Beim Thema Windsurfen lernen muss man heute, wo eher Wellenreiten und Kitesurfen boomen, vielen erstmal die Sportart erklären: Es geht um das stabile Brett mit Riesensegel, das eher Wind als Welle braucht, und dich in geübten Händen mit ordentlich Zahn über das Wasser brettern lässt. In diesem Artikel erklärt Burkhard, passionierter Windsurfer aus dem Team vom Surfshop Windstärke 7, wieso sein Lieblingssport auch für andere Brettl-Fans eine echte Gaudi ist, und wie Interessierte es lernen können.
Hallo, ich bin Burkhard, 39 Jahre alt, seit 1996 begeisterter Windsurfer und auch in anderen Wassersportarten nicht unerfahren. Zu meinen Anfangszeiten war man als Windsurfer noch recht cool, bis nach der Jahrtausendwende das Kitesurfen populär wurde. Da hatten wir Windsurfer natürlich nicht mehr viel zu melden – wir konnten nach dem zweiten Kurs weder wilde Sprünge machen und noch trugen wir coole Boardshorts mit Flammen drauf. Tatsächlich war in dieser Zeit auch eine gewisse Rivalität auf dem Wasser im Sinne von „Wem ‚gehört‘ der Spot“ zu spüren.

Mittlerweile haben sich die Kitesurfer etabliert und die Windsurfer damit arrangiert – manche sind sogar simultane Kite- und Windsurfer geworden. Hinzu kommen weitere Surfsportarten wie Wellenreiten, Stand Up Paddling oder das Wingsurfen, die alle ihren festen Platz auf heimischen und internationalen Gewässern gefunden haben. Von Surfsportlern erwartet man ja eigentlich auch nichts anderes als gepflegtes Miteinander, da letztlich alle Brüder und Schwestern im Geiste sind, für die eine gute Session auf dem Wasser zählt – egal mit welchem Brett unter den Füßen.
Im Sinne dieser Gemeinsamkeit möchte ich hiermit bei Surfern, Kitesurfern und Standup Paddlern Neugier auf das Windsurfen lernen wecken, Lust zum Ausprobieren machen und Tipps zum Schnupper-Einstieg geben. Starten möchte ich mit einem Kommentar zur folgenden, weit verbreiteten These…
1. „Ist Windsurfen tot?!“ – Nein, es gibt ein Revival!
Klar, die Hochzeiten vom Windsurfen als Breitensport sind vorbei, da sind wir uns einig. Vermutlich liegt es unter anderem an steigenden Materialpreisen, verursacht durch die gestiegenen Anforderungen an Performance und Gewicht. Aber auch an der Sperrigkeit des Equipments sowie den mittlerweile zahlreichen Alternativen, sich auf dem Wasser sportlich zu betätigen. War’s das also gewesen mit Brett und Segel?
Nein, die Leute wollen durchaus wieder Windsurfen lernen! Seit etwa fünf Jahren vermelden die deutschen Windsurf-Schulen erfreulicherweise wachsende Kursteilnehmerzahlen. Das mag mit dem deutlich verbesserten Equipment zusammenhängen, das dir schnellere Erfolgserlebnisse mit weniger Frust und Kraftaufwand ermöglicht – über das passende Material verrate ich unten mehr. Doch werfen wir zunächst einen Blick darauf, wodurch sich modernes Windsurfen heute auszeichnet und was den besonderen Charme dieser Wassersportart ausmacht.

2. Was macht den Reiz vom Windsurfen aus?
Eine Frage, die ich mir zur Vorbereitung meines Artikels stellte. Dabei überraschte mich selbst, wie viele Antworten es gibt! Natürlich gestehe ich, dass eine sachlich-objektive Bewertung vermutlich schwerfällt, wenn man für seinen Sport brennt. Insofern bin ich eigentlich denkbar ungeeignet, um den Vergleich mit anderen Wassersportarten anzustellen. Aber ich mach‘s einfach trotzdem 😉
Adrenalin auf dem weiten Meer
Geschwindigkeit, Springen, rasante Manöver, die Kontrolle über Wind und Welle – das alles lässt dein Herz schneller schlagen. Für viele Windsurfer wie mich gibt es kaum berauschendere Gefühle, als das Glücksempfinden über einen erfolgreichen Surftag mit perfekten Bedingungen. Im Gegensatz zum Wellenreiten, bei dem man sich ja hauptsächlich in Strandnähe bzw. in der Brechungszone der Wellen bewegt, ist es beim Windsurfen aufregend, sich weiter auf das Meer hinauszuwagen und Grenzen zu überschreiten. Gleichzeitig ist das weniger riskant als beim Kitesurfen, weil das Board beträchtlichen Auftrieb bietet.

Eins werden mit der Natur
Bei kaum einem Sport bist du mit all deinen Sinnen so nahe an der Natur wie bei den Surfsportarten: Ohne Motor, ohne Musik, ohne künstlichen Lärm blickst du in die Ferne. Spürst die Sonne im Gesicht, schmeckst das Salz auf den Lippen, spürst die Wellen unter den Füßen, und den Wind in deinen Haaren. Beim Freeride-Windsurfen kannst du dich ganz auf die sensorischen Natur-Eindrücke konzentrieren, sobald du erstmal im Gleiten bist und das Fahren langer Schläge in eine Richtung beherrschst. So fordert diese Art des Windsurfens im Vergleich zum Wellenreiten oder Kitesurfen nicht permanent deine 100%ige Aufmerksamkeit.
Unterstützung in der Windsurfer-Community
Auch wenn Windsurfen zu den Individualsportarten zählt, so ist der kollegiale Austausch jenseits des Wassers ein wichtiger Pluspunkt: Man passt aufeinander auf, behält sich auch ohne vorherige Absprache im Blick, fachsimpelt am Strand oder zeigt sich beim Windsurfen lernen gegenseitig Tricks und Kniffe. Als Windsurfer bist du Teil einer großen, weltweiten Familie und kannst dich darauf verlassen, auf freundliche hilfsbereite Menschen zu treffen. Auch in den zahlreichen, deutschlandweit verstreuten Vereinen als organisierter Form der Gemeinschaft findest du Anschluss zu anderen Windsurf-Verrückten: Auf windsurfen.net findest du den Windsurfclub bei dir um die Ecke.

Gleiten oder Freestyle: Beides ist möglich
Beim Windsurfen lernen beginnst zunächst mit der Verdrängerfahrt: Das Surfboard liegt richtig im Wasser und schiebt es während der Fahrt seitlich weg bzw. pflügt sich seinen Weg. Sobald du an Geschwindigkeit zulegst, strömt das Wasser dann nicht mehr links und rechts am Board vorbei, sondern hebt es empor, so dass du nicht mehr durch das Wasser fährst, sondern darüber gleitest. Das schnelle Gleiten über Meer oder See ist pure Freiheit, und du brauchst weniger Kraft und Vortrieb als bei der Verdrängerfahrt. Du wirst schneller und kannst dein Brett dann auch mit den Füßen steuern – ähnlich wie beim Wellenreiten!
Wenn du etwas fortgeschrittener bist, gibt es mit dem Freestyle noch mehr beim Windsurfen lernen – eine ganz eigene Disziplin, für die es sogar Weltmeisterschaften gibt. Dabei geht es nicht um Geschwindigkeit und Gleiten, sondern um kleine Kunststücke auf dem Board – die viel Übung, Gefühl fürs Material, Gleichgewichtssinn und Geschicklichkeit erfordern. Burner, Skopu, Kabikutchi, Spock Kono, Shaka, Bumerang – was nach japanischer Fantasie-Sprache klingt, sind Tricks beim Windsurfen, mit denen man spielen und seinen Stil finden kann. Körper- und Equipment-Beherrschung sind hier das A und O, und der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Und damit meine ich wirklich keine!
Vielfalt beim Windsurfen: (1) Freestyle – Wind und Welle, (2) Aerial, (3) Klassisch – Verdrängerfahrt, (4) Speed und Gleiten
Sportliche Herausforderung
Windsurfen ist Fitness- und Muskeltraining für den ganzen Körper, das bereits mit dem Schleppen vom Material zum Spot beginnt. Und im Wasser geht’s erst richtig los: Du musst dich auszubalancieren, in das Segel hängen, und Böen sowie Windlöcher kompensieren. Das heißt für mehrere Stunden Körperspannung halten, Steuerimpulse mit Armen, Beinen und Füßen setzen oder es beim Wasserstart zu schaffen, dich ohne Boden unter den Füßen wieder auf das Board zu schwingen. Wer eine ordentliche Session hatte, spürt also körperlich genau, was er oder sie getan hat…
Überschaubare Risiken trotz Extremsport
Alle Surfsportarten gehören zum Extremsport. Beim Windsurfen lernen sind die dazu gehörenden Risiken gering, zumindest gegenüber dem Wellenreiten und Kitesurfen. Im Falle sich ändernder Surfbedingungen, bei Materialversagen oder Selbstüberschätzung hast du als Ein- und Aufsteiger trotzdem noch ein Surfbrett mit so viel Volumen dabei, dass es dich ohne Kraftaufwand mühelos trägt. Im Zweifel kannst du also einfach dein Rigg – so heißt die geschlossene Einheit von Segel, Mast und Baum – vom Board lösen, zurücklassen, und auf dem Board liegend oder sitzend auf Hilfe warten. Oder je nach Spot und Bedingung zum Ufer zurückpaddeln.

Wie sieht’s sonst mit Gefahren aus: Unterkühlung? Unwahrscheinlich. Ertrinken? Quasi unmöglich, so lange du bei Bewusstsein bist und dich auf dem Board halten kannst. Erschöpfung? Kein Problem mit dem dicken Board. Kritisch ist allerdings ein Sturz, bei dem dir der Mast auf den Kopf scheppert. Zur Prävention ist es auf jeden Fall ratsam, einen Helm zu tragen, entweder als Hardshell-Variante oder weichen EVA-Helm.
Im Vergleich zum Surfen ist ein Waschgang beim Windsurfen übrigens nur an wellenreichen Spots denkbar, und auch eine ablandige Strömung ist bei diesem Sport weniger problematisch – weil du entsprechend das Segel setzen und leichter zum Ausgangspunkt zurückkehren kannst.
Flexibilität – Wind und Wasser gibt's (fast) überall
Zugegeben: In Bezug auf Transport, Anzahl und Sperrigkeit der Einzelkomponenten, sowie hinsichtlich der Vorbereitung deiner Ausrüstung (inklusive Aufriggen / Segelsetzen und Tuning vom Board) ist sicherlich kein Surfsport aufwändiger als Windsurfen. Leider. Allerdings sind die Anforderungen an einen Spot auch deutlich geringer als z.B. beim Wellenreiten:
Mit der passenden Ausrüstung kannst du auch ohne Welle und daher selbst auf Binnengewässern windsurfen. Du benötigst nur Wasser und genug Wind, so dass du fast überall in deiner Nähe eine Möglichkeit findest. Sogar zwischendurch unter der Woche oder am Wochenende, ohne gleich eine kleine Weltreise machen zu müssen.

Noch einfacher haben es nur die Kitesurfer: Mit ihrem deutlich kleineren Board, dem faltbaren Kite, Neoprenanzug und Trapez sind sie schon bestens ausgestattet. Anders sieht es aus, wenn du auf Leihmaterial angewiesen bist: Bei den Windsurfern ist die Dichte an Verleihstationen weltweit größer als bei Kitern, und die Hürden für das Ausleihen sind in der Regel geringer. Das spielt allen in die Hände, die erst Windsurfen lernen bzw. den Sport ohne eigenes Equipment ausüben wollen.
3. Windsurfen lernen: So geht‘s schneller, als du denkst…
Ich bin davon überzeugt, dass Windsurfen ein fantastischer und durchaus alltagstauglicher Sport ist. Obwohl es natürlich materialaufwändiger und kostspieliger ist als zum Beispiel Joggen oder Fußball, so ist die Schwelle viel niedriger, als du vielleicht denkst. Mit den folgenden Tipps will ich dir nun zeigen, wieso der Einstieg bzw. Windsurfen lernen überhaupt nicht umständlich sein muss.
3.1 Die passenden Bedingungen zum Windsurfen lernen
Später kannst du mit etwas Training und Geschick bei fast allen Bedingungen windsurfen – außer vielleicht bei Flaute. Doch gerade für den Anfang sind beim windsurfen lernen einsteigerfreundliche Bedingungen sehr hilfreich, um schnell bzw. mit Motivation und viel Spaß Fortschritte zu machen.
Wind – nicht zu wenig, nicht zu viel
Ohne Wind kann man nicht Windsurfen – so viel steht fest. Das habe ich bereits vor etlichen Jahren beim Erwerb meines Windsurfscheins am eigenen Leib erfahren. Während des dreitägigen Schulungsbetriebs gab es an nur einem Tag etwas Wind, und an den anderen beiden Tagen haben wir fast nur Theorie und die „Schildkröte“ geübt – eine Notfallübung, bei der du zwischen Board und Segel liegend ans Ufer zurückpaddelt. (Warum ich trotz der wegen Windmangels ausgefallenen Praxisprüfung überhaupt meinen Schein bekommen habe, ist mir bis heute ein Rätsel.)

Zu viel Wind ist allerdings auch nicht hilfreich. Die Kontrolle des Segels erfordert ohnehin viel Kraft. Starker Wind macht es nicht nur unberechenbar, sondern das Erlangen eines Gefühls für die Steuerung auch weitaus schwieriger – und das ist beim Windsurfen lernen essenziell. Bei viel Wind ist der Druck im Segel, egal wie klein es sein mag, selbst für die voluminösen Einsteigerboards zu groß – weil sie zu träge sind, um den Segeldruck in Vortrieb umzuwandeln. Das Ergebnis: Dein Segel fühlt sich einfach nur schwer und unkontrollierbar an.
Zum Windsurfen sind Windgeschwindigkeiten mit Windstärke 2 und 4 ideal. Oder anders gesagt: 5 bis 15 Knoten bzw. 8 bis 25 km/h sollten es sein.
Bei idealen Windgeschwindigkeiten hast du einerseits so viel Wind im Segel, dass du merkst, wie die Segelstellung die Richtung beeinflusst und wie du Geschwindigkeit zulegen oder herausnehmen kannst. Andererseits bleibt der Kraftaufwand für Einsteiger überschaubar und das Segel kontrollierbar.
Wellen – möglichst gar keine!
Gegen zu viel Wind beim Windsurfen lernen spricht auch, dass die Wellenbildung mit wachsender Windstärke zunimmt – so wie im folgenden Bild. Solch kabbeligen Bedingungen bzw. größeren Wellen kannst du gerade als Anfänger natürlich überhaupt nicht gebrauchen, weil du bei deinen ersten Erfahrungen im Wasser noch unberechenbar herumgeschaukelt wirst. Für die Welle gilt also in diesem Fall: Je weniger, desto besser!

Sonne und Temperatur – vorbereitet sein!
Diese beiden Umweltfaktoren spielen fürs Windsurfen lernen zwar keine direkte Rolle, aber du solltest trotzdem beachten, dass das Wasser sie vervielfacht. Es reflektiert die Sonnenstrahlen, weshalb du für besonders guten (und wasserfesten) Sonnenschutz sorgen musst! Die Kombination aus Wasser und Wind erhöht zudem die Verdunstungskälte und lässt den Körper schneller als gewöhnlich auskühlen. Lass dich also nicht von scheinbar warmen Lufttemperaturen täuschen – es wird vermutlich trotzdem schnell kalt auf dem Wasser, und du brauchst meistens einen entsprechenden Neoprenanzug.

3.2 Eine gute Windsurfschule suchen
Über die Seriosität und Aussagekraft von Siegeln und Zertifikaten lässt sich trefflich streiten. Mangels anderer harter Kriterien würde ich trotzdem darauf achten, dass eine Surfschule von einem der beiden großen Windsurf-Verbände zertifiziert ist und gezielt auf deren Websites suchen: Entweder beim Verband deutscher Wassersport Schulen e.V. (VDWS) oder beim Deutschen Segler-Verband e.V. (DSV). So kannst du sicher sein, dass du in guten Händen bist – zertifizierte Lehrer besitzen einen Surflehrer-Schein, und sind in Fahrtechnik als auch in Didaktik fit. Sie wissen, wie sie Schülern etwas effektiv beibringen und das Windsurfen lernen erleichtern. Auch in Dingen wie Gefahrenprävention, Sicherheitsvorkehrungen, Vorfahrtsregeln etc. sind sie top ausgebildet.
Ansonsten sieh dir das Schulungsmaterial der Windsurfschule an: Modernes und nicht ausgeblichenes Equipment ist ein Indiz für eine gute Schule. Denn je mehr das Material genutzt wird, um so ausgeblichener sind beispielsweise die Segel, an denen das UV-Licht besonders heftig nagt, und desto häufiger muss es ausgetauscht werden. Optisch einwandfreies Equipment spricht für regelmäßigen Austausch und vermutlich eine entsprechend erfahrene ist Windsurfschule. Außerdem kannst du anhand des nächsten Kapitels selbst prüfen, ob du in der Surfschule vor veraltetem Kram stehst, der dir den Einstieg unnötig schwer macht – oder nicht.

3.3 Passendes Equipment zum Windsurfen lernen
Wenn du heute Windsurfen lernen willst, dann bist du in einer deutlich besseren Ausgangssituation als noch in den 90er Jahren. Das Equipment ist leichter, leistungsfähiger, anfängerfreundlicher, unkomplizierter und erfolgsversprechender geworden. Ich zeige dir nun, worauf es bei der Wahl vom Board und dem Rigg – der Kombination aus Segel, Mast und Gabelbaum – ankommt.
Das Windsurf-Board
Moderne Windsurf-Boards zum Freeriden und smoothen Einstieg sind heute im Vergleich zu früheren Modellen leichter, kürzer und breiter. Dank entsprechend mehr Volumen an Bug und Heck sind sie nicht nur viel bequemer zu tragen, sondern auch deutlich kippstabiler. Du kannst dich also leichter ausbalancieren und schneller Fortschritte erzielen, weil das Volumen bei weniger Länge dennoch hoch genug ist. Durch den breiteren, stärker gerundeten Bug sind die Boards zudem drehfreudiger und bieten Support bei einer Wende (wenn du den Mast einmal umrundest).
Für schnelle Fortschritte beim Windsurfen lernen muss das Volumen deines Boards dich und dein Equipment tragen, und noch etwas Puffer bieten. Das macht es kippstabiler und leichter angleitbar. Jeder Liter Board-Volumen trägt etwa 1kg Gewicht. Nimm also dein Körpergewicht, addiere etwa 20kg für dein Equipment (Board, Segel, Mast und Gabelbaum) und rechne einen Puffer von 100 bis 140 kg hinzu. Effektiv landest du mit der Rechnung bei einem Volumen von 160 bis 240 Litern – für den Anfang perfekt! Wenn du beim Sport bleibst, kannst du aber bald auf ein kleineres Board umsteigen.
Zudem soll das Windsurf-Board 75 bis 85 cm breit sein, damit du dich besser ausbalancieren kannst und nicht so häufig ins Wasser fällst. Schließlich ist das ständige Herausziehen des Segels beim Windsurfen lernen besonders frustrierend und kraftraubend. Wer sich etwas in Mathematik und der Formel zur Volumenberechnung auskennt, kann bei Board-Dicken zwischen 8 und 14 cm schnell ermitteln, welche Längen die oft als „Funboard“ oder „Freeride Board“ geführten Bretter haben: Etwa zwischen 250 und 290 cm.
(1) Windsurf-Board in Aktion, (2) Schwert bzw. lange Finne, (3) Schlaufen an der Oberseite
Das A & O für Einsteiger ist aber vor allem, dass dein Windsurf-Board ein Schwert besitzt: Eine mittig auf dem Board eingelassene und senkrecht durch das Board geschobene lange Finne. Sie verhindert das Abdriften und sorgt dafür, dass du auch in Verdrängerfahrt gut Höhe laufen kannst.
Das Windsurf-Segel
In der Surfschule wirst du zunächst Segel aus Dacron (sogenannte Tuchsegel) bekommen: Einem Kunststoff-Faden, der extrem robust und UV-beständig ist, und daher beim Windsurfen lernen bzw. im Verleih trotz seines höheren Gewichts häufig zum Einsatz kommt. Mit ihren Verstärkungen sind sie obendrein weniger anfällig für Knicke, zu denen es z.B. bei Stürzen sonst schnell kommen kann.
Kaufst du dir später eigenes Material, solltest du für ein geringes Gewicht aber eher ein Monofilm-Segel anschaffen – die sind aus Kunststoff, der wie eine durchsichtige Scheibletten-Käse-Verpackung aussieht. Zum geringen Gewicht trägt bei, dass Monofilm-Segel keine oder nur wenige Verstärkungen haben. Damit sind sie zwar nicht so langlebig und robust gegenüber UV-Strahlung wie Dacron-Segel, doch das eingesparte Gewicht weißt du spätestens nach dem 30. Hochziehen des Riggs zu schätzen!
(1) Dacron-Segel, (2) Monofilm-Segel aka „Käsepackung“ im Abendlicht , (3) Gewichtsvorteil vom Monofilm-Segel beim Hochziehen, (4) guter Steuerimpuls dank schmalem Segel
Ein gutes Einsteiger-Segel zeichnet sich neben dem geringen Gewicht ansonsten dadurch aus, dass es ein flaches Profil hat und schmal geschnitten ist. Je kürzer der Gabelbaum, desto einfacher ist das Rigg zu steuern, da man schon durch kleine Bewegungen große Steuerimpulse erreicht. Außerdem ist das Aufholen des Segels, wenn es im Wasser liegt, mit einem schmaleren Segel weniger kraftraubend.
Gabelbaum & Mast
Gewicht, Gewicht und Gewicht: Das sind die Dinge, auf die du auch bei Gabelbaum und Mast achten musst. Beides bildet zusammen mit dem Segel das sogenannte Rigg. „Auf- und Abriggen“ meint das gesamte Prozedere zum Fertigmachen deines Riggs – Segel ausrollen, Mast einschieben, Gabelbaum anklemmen, Segel trimmen, und Gabelbaum trimmen.
Der Gabelbaum schafft die Verbindung von Hand und Segel. Als Jugendlicher oder Erwachsener mit kleinen Händen wirst du darum einen Gabelbaum mit reduziertem Holmdurchmesser (z.B. 25 oder 26 mm) schnell zu schätzen wissen. Dieser geht zwar zu Lasten der Steifigkeit, aber die Belastungen sind bei kleineren Einsteiger-Segeln bei der anfänglichen Verdrängerfahrt ohnehin gering.
(1) Gabelbaum und Mast, (2) Gabelbaum fest im Griff, (3) Verankerung von Mast im Brett, (4) Alumast für Kinder
Der Mast gibt dem Windsurf-Segel seine Form. Preislich mag hier der Carbongehalt eine große Rolle spielen, beim Windsurfen lernen aber kaum: Das eingesparte Gewicht ist gemessen am Mehrpreis von Carbon eher gering, und die Rückstelleigenschaften von hochprozentigen Carbonmasten brauchst du erst später. Für Jugendliche und Kinder eignet sich wegen des geringen Gewichts sogar ein Steck-Alumast besser als ein Epoxy-Mast. Noch mehr über Masten lernst du hier!
Lass dich beim Kauf beraten!
Falls du nun noch nicht alles vom „Fachchinesisch“ verstehst: Keine Sorge, die optimale eigene Ausrüstung zum Windsurfen erfordert ohnehin eine eingehende individuelle Beratung im Fachhandel. Denn welches Equipment für dich passt, ist von so vielen Faktoren abhängig! Damit du dein Geld sinnvoll anlegst, ist ein Surfshop vor Ort natürlich ideal, aber den findet man manchmal nicht vor der Tür. Daher können auch kompetente Online Shops wie der Surfshop Windstärke 7 sehr gut beraten.
3.4 Der Surfschein im Windsurfen: Unbedingt sinnvoll!
Hast du deinen Windsurfkurs absolviert? Dann macht es Sinn, auch eine Prüfung abzulegen, um deinen Surfschein zu erwerben. Der attestiert zwar „nur“ einen gewissen Kenntnisstand durch einen privaten Verein und ist keine staatliche Bescheinigung, aber trotzdem mehr als Geldmacherei.
Wofür du einen Surfschein brauchst
Auf vielen deutschen Binnengewässern ist zum Windsurfen der Surfschein erforderlich. Ohne ihn können sogar Geldbußen verhängt werden! Selbst international sind am Meer als auch an Seen die Surfscheine der VDWS bekannt und anerkannt. Sogar beim Ausleihen von Equipment kommst du bei den meisten seriösen Verleihstationen an vielen Surfspots nicht um die Vorlage des Surfscheins herum. Ich selbst machte im Robinson Club auf Fuerteventura schon ein langes Gesicht, als ich an einem hammermäßigen Surftag meinen Schein vergessen hatte – und nur vom Strand aus zusehen konnte, wie die anderen Windsurfer auf dem Wasser abgingen.

Die Prüfung für den Surfschein
Eine Prüfung für den Windsurfschein kostet nicht mehr die Welt: Mit etwa 30 bis 40 Euro bist du dabei. Einmal bekommen muss der Schein nie verlängert werden und verfällt auch nicht. Also, was man hat das hat man! Für den Schein sind eine Theorie- und eine Praxisprüfung erforderlich.
Bei der Theorieprüfung werden in einem Multiple-Choice-Test die Grundlagen zu Materialkunde, Gesetzen, Sicherheit, Umwelt und Surf-Theorie abgeprüft. Hört sich wild an, ist aber nicht so aufwändig. Das „Büffeln“ für die Prüfung erfolgt spielerisch und in kleinen Häppchen noch während dem Windsurfen lernen bzw. deinem Surfkurs. Wenn du etwas aufpasst und mitdenkst, schaffst du die Prüfung locker auch ohne extrem viel zusätzliches Lernen!
In der Praxisprüfung geht es zunächst einmal um die Basics: Das Rigg auf- und abbauen, Segel aufholen, Boardsteuerung und Kreuzen. Am Ende steht häufig eine Kombinationsübung: Je nach Organisation reicht es in der Regel, einmal aufs Meer hinauszufahren, eine 180° Drehung zu machen (1x das Segel halb hängen lassen, über das Heck ziehen und dabei den Mast über den Bug umrunden) und dann wieder in etwa an der Stelle das Ufer zu erreichen, von der man losgesurft ist. Nach ein paar Stunden Übung mit dem passendem Einsteiger-Material sollte das ein Kinderspiel sein.
Vereinsleben im Surfverein
Wer Lust auf Kontakte mit Gleichgesinnten hat, findet unter windsurfen.net ein aktuelles Verzeichnis aller Windsurfclubs und Vereine in Deutschland – über 160 Stück! Hier kannst du oft auch Kurse zum Windsurfen lernen absolvieren. Mit deinem Surfverein bekommst du in vielen Fällen gleichzeitig einen Homespot mit Unterbringungsmöglichkeiten für dein Windsurf-Equipment bzw. kannst häufig das Vereinsmaterial mit nutzen. Außerdem gibt’s oft gemeinsam organisierte Vereinsfahrten an interessante Spots! Über den Surfverein kannst du ebenfalls ins Amateur-Vereinsleben einsteigen – oder als Profi an Regatten teilnehmen.

4. Nach dem Windsurfen lernen: Spots für Trips auf eigene Faust
Wenn du ohne viel gesellschaftliches Drumherum den Sport ausüben möchtest, um die Freiheit und Selbstbestimmtheit zu genießen, dann stehen dir nach dem Windsurfen lernen alle Türen offen. Es ist also schnell möglich, die Spots der Welt zu erkunden. Hier will ich nur ein paar erste Tipps geben als Anlaufstellen geben, die ich aus erster Hand kenne.
4.1 Windsurf-Spots in Deutschland an Nordsee und Ostsee
Die Nordsee ist besonders an den Stellen zum Windsurfen geeignet, wo der Tidenhub nicht so groß ist. Ansonsten reduziert sich das tägliche Zeitfenster auf wenige Stunden. Ein Problem, das du weiter oben im Norden wie etwa in Sankt Peter Ording kaum hast. Weitgehend unbehelligt von der Ebbe, aber dafür mit heftigeren Wellen, kannst du auch auf Sylt oder Norderney einige gute Freestyle- und Wave Spots finden. Für Einsteiger sind sie aber eher ungeeignet.
In Dänemark sind Klitmøller, aber auch Hvide Sande und Bork Havn beliebte Spots – gleichermaßen für Surfer und wellenerpichte Windsurfer. Für die gemütlicheren Freerider, denen ein Stehrevier gelegen kommt, bietet auch der Ringkøbing Fjord hervorragende Möglichkeiten und eine gute Windausbeute.

Doch auch die Ostsee bietet hervorragende Windsurf-Spots. Etwa bei Kiel in der Eckernförder Bucht, auf Fehmarn (z.B. Ort, Wulfener Hals, Puttgarden) oder auf Rügen (z.B. Thiessow, Kap Arkona, Puttgarten). Auch an der Küste in Rostock gibt es gute Spots für Windsurfer, sowie die berüchtigte Fährwelle für Wellenreiter.
4.2 Windsurf-Spots in Deutschland an Seen
Diverse Seen Deutschlands laden zum Windsurfen ein, haben allerdings teils einen recht hohen Uferbewuchs, was zu Luftverwirbelungen und böigen Verhältnissen führt. Daher solltest du wenig bewachsene oder besonders große Seen vorziehen. Dazu gehören der Bodensee, der Chiemsee, der Rursee, der Dümmer See oder das Steinhuder Meer.
4.3 Windsurf-Spots in den Niederlanden
Beliebt bei Ein- und Aufsteigern sind das Veluwemeer und das Ijsselmeer. Das sind ruhige wellenarme Gewässer mit knie- bis hüfttiefem Wasser – ideal um Manöver, Schlaufenfahren oder den Beachstart zu lernen, denn das Wiederaufsteigen kostet kaum Kraft. Daher sind die Strände von Städten wie Nunspeet, Harderwijk, Workum, Hindeloopen, Makkum & Co. gut besucht von Surfsportlern.
Für die wellenorientierten Windsurfer sind auch die Nordsee und der Brouwersdam nicht weit. Da bieten die Niederlande beispielsweise mit Renesse, Katwijk oder Egmond an Zee interessante Spots.
Windsurf-Spots in Holland: (1) Egmond an Zee, (2) Makkum, (3) Blijburg an Zee / Amsterdam
4.4 Windsurf-Spots am Mittelmeer
Die Mittelmeerküste in Italien, Frankreich und Spanien eignet sich hervorragend, um nach dem Windsurfen lernen weiter Fortschritte zu machen. Hier können Aufsteiger auf recht flachem Wasser erstmals Speed erleben oder Manöver lernen, denn wellentechnisch ist das Mittelmeer – abgesehen von Situationen mit starkem auflandigem Wind – eher ruhig. Während man im Frühjahr durch den Mistral häufig einen guten Wind vorfindet, muss man im Sommer etwas Glück und Geduld haben.
Mein persönlicher Tipp für fast jedes Niveau: Die Halbinsel Presqu’Ile de Giens von Hyères an der Cote d’Azur. Mit westlich und östlich gelegenen Spots hat man bei fast allen Windrichtungen auf- oder ablandigen Wind, und somit einen Wave sowie einen Freerace Spot nur ein paar Hundert Meter voneinander entfernt!
Hyéres, mein Lieblingsspot in Frankreich: (1) Kiter beim Sunset, (2) Farben bei Tag
Beliebt ist auch die Stadt Leucate, die am Mittelmeer und an einer Lagune liegt. Hier lässt sich insbesondere von September bis April hervorragend auf spiegelglattem Wasser freeriden – dem Tramontana sei Dank! Dieser Wind bläst zwar ablandig, aber wenn man als Einsteiger in der Lagune bleibt, ist die Gefahr abzutreiben oder in Seenot zu geraten gleich Null. Toll sind natürlich auch die tendenziell höheren Wassertemperaturen, zumindest im Sommer.
4.5 Weitere Windsurf-Spots und Spot Guides
Falls du dich fragst, wie es am Atlantik aussieht: Hier kann ich ehrlich gesagt keine Tipps für Einsteiger und Aufsteiger geben. Erstens kenne ich nur wenige Spots persönlich, und zweitens sind Strömung und Wellenhöhe für Einsteiger dort zu heftig. Vor allem aber bin ich dort häufig nur im Sommer unterwegs, wenn es mit Wind eher Mau aussieht. Definitiv ein Mekka für (erfahrene!) Kite- und Windsurfer ist Andalusien mit Orten wie Cadiz, Conil de la Frontera und Tarifa.
Aber vielleicht hast du ja selbst schon gemerkt: Es gibt sooo viele Spots, über die man jeweils einen ganzen Artikel schreiben könnte. Doch das hilft dir an dieser Stelle vermutlich wenig. Ich möchte dir daher noch die einschlägigen Spot-Guides und Erfahrungsberichte ans Herz legen. Aus meiner Sicht muss man kennen:
- Die Reise-Kategorie des Surf Magazins, Deutschlands ältestem und größten Windsurf-Magazin.
- Den privat geführten Windsurf-Spotguide Surfspot.de mit ausführlichen Spot-Beschreibungen von echten Windsurfern inklusive Tipps rund um den Spot. Der leidet seit neustem darunter, dass die Google Maps API nun kostenpflichtig ist, aber die redaktionellen Informationen sind noch immer spitze!

Erfahrener Windsurfer in Torunos bei Cadiz, Andalusien
Diese kleine Einführung zum Thema Windsurfen lernen gewährt dir hoffentlich einen guten Überblick, kann aber natürlich nicht alle Fragen beantworten. Falls noch Antworten zu speziellen Details der Materialanschaffung, Technik und How Tos offen sind, schreib mir gern einen Kommentar unter diesen Artikel. Oder melde dich bei mir über unseren Surfshop Windstärke 7 – vielleicht findest du nach Möglichkeit dann zeitnah eine ausführliche Antwort in unserem eigenen Blog!
Ich verabschiede mich mit der Shaka-Geste: Sie steht unter Windsurfern für die Position, bei der man gleitend ausbalanciert im Trapez hängt und die Hände frei hängen lässt: Hang loose!