild Life und störe es nicht.
- Respektiere die lokale Community.
Genug Abstand zu den Locals: Eine wichtige Verhaltensregel beim Campen (Foto by Felix Inden)
Nutze Campingplätze und gönn‘ dir urige Hütten
Ich empfehle am liebsten offizielle Camping-Plätze (ab ca. 30 Euro pro Nacht im Van mit zwei Personen), die gut gelegen sind und dich mit allem versorgen. Echt schön sind z.B. das Bobilcamp in Lyngvaer, der Campingplatz am Fähranleger in Moskenes, das Lofoten Beachcamp am Skagsanden Beach, Uttakleiv Beach Camping und Hammerstad Camping.
Mein Top Tipp für alle, die sich Gemütlichkeit, Style und Genuss wünschen, ist die Hattvika Lodge in Ballstad mit gemütlich umgebauten Fischerhütten. Das Team von Kristian Boe erfüllt jeden Wunsch, egal ob Surfen, Kayaktrips, Angeln, oder Bergwandern samt Alpinguide Roland. Die Möglichkeiten sind endlos, das Essen fantastisch und man merkt die Leidenschaft, mit der die Lodge betrieben wird. Mit 110 Euro pro Nacht nicht günstig, aber auch nicht viel teurer als eine Jugendherberge (ca. 75 Euro pro Nacht).
Urig: Rorbuer (umgebaute Fischerhütten) auf Hamnoy (Foto by Felix Inden)
4.3 Reisedauer und Reisekosten
Du hast nun sicher gemerkt, dass das Gerücht stimmt: Norwegen ist ein teures Reiseland, gerade die Lofoten. Nur Island hat mich noch mehr zur Kasse gebeten. Bei den Kosten für Lebensmittel, Mietwagen und Übernachtung kann einem schwindlig werden! Im Gegensatz zu Zielen wie Frankreich oder Portugal wirst du in Norwegen also definitiv mehr Geld los.
Aber wenn du schon so weit in den Norden vordringst, dann sollte es sich lohnen. Daher würde ich für eine Reise zu den Lofoten idealerweise 14 Tage einplanen. Einerseits gibt es viel zu unternehmen, andererseits ist das Wetter extrem und kann Pläne schnell zunichte machen. Und es wäre doch schade, wenn der Abreisetag kommt, bevor du überhaupt Spaß hattest.
4.4 Lofoten Landkarte mit unseren Tipps
Zu guter Letzt haben wir noch etwas Praktisches für dich: Eine Google Map, in der alle in diesem Text genannten Orte auf den Lofoten vermerkt und abrufbar sind – Strände und Fjorde, Berge und Wanderrouten, schöne Orte und die besten Unterkünfte. Na dann – viel Spaß in Norwegen 🙂