Surfen ist der geilste Sport der Welt. Nichts kommt an das unglaubliche Gefühl heran, eine fette Welle zu erwischen und endlos lang abzureiten. Mindestens genauso viel Adrenalin wird vom Surferhirn ausgeschüttet, wenn man sich im Wasser vor Angst so richtig nass machen könnte – das ist durchaus doppeldeutig gemeint. Weil du zum Beispiel weißt, dass ein fetter Wipe Out unmittelbar bevorsteht und dich die Waschmaschine eine Weile unter Wasser drücken wird. Die Wellen nach dem Rauspaddeln auf einmal viel größer aussehen und dir total die Muffe geht. Oder du einfach nur Schiss hast, dich in einem vollen Line Up durchzusetzen und eventuell mit anderen Surfern zu kollidieren.
Es gibt haufenweise Ängste beim Surfen und sie sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Jeder hat vor etwas anderem Angst und das geht nicht nur Anfängern im Wasser so, sondern selbst Profis! Doch die Angst ist nicht dein Feind. Sie versetzt deinen Körper in Alarmbereitschaft, weil eine Situation die Nervenzellen kitzelt und erhöhte Aufmerksamkeit fordert.
Wichtig ist, dass du mit Ängsten vorm Wipe Out & Co. umzugehen weißt und dich nicht davon blockieren lässt. Deshalb nehme ich die häufigsten Ängste von Surfern unter die Lupe und verrate, was du dagegen tun kannst.
1. Angst beim Surfen: Warum sie völlig normal ist
„Achtung, Achtung! Gefahr im Verzug! Bereitmachen zur sofortigen Flucht!“
So in etwa funkt das Gehirn an alle Zellen deines Körpers, wenn dir etwas Angst macht. Ängste werden von Situationen und Reizen ausgelöst, die wir als unangenehm einstufen – weil sie unbekannt sind, bedrohlich erscheinen oder uns an schlechte Erfahrungen erinnern. Ich habe beim Surfen zum Beispiel Angst vor dem Drop in größere Wellen und einen heftigen Wipe Out zu riskieren. Und wegen drohenden Zusammenstößen mag ich keine Surf Spots, an denen es mehr Menschen als Fische gibt… Irgendwann wurden diese Ängste so groß, dass sie mich förmlich blockierten und ich fast keine Welle mehr angepaddelt habe.
Gegen die Ängste beim Surfen gibt es (leider) nur eine Lösung: Desensibilisierung durch Konfrontation! Du begibst dich immer wieder in Situationen, die deine Angst auslösen, dich aber nicht komplett überfordern. So sammelst du Erfolgserlebnisse und neuen Mut.
Indem du versuchst, deine Ängste zu meistern, gewinnst du an Selbstbewusstsein und setzt deine Angst-Schwelle herab. Zum Therapieren meiner Schiss vorm Drop wagte ich mich zum Beispiel sachte an größere Wellen heran und feierte Erfolge genauso wie überstandene Wipe Outs. Wichtig war dabei, mich nur auf diese eine Sorge konzentrieren zu können – an leereren Spots war's möglich!
Mittlerweile weiß ich, dass mich persönlich vor allem volle Line Ups aus der Fassung bringen. Darum versuche ich, vollere Ecken wie z.B. auf Bali oder in Sri Lanka zu meiden und fahre lieber ein paar Meter mehr, um halbwegs Ruhe zu haben. Wichtig bei diesem Lernprozess war zu wissen, dass ich nicht der einzige Schisser unter den Surfern bin!
2. Du bist nicht allein: Erfahrene Surferinnen über ihre Ängste
Hör dich mal in deinem Freundes- und Bekanntenkreis um und du wirst feststellen, dass auch andere Surfer vor irgendetwas Angst haben. Ich habe unter Surferinnen nachgefragt, wobei ihnen manchmal die Düse geht. Sie sind alle wirklich erfahrene und sehr gute Wassersportlerinnen – was zeigt, dass Angst vorm Wipe Out & Co. kein Surf Level kennt.
Tanja, Studentin: Die Notbremse aus Angst vorm freien Fall
„Jeder kennt die Tage, an denen man am Strand ankommt und die Wellen einfach viel größer sind als gedacht. Ich entscheide mich meistens trotzdem fürs Rauspaddeln. Im Line Up habe ich das aber schon oft bereut, wenn es wirklich mega groß ist. Dann nimmt man allen Mut zusammen und paddelt eine Welle an, sieht den Drop vor sich und reißt vor lauter Angst das Brett zurück. Letztendlich lieben wir Surfen doch genau deswegen: Genie und Wahnsinn liegen nahe zusammen!“
Steffi, Yoga-Lehrerin bei Monara Yoga: Furcht vor langen Hold Downs
„Ich habe am meisten Angst vor großen Wellen und Hold Downs. Aber ist es nicht ein bisschen dieses Adrenalin, dass uns immer wieder zurück aufs Brett holt? In den letzten Jahren habe ich gelernt, meine Angst zu akzeptieren und mich nicht mehr darüber zu ärgern. Ich trainiere, denn eine gute körperliche Fitness gibt mir Selbstvertrauen. Aber am wichtigsten ist es für mich, entspannt zu bleiben. Es gibt mutige und weniger mutige Tage, und das ist okay so.“
Pana, Gründerin von Wave Wise: Zittern vom Wipe Out in großen Wellen
„Die größte Angst beim Surfen für mich: Wenn ein großer Wipe Out bevorsteht und du nichts mehr tun kannst! Also der Moment, bevor die große Welle unmittelbar auf dich aufschlagen wird und du genau weißt, dass du eine Weile unter Wasser sein wirst! Puuuuh! Schon beim Beobachten vom Strand aus bringt die Vorstellung meinen Körper zum Zittern. Meistens entscheide ich mich dafür, die Angst zu überwinden und meine persönliche Grenze erneut ein wenig anzuheben. Das Gefühl flasht mich nämlich sehr und ist für mich Teil des Surfens!“
Marie von islandvisuals.photography: Dicke Sets mit dem Longboard überstehen
„Mit dem Longboard habe ich Schiss vor großen Sets, die das ganze Line Up durchspülen. Mit kleinen Boards kann man noch einen Duckdive machen. Aber mit einer 3 Meter langen Planke, die gefühlt eine Tonne wiegt, ist das schwieriger. Mir graut es davor, bei der Turtle Roll komplett auseinandergerissen zu werden. Ich habe immer das Glück genau an der Stelle zu sitzen, wo es zu spät fürs Rauspaddeln und zu früh für die Turtle Roll ist. Dann bricht die Welle genau auf mir drauf. Dagegen hilft nur aufmerksam bleiben, die Wellen lesen und aus gemachten Fehlern lernen.“
3. Keine Panik: Ängste beim Surfen und wie du sie überwindest
Siehste, du bist nicht allein mit deinen Ängsten beim Surfen! So wie die Mädels, du und ich hat wirklich jeder beim Wellenreiten vor etwas Angst. Selbst der härteste Kerl mit dem grimmigsten Blick, auch wenn er es vielleicht nicht zugibt. Lass uns erforschen, welche konkrete Angst bei dir vielleicht existiert und wie du sie überwinden kannst! Dazu habe ich mir Tipps von Yeni vom Salti Hearts Surf & Yoga Camp geholt, die schon vielen Menschen tolle und angstfreie Surf-Sessions beschert hat.
3.1 Ängste vorm Wipe Out mit all seinen Konsequenzen
Du versuchst eine Welle zu reiten, erwischst sie aber nicht richtig und zum Rückzug ist es zu spät. Dein Trostpreis: Ein schöner Wipe Out! Die Welle wirft dich ab, schüttelt dich unter Wasser durch und gibt dir das Gefühl, vom Meer verhauen worden zu sein. Auch beim Rauspaddeln ins Line Up kann dich ein Wellen-Set wegfegen wie ein Staubkorn.
Ein Wipe Out ist eigentlich alles, das die Welle gegen deinen Willen mit dir macht. Und wer schon mal so richtig gebeutelt worden ist, dem geht schon beim Anblick großer Wellen die Düse.
Angst vor der Waschmaschine
Nicht jede Welle, die du anpaddelst, wirst du auch bekommen – weil sie vielleicht schon zu steil ist, du falsch sitzt, beim Anpaddeln zögerst oder den Take Off verhaust. Was dann folgt ist eine hübsche Runde in der Waschmaschine. Es wäre eine Lüge zu behaupten, dass der Wipe Out so richtig Spaß macht, und es ist logisch, dass du davor etwas Angst hast. Aber er gehört zum Surfen dazu und ist eine Kunst für sich, die man üben und erlernen muss. Dafür braucht man viel Zeit im Wasser, etwas Mut und eine ordentliche Falltechnik.
Wiping Out is an underappreciated skill. (Laird Hamilton)
Ja, du könntest dir beim Herumwirbeln unter Wasser den Körper verdrehen und etwas zerren. Dagegen hilft, so blöd es sich anhört: Entspannt bleiben. Einfach mit der Welle gehen, anstatt gegen sie anzukämpfen, den Körper lockerlassen und versteifen. Wie eine fleischgewordene Voodoo Puppe schlägst du Purzelbäume, kommst aber unbeschadet davon.
Vielleicht hast du Angst, dass eigene Brett beim Wipe Out abzubekommen. Durch flaches Fallen hinter das Surfboard lässt sich das weitgehend vermeiden: Berühre das Wasser mit dem gesamten Körper gleichzeitig, und nicht mit Kopf oder Füßen zuerst. So wie Seestern, mit allen Vieren von dir gestreckt.
Schütze beim Fall den Kopf mit Händen und Armen. Sollte das Surfboard dich trotzdem am Rest des Körpers treffen, trägst du höchstens kleinere Kratzer davon.
Angst, beim Wipe Out auf den Meeresboden zu knallen
Theoretisch könntest du beim Wipe Out den Boden berühren. An Reefbreaks tut das besonders weh, und neben dem Riff lauern dort gelegentlich Seeigel, die Füße gern mit Nadelkissen verwechseln. Doch auch an Beachbreaks macht so was keinen Spaß.
Einfache Abhilfe gegen diese Sorge: Tiefes Wasser ist dein Freund! Stelle sicher, dass immer genug Wasser zwischen dir und dem Boden ist. Erkundige dich an einem neuen Surf Spot, wie flach er wirklich ist und ob man ihn lieber nur zur High Tide surfen sollte. Generell hilft flaches Fallen hinter die Welle, weil dort immer mehr Wasser ist als davor – logisch.
An Reefbreaks solltest du dich erst wagen, wenn du beim Surfen schon etwas fortgeschrittener bist. Vor allem wenn Wellen auf Riffen im flacheren Wasser brechen, sollte man sie gut rechts oder links abfahren können und möglichst wenig versemmeln. Außerdem sind Reef Booties eine tolle Sache, um die Füße vor Seeigeln oder Kratzern zu schützen.
Angst vor großen Wellen und langen Hold Downs
Viele Menschen, Männlein wie Weiblein, fürchten sich besonders vor großen Wellen. Ab wann man von einer großen Welle spricht ist dabei absolut subjektiv: Für den einen mag kopfhoch super spaßig sein, für den anderen beängstigend. Große Wellen nehmen dich beim Wipe Out komplett auseinander, entreißen dir das Surfboard und drücken dich eine ganze Weile unter Wasser. Wer so einen langen Hold Down erlebt, der wird davor Respekt bis Panik entwickeln.
Es ist gut, die persönliche Wellen-Angstgröße zu kennen und sein Surflevel realistisch einzuschätzen. Doch eigentlich bist du bereit und willst dickere Wellen nehmen, traust dich aber einfach nicht? Erweitere deine Komfortzone langsam an einem dir bekannten Surf Spot. Meine befragten Surfermädels sind heute deshalb so gut, weil sie öfters über den eigenen Schatten springen und dabei mit niedrigen Erwartungen herangehen:
Es wird vielleicht der schlimmste Wipe Out, den du je hattest, oder die Welle deines Lebens. Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Solange man an seine Grenzen geht und auch mal darüber hinaus, hat man bereits gegen die Angst gewonnen!“ (Salzwasserjunkie Tanja)
Durch Ausprobieren gewöhnt man sich nach und nach an dickere Wasserberge. Hat man sie einmal gesehen oder gesurft, ist die Angst beim nächsten Mal nicht mehr ganz so schlimm.
Solltest du richtig große Brummer surfen, dann spielt die Gefahr langer Hold Downs eine zunehmende Rolle. Drückt dich eine Welle beim Wipe Out für längere Zeit unter Wasser, dann zähl die Sekunden – um zu realisieren, dass du gar nicht so lange abgetaucht bist, wie es zunächst scheint.
Außerdem kannst du dein Atemvolumen vergrößern. Beim Apnoe-Training im Pool mit Stoppuhr oder bei Free-Diving-Kursen lernst du, länger die Luft anzuhalten und unter Wasser ruhig zu bleiben. Selbst an Land kann man etwas für die Surferlunge tun, zum Beispiel beim Yoga mit Pranayama. Die Atemtechniken führen Geist und Körper zusammen und helfen, in Stresssituationen relaxt zu bleiben.
Höhenangst beim Drop in die Welle
Einer der Klassiker: Zum Anpaddeln hast du noch die Eier. Aber als sich die Welle unter dir aufbaut und du den tiefen Abgrund hinunter starrst, bekommst du Schiss und ziehst das Brett zurück. Du kneifst – aus Furcht vorm tiefen Drop, Panik vorm scheinbar drohenden Nose Dive oder Höhenangst. Egal wie man es nennt: In den meisten Fällen hätte man die Welle wahrscheinlich sogar bekommen, stand sich aber mental selbst im Weg.
Durch früheres und tieferes Anpaddeln kannst du generell versuchen, schneller in die Welle zu kommen – noch bevor sie sich extrem steil aufgebaut hat. Bei wirklich großen Wellen kannst du dem Abgrund aber trotzdem nicht entgehen. Willst du die Welle wirklich nehmen? Dann heißt es Zähne zusammenbeißen und Blick nach vorne, und zwar in die Richtung, in die du fahren willst. Bloß nicht aufs Board oder in die Tiefe schauen!
Angst vorm Wipe Out auf dem Weg ins Line Up
Ja, man kann manchmal bereits einen Wipe Out hinlegen, ohne überhaupt im Line Up angekommen zu sein. Bei vielen Beachbreaks ist ein feiner Shore Break die erste Hürde, die dich beim Weg ins Meer ordentlich wegholzen kann. Und beim Rauspaddeln hast du eventuell große Sets zu überwinden und bist zur falschen Zeit am falschen Ort.
No worries my fräääänd! Timing ist alles. Nimm dir Zeit, wenn du ins Wasser rein und rausgehst. Beobachte das Meer und lasse den Shorebreak krachen. Warte die Setpause ab, sprinte rein und paddle in Sicherheit. Um wieder an Land zu kommen gilt dasselbe: Paddle nach dem Set schnurstracks zum Strand, bis du stehen kannst. Der Blick nach hinten schützt vor bösen Überraschungen. Und falls doch eine fiese Welle mit dir gen Strand rollt und dich als Shorebreak fressen will: Brett mit der Nose zum Strand festhalten und nach hinten durch die Welle durchziehen!
Auch beim Weg ins Line Up hilft ein wachsames Auge. Du siehst eine große Welle auf dich zurollen? Dann paddle, was die Arme hergeben. Mit etwas Glück schaffst du es noch drüber, bevor sie bricht.
Ansonsten hilft dir die Geschwindigkeit beim korrekten Ausführen der Durchtauch-Techniken, egal ob Turtle Roll oder Duck Dive. Der sogenannte Chicken Dive – das Brett hinter dich zu werfen und unter der Welle durch zu tauchen – sollte nur der allerletzte Ausweg sein, falls dich ein echtes Monster zu zermalmen droht und wirklich kein anderer Surfer hinter dir in der Gefahrenzone ist.
3.2 Crowds und Kontrollverlust: Weitere Ängste beim Surfen
Die häufigsten Ängste beim Surfen haben mit dem Wipe Out zu tun. Aber es gibt weitere Dinge, die uns kräftig Muffensausen im Wasser bescheren können. Doch auch dagegen kann man etwas tun!
Angst vor anderen Surfern und ihren Brettern
Der Spruch „Je mehr desto besser“ passt bei All-You-Can-Eat Buffets, Sommer Parties und der Gehaltsverhandlung. Auf keinen Fall aber zum Surfen und der Anzahl an Leuten im Wasser. Gute und leicht zugängliche Surf Spots hat man fast nie für sich alleine, und nicht immer ist die Surf Crowd einem wohlgesonnen. Ein Beispiel sind die vollen Breaks vom Surf Hipster-Ort Canggu auf Bali: Bis zu 80 Menschen kämpfen um eine Welle, darunter blutige Anfänger (teils wortwörtlich), und nicht jeder weiß genau, was er eigentlich tut. Da bleiben Kollisionen und schlechte Stimmung im Line Up nicht aus.
Mir graut es vor überfüllten Surf Spots und ich versuche, auf weniger stark frequentierte Orte auszuweichen. Das sind in der Regel Surf Spots, die nicht für Anfänger geeignet und damit für große Surfschulen Sperrgebiet sind. Etwas unbeliebtere Wellen, die als weniger perfekt gelten. Oder einfach arschkalte Orte wie Vancouver Island in Kanada oder der United Kingdom. Wo es arschkalt ist, ist es leerer und die Stimmung meist besser. An unbekannten Orten frage ich gern Locals nach Tipps.
Die Surf-Etiquette regelt klar, wer hier Vorfahrt hätte… (Foto „Surfers“ by Cynth, used under Public Domain 1.0)
Surfst du dennoch mit einer großen Crowd, dann sind Kenntnisse der Surf Etiquette, der wichtigsten Vorfahrtsregeln, überlebenswichtig. Falls deine Mitstreiter in der Hinsicht weniger bewandert sind, kommuniziere und mach in der Welle auf dich aufmerksam!
Ansonsten kannst du mit etwas Taktik den Massen clever ausweichen. Lass zum Beispiel die erste Set-Welle durch und alle darum streiten, und paddle lieber die zweite oder dritte an. Oder nutze die Gunst der Stunde, wenn es das Line Up gerade ordentlich durchgespült hat. Sofern du auf die Inside ausweichst: Halte die Augen offen, was und wer von weiter hinten im Line Up auf dich zu kommt!
Ansonsten glaube ich fest an Karma. Grüße deine Mitsurfer, sei freundlich und respektiere Locals, die ihren Home Spot mit einer Horde Surf Touristen teilen müssen. Und falls dir trotzdem ein Aggro-Surfer doof kommt: Kommuniziere ruhig, such dir Unterstützung und geh zur Not raus aus dem Wasser. Keine Welle ist Bad Vibrations wert!
Angst vor Kontrollverlust und der eigenen Hilflosigkeit
Der Ozean ist eine kraftvolle Naturgewalt und kann gerade Anfängern Heidenangst machen. Weil man nicht weiß, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten soll. Sich dem Meer wie ein kleiner Spielball ausgeliefert fühlt. Oder spürt, dass man einfach nicht genug Kraft zum Paddeln hat.
Keine Sorge, diese Gefühle sind zu Beginn der Surf Karriere total normal! Surfschulen und Surfcamps führen dich behutsam ans Wellenreiten heran und bringt dir gleichzeitig die notwendige Theorie bei. Dazu zählen zum Beispiel Wetter- und Wellenkunde, Surf Etiquette, Falltechnik und Surftechnik. Mit diesem Wissen ist jede Situation beim Surfen zu meistern. Ein fähiger Surfcoach gibt im Wasser auf dich Acht, lässt dich nicht allein und baut dein Selbstvertrauen auf. Manche Mädels fühlen sich bei weiblichen Surf Coaches wohler, aber das ist reine Geschmacksache.
Möglichst viel Zeit im Wasser hilft dir, beim Surfen routinierter zu werden sowie die Wellen lesen und besser einschätzen zu können. Deshalb macht es Sinn, häufiger einen längeren Surfurlaub einzulegen.
Und bis es soweit ist, kannst du Kraft und Fitness verbessern – zum Beispiel mit unserer Surf Yoga und Surf Workout Serie, Schwimmen, Liegestützen und Take Off Übungen. Fange früh mit dem Training an, idealerweise 4 bis 8 Wochen vor dem Surftrip.
4. Besser als Angst im Alleingang: Buddies, Schulen und Coaches
Wenn du Angst vorm Wipe Out & Co. hast, dann kannst du Bücher wälzen und Artikel wie diesen hier lesen, aber vielleicht ist dir trotzdem nicht geholfen. Einerseits ist es gar nicht so einfach, trockene Theorie in die feuchte Praxis umzusetzen. Und andererseits passieren im Alleingang mangels Skills viele Fehler, die dir nur noch mehr Angst machen. Dann suhlst du dich darin, lässt die Panik wachsen und wirst vielleicht irgendwann komplett von ihr überwältigt. Dann kann im Wasser wirklich Scheiße passieren, weil du blockierst und gar nicht mehr weiter weißt.
Was also tun? Ganz einfach: Als Surfanfänger solltest du dich unbedingt in die Hände einer guten Surfschule begeben! Es wäre fahrlässig dir und deinen Mitmenschen gegenüber, wenn du dich allein und ohne Vorkenntnisse in Wellen begibst und nicht weißt, was im Notfall zu tun ist. Surflehrer bringen dir Surftheorie und Surftechnik bei, zerstreuen Ängste, aber lehren auch Respekt vor dem Meer und Dingen wie Strömungen.
Übrigens lohnt sich z.B. ein regelmäßiges Surf Coaching auch für fortgeschrittene Surfer – um Skills zu polieren. Egal ob es um ein konkretes Surfmanöver oder den Umgang mit Ängsten geht.
Ansonsten gilt für alle Surfer: Geh lieber nicht alleine surfen, sondern immer mit einem Surf Buddy. Er oder sie kann dir im Notfall zu Seite stehen und doofe Gefühle im Wasser zerstreuen helfen! Und falls wirklich mal etwas passiert, sei vorbereitet: Eine Reiseapotheke und eine Auslandskrankenversicherung sind ebenfalls prima Kumpel – denn Surfen ist und bleibt ein Risikosport!
5. Keine Angst vor Wipe Out & Co. – Du schaffst das!
Ich hoffe ich konnte dir vermitteln, dass Ängste beim Surfen total normal sind. Du bist nicht allein! Wir alle haben manchmal Schiss vorm Wipe Out und den Konsequenzen, Crowds oder der Macht des Ozeans. Deine Angst ist ein eigentlich gesundes Warnsignal, nicht zu waghalsig zu werden. Nur wenn sie in Panik umschlägt und dich zu blockieren droht, wird sie zum Problem.
10 comments
Cooler Beitrag, da fühlt man sich doch schon gleich besser, dass es anderen auch so geht und gute Tipps Danke 🙂
Toller Beitrag, gut zu wissen, dass es anderen auch so geht 🙂
Danke für dein Lob, Sara! Und ja, du bist definitiv nicht allein 🙂
„Wichtig bei diesem Lernprozess war für mich zu wissen, dass ich nicht der einzige Schisser unter den Surfern bin!“ In der Tat eine wichtige Lektion die mir beim Lesen schon mal etwas Angst genommen hat, nämlich die Angst vor der Angst. Toller Artikel !!!
Danke für dein Lob, Matthias!
Und etwas Angst ist ja immer auch gut, um nicht übermütig zu werden. Nur beherrschen sollte sie einen nicht 😉
Ich bin gerade letzte Woche aus meinem Urlaub mit Surfstunden zurückgekommen. Das erste Mal war ich letztes Jahr in den Niederlanden zum Surfen, 3 Tageskurs. Dann jetzt fast ein Jahr lang gar nicht und auch während der 6 Tage die ich dort war, nur 2 Surfstunden. Also meine ingesamt Erfahrung: 10 Stunden im Wasser. Meine größte Angst ist es, die Kontrolle zu verlieren. Wenn ich nicht mehr Herr der Lage sein kann. Außerdem habe ich riesige Angst, zu lange unter Wasser zu sein. Natürlich musste ich mich in meiner kurzen Surfkarriere schon öfter diesen beiden Ängsten stellen. Auch das Aufstehen hat noch nicht geklappt, weil eben auch da der Kopf blockiert, die Angst zu fallen, mich zu verletzen, zu lange unter Wasser zu sein…. dieses Mal habe ich es geschafft, irgendein Mittelding zwischen liegen und stehen zu schaffen, sah wahrscheinlich recht dämlich aus, aber egal. Ich gehe kleine Schritte und es ist noch ken Meister vom Himmel gefallen. Der nächste Surftrip ist für September geplant – ich bleibe „meinem“ Meeresabschnitt treu und kehre wieder in die Niederlande zurück, selbe Surfschule. Aufgeben, trotz der Ängste, ist absolut keine Option. Das Gefühl, die Welle -wenn auch nur im Liegen – erwischt zu haben, ist unbeschreiblich und ich freue mich schon mega auf meine erste stehende Welle.
Liebe Theresa,
Sei beruhigt – solche Ängste gehören absolut dazu! Das Meer hält uns auch immer einen Spiegel vor und reflektiert Eigenschaften, die wir selbst im Alltag an Land haben – dort aber leichter vertuschen können. Bei mir kommt z.B. auch nach Jahren immer wieder ein übertriebener sportlicher Ehrgeiz zum Vorschein bzw. Frust, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht. Genauso wie Angst, wenn eine fette Welle mir mal wieder mal gezeigt hat, wer der Boss ist und ich nicht alles kontrollieren kann 😉
Lass dich nicht unterkriegen und genieße die Zeit im Wasser! Klingt leichter gesagt als getan, aber Surfen soll dein Hobby sein. Du kannst an Sicherheit gewinnen, wenn du Fragen zu bestimmten Situationen mit deiner Surfschule klärst. Zum Beispiel die richtige Art zu fallen (hinter das Brett und nicht davor, Kopf dabei schützen, flach fallen), denn so kann dir wenig passieren. Du kannst ebenfalls schon vor dem Trip schwimmen und tauchen gehen, um zu sehen wie lange du die Luft anhalten kannst. Meistens sind wir beim Wipe Out nämlich echt kurz unter Wasser, es fühlt sich nur so lange an. Versuche beim nächsten Wipe Out doch mal, dich locker zu machen und den Körper zu entspannen – wer keine Panik hat, hat mehr Luft. Unter Wasser hilft Zählen, denn dann wird dir bewusst, dass du nur 2 Sekunden oder so untergetaucht bist. Es gibt viele Kniffe, und die wird dir eine gute Schule beibringen!
Eines weißt du aber ja schon: Spaß muss es machen, und wie man dabei aussieht ist sowieso egal 😉
Also, hab Spaß und genieße die Momente im Meer.
Liebe Grüße
Heidi
Hallo Heidi, vielen Dank für deinen tollen Blog und die guten Tipps. Ich habe mit dem Surfen mit 50 begonnen und bin süchtig geworden und tue alles, um meine körperliche Fitness zu verbessern – gegen den Altersverfall. Ich surfe ein 7.0 Softtop und kann damit keine Duckdives machen. Um Wellen zu surfen, die zu meinem Niveau passen – max Schulterhöhe – muss ich bisweilen große Sets überwinden. Turtle roll kann ich, hilft aber nicht immer, wenn die Riesenwelle gerade vor einem bricht. Gibt es eine Technik, mit der ich mein Board optimal unter Kontrolle halten kann? Ich wurde schon (zu recht) ruppig darauf hingewiesen, mein Board nicht zu ditchen – aber nirgends habe ich eine Anleitung gefunden, wie das genau gehen soll. Herzliche Grüße, Anja
Liebe Anja,
Klasse, dass du mit dem Surfen angefangen hast, und dass es dir gut tut!
Zu deiner Frage – ich bin keine Surflehrerin, aber versuch dennoch mal, ein paar Tipps zu geben.
Ein 7’0 Foamie hat sehr sehr viel Volumen. Das macht das Anpaddeln natürlich super easy, aber das Überwinden großer Sets auch schwer, weil man vielleicht das Gefühl hat, das Floss einfach nicht unter Kontrolle zu haben. Das einzige was du tun kannst ist leider nur, die Turtle Roll zu perfektionieren. Es gibt kleine Kniffe, z.B. mit Geschwindigkeit auf die brechende Welle zu paddeln (nicht pausieren, Gas geben!) und dann rechtzeitig die Turtle Roll starten – damit hast du der brechenden Welle mehr Energie entgegen zu setzen. Außerdem kannst du probieren, sobald du unter deinem Board und unter Wasser bist, dein Knie einzusetzen, und damit der Nose einen leichten Drall Richtung brechender Welle zu geben. So taucht das Brett in einem leicht angeschrägten Winkel unter der Welle durch, was es leichter macht, als wenn es komplett flach auf dem Wasser aufliegt. Allerdings ist auch diese Technik um so schwerer, je mehr Volumen dein Brett hat.
Daher könntest du überlegen, irgendwann auf ein anderes Brett zu wechseln. Das kann immer noch lang und dick genug sein, und viel Volumen haben. 45 Liter sind z.B. immer noch bequem und viel, aber deutlich weniger, als dein 7’0 Foamie haben dürfte. Damit machst du dir manches vielleicht einfacher, und kannst obendrein leichter Turns lernen, sobald du die grundlegenden Techniken wie das Anstarten der grünen Wellen und den Aufbau von Speed gemeistert hast. Bei der Boardwahl solltest du dich vor dem Kauf aber unbedingt in einem guten Laden beraten lassen.
Ich hoffe, das hilft dir weiter!
Liebe Grüße und weiterhin viel Spaß
Heidi
Liebe Heidi, herzlichen Dank für den Tipp mit dem Anschlägen des Boards – so habe ich es verstanden – und es macht Sinn. Ich werde es testen. Ein neues Board geht mir auch schon durch den Kopf aber ich will erst noch das Anstarten mit dem Foamie geschmeidiger machen. Das kann nicht mehr lange dauern und ich freue mich schon sehr. Danke auch, dass du dir die Zeit nimmst, auf all die Fragen zu antworten. Falls ich dir mal begegne, gebe ich dir einen aus! LG Anja