Der Weihnachtsmann ist ein fantastischer Surfer: Er liebt (gefrorenes) Wasser, hat den Rail-to-Rail Wechsel (im Schlitten) richtig drauf und wirkt immer stoked. Da wundert es uns nicht, dass jedes Jahr zu Weihnachten wieder Bilder von Santa Kläusen und Kläusinnen in rot-weißem Gewand und beim Ritt der schönsten Wellen auftauchen! Und selbst an Land gibt es Weihnachtsbräuche, die es in sich haben: Zum Beispiel fiese Weihnachtskatzen, Rollerskate-Gangs und winterliche Barbecues… Du willst Beweise? Kein Problem! Hier kommen abgefahrene Weihnachtsbräuche aus aller Welt – inklusive surftauglicher Reisetipps, falls du dein nächstes Fest mal anders und am Meer feiern willst.
Afrika: Weihnachten gibt's Wellen und Barbecue satt
Unter surfenden Europäern ist Südafrika ein Weihnachtsklassiker! Dort herrscht Sommer, die Surf Spots produzieren salziges Gold – Haie einfach mal ausblenden – und die Zeitverschiebung nach Deutschland ist gleich Null. Nach der Surf Session kannst du den Lieben daheim also zur gewohnten Zeit aus der Ferne ein frohes Fest wünschen. Doch während sie frieren, genießt du in Kapstadt & Co. Weihnachtsbräuche wie ein Barbecue („Braai“) mit fleischlichen Leckereien, süßem Malva-Pudding und von Tür zur Tür ziehende Weihnachtssängern. Ein paar eigenartige Sitten gibt es aber schon: So isst man in manchen Regionen z.B. gern gegrillte Raupen. Oder erzählt Kindern die gruselige Geschichte vom kleinen Danny, der alle für den Weihnachtsmann bestimmten Kekse aufaß, und deshalb von seiner zornigen Großmutter… ähem… gemeuchelt wurde. Seitdem soll er munter herum spuken…
Wuaaah… Vergessen wir diese Stories mal lieber wieder schnell. Eigentlich sind Weihnachtsbräuche in Südafrika einfach und schön: Zum Beispiel draußen eine gute Zeit mit Freunden haben – egal ob im Garten, am Strand oder in einem Nationalpark. Dafür fallen die Geschenke bei den meisten Familien deutlich bescheidener aus, als wir es vielleicht gewohnt sind. Eigentlich eine gute Sache, die das Fest der Liebe wieder zu dem macht, was es eigentlich sein soll.
Weihnachtsbräuche in Südafrika: (1) Durchatmen am Strand, (2) Barbecue („Braai“), (3) Quality Time mit Freunden
Asien: Weihnachten zwischen Party und neuen Traditionen
Asiatische Länder sind oft geprägt von Religionen wie dem Islam, Buddhismus oder Shintoismus. Doch trotz größerer Distanz zum Christentum feiert man vielerorts gerne Weihnachten, nur eben komplett anders als wir es vielleicht kennen. Nimm zum Beispiel Bali: Die indonesische Surfinsel wird über die Feiertage besonders gern von urlaubenden Australiern und Europäern frequentiert, denen man neben gut gefüllten Line Ups und Parties natürlich etwas Weihnachtskitsch bietet.
Als Youngster lebte ich mal ein halbes Jahr in Japan und fand mich am 24. Dezember mit einem feiernden Mob zwischen Sake Bars und Karaokeläden wieder. So ähnlich sehen Weihnachtsbräuche bei den meisten Japanern aus: Man wirft sich in süße Santa Outfits, hält nach dem tourenden Coca Cola Truck Ausschau, geht Essen bei Kentucky Fried Chicken und knipst sich beim Trinken mit Freunden die Lichter aus. Es ist die letzte Chance, vor den Neujahrsfeierlichkeiten noch mal richtig die Sau rauszulassen. Denn ab Silvester wird das Leben heruntergefahren, alles schließt für mehrere Tage und Familien kommen zum Besuchen von Tempelzeremonien zusammen. Und was ist mit Surfen in Japan? Das geht wunderbar, wobei die Taifun-Zeit zwischen September und November am besten ist. Trotzdem kann sich ein winterlicher Abstecher z.B. zu den Riffen auf Okinawa Island durchaus lohnen.
Japanischer Jahreswechsel: (1) „Beautiful Santa Claus“ by Miki Yoshihito (CC BY 2.0), (2) „Sunabe Waves“ by troy_williams (CC BY 2.0), (3) Tempel im Winter
Überraschenderweise ist Weihnachten in Indien wirklich populär. Zwar sind nur um die 2,5% der Bevölkerung Christen, was bei einer Gesamtpopulation von über 25 Millionen aber immer noch eine Menge ist. Viele leben z.B. in Pondicherry und Kerala, zwei beliebten indischen Surfregionen. Hier gibt's gute Wellen zum Jahresende und festlich geschmückte Straßen zum Flanieren. Einer der beliebtesten indischen Weihnachtsbräuche ist übrigens, Mangobäume oder Kokospalmen hübsch zu dekorieren.
Australien: Die besten Points und surfende Weihnachtsmänner
Nicht nur australische Surfstädte wie Byron Bay und Noosa sind bekannt für ihre Point Breaks, guten Wellen und Surfer Dudes. In Down Under lebt, liebt und atmet man Surfkultur – immer und überall! Selbst an Weihnachten, was mitten in den australischen Sommer und die Surf Hochsaison fällt. Dann ist es an der Zeit für den rot-weißen Surf Bikini, eine Boardshorts in Elfengrün und ein freundliches „Ho Ho Ho Mate“ als Line Up Gruß. Zum Start in die Holiday Season und zum Aufpeppen der Weihnachtsgrüße hat die Australische Post seit den 70ern sogar eine Briefmarke mit einem Surfing Santa im Programm. Manch einer fand’s daneben, die meisten aber leider geil!
Vielleicht war das Inspiration für den coolsten Weihnachts-Surfclip aller Zeiten: Surfin‘ Santa von ALDI Australia! Die bekannte Supermarktkette schickte Dutzende Santas an den Strand – in voller Weihnachtsmann-Montur inklusive Bommelmütze und Surfboards in Zuckerstangen-Optik. Werbung sah noch nie so gut aus! Oder hast du schon mal einen Weihnachtsmann in einer Barrel gesehen oder beim Hang Five mit einem Schinken in der Hand? Eben. Deshalb ist das Abspielen des obigen Videos – mit Ton!!! – einer unserer Weihnachtsbräuche für ein fettes Grinsen im Gesicht. Alle Jahre wieder!
Wie man in Australien wirklich Weihnachten feiert, fragst du? Naja, in Wahrheit trägt Santa Claus bei Temperaturen bis über 40 °C eher leichte Kleidung und setzt lieber Kängurus als Rentiere ein. Ohne Witz: Genau davon handeln die „Six White Boomers“ – der beliebteste australische Christmas Song. Und in der Hitze sind „Christmas Barbies“ (Barbecues) am Strand – mit kühlen Bier, Salaten und vielleicht etwas Cricket oder Surfen mit Family & Friends – schwer angesagt.
Europa: Die Home Spots von Santa Claus entdecken
Bist du so richtig, richtig tough, kennst beim Surfen keinen Schmerz und liebst Eiszapfenwellen? Wie wäre es dann mit einem weihnachtlichen Surftrip zu den liebsten Spots von Santa Claus? Obwohl es diverse Theorien über seine Herkunft gibt – Finnland? Russland? Die CocaCola Company? – so stellt man ihn sich meistens vor verschneiter Kulisse bzw. im ewigen Eis vor. Genau das kannst du zum Beispiel in Island haben, wo schon mal Eisschollen im Line Up sind. Surfen in Island ist im Winter eben nix für Zartbesaitete, aber nach der Surf Session lockt ein Bad in heißen Quellen. Außerdem erhellen die Isländer die dunkle Jahreszeit mit tausenden Lämpchen. Sie feiern Weihnachten („Yule“) gleich 26 Tage lang und mit 13 Weihnachtsmännern! Neue Klamotten sind hier das beste Geschenk – wer sie nicht bekommt, wird angeblich von der fiesen Weihnachtskatze („Jolaköttur“) geholt.
Mehr Winter als in Island geht nicht: (1) Eisschollen vor Welle, (2) Surfer im Schnee, (3) Winterhütte, (4) Polarlicht (Foto 1 und 2: SDX Fotografie)
An Santa Claus’ Stelle würden wir unsere Surfboards wahrscheinlich in den Schlitten werfen, den dicksten Neoprenanzug aller Zeiten greifen und uns vom Navigationssystem – also Rudolph – nach Norwegen bringen lassen. So ist zum Beispiel Unstad das Tor zur norwegischen Surfkultur und den Lofoten, mit den perfekten eisigen Peaks unter dem Nordlicht. Klar, im Dezember ist es echt kalt und verrückt wie Jungs aus „North of the Sun“ sollte man für dieses Abenteuer schon sein. Dafür erlebt man neue Weihnachtsbräuche! Am Heiligabend werden zum Beispiel alle Besen im Haus versteckt, damit die erwarteten Hexen und bösen Geister nichts zum Fliegen finden… Denn die Norweger wissen, dass Santa Claus eigentlich aus Rovaniemi (Finnland) kommt.
Nordamerika: Surfing Santas für den guten Zweck
Versetze dich gedanklich nach Florida, mit sanft in der Meeresbrise wedelnden Palmen, tropisch-warmem Wasser und… einem Haufen verrückter, surfender Weihnachtsmänner! Willkommen am Cocoa Beach, der Heimat von Surf Papa Kelly Slater, wo sich jedes Jahr am Morgen des 24. Dezember Jung und Alt als Surfing Santas treffen. Manche tragen nur einen weißen Bart, der erstaunlich gut zu Boardshorts passt. Andere sind komplett als Weihnachtsfrauen und -männer verkleidet – um mit dem Surfbrett schnell noch ein paar salzige Goodies abzustauben, bevor es an die „echte“ Bescherung geht. Auch Elfen, Schneemänner und Lebkuchenfiguren tun ihr Bestes, um ein paar Wellen und vielleicht den Preis für das beste Kostüm einzuheimsen.
Surfing Santa begann 2009 als kleines Familien-Event und ist heute zu einem Phänomen geworden, das Hunderte Surfer anzieht. Der Eintritt ist kostenlos und alle Einnahmen aus dem Catering und Verkauf von Merchandising werden für wohltätige Zwecke gespendet. Bis 2017 kamen so bereits 60.000 US-$ zusammen. Allein das Event spricht für einen weihnachtlichen Surftrip nach Florida – am besten mit einem Longboard, denn die Wellen sind eher mellow. Plane genügend Zeit für einen Roadtrip bis nach Miami ein, denn an der sogenannten Space Coast warten jede Menge Surf Spots auf dich!
Surfing Santa in Florida: (1) Trubel am Cocoa Beach, (2) Santas on the Way, (3) Salziger Rauschebart, (4) Party Wave, (5) Tandem Surfer (alle Fotos: Amanda Stratford / Ross Cruden)
In Kalifornien gibt es wenige Tage vor Weihnachten einen Surfing Santa Contest, bei dem man seine Surf-Skills im festlichen Gewand unter Beweis stellen kann. Alles zugunsten von „Surfers Healing“, einem Surfcamp für Kinder mit Autismus. Das Event findet am Dana Point statt, strategisch gelegen zwischen den Surfarealen von Los Angeles und San Diego. Deutlich kälter hat es da James Fulton aus Ontario in Kanada, der als One-Man-Show bereits seit über 30 Jahren Geld und Sachspenden für Obdachlose sammelt. Dafür surft er als Weihnachtsmann jedes Jahr mit einem Windsurf-Brett oder Stand-Up Paddle Board eine Route auf dem Niagara-River – bei Wind, Eis und Schnee.
John Fulton setzt sich an der kanadischen Ostküste für Obdachlose ein (Foto: surfingsanta.com)
Südamerika: Mit Salsa und Roller-Skates in die heilige Nacht
Bist du auf der Suche nach einem Zufluchtsort vor dem Winter? Und willst dafür den Weihnachtsurlaub nutzen? Vielleicht wäre Peru eine gute Wahl, wo die Wellen z.B. bei Punta Hermosa oder Lobitos im Dezember richtig gut laufen. Außerdem bekommst du dann neben der nötigen Dosis Salzwasser und Sonne ein paar neue Weihnachtsbräuche mit – die zumindest entfernt an Zuhause erinnern. Am 24. Dezember steht für die Peruaner die „Noche Buena“ an. Man geht in die Kirche und legt Geschenke neben Krippenszenen von Baby Jesus & Co ab. Trotz warmer Temperaturen gibt es heiße Schokolade und Truthahn mit scharfer Soße, bis um Mitternacht zahlreiche Feuerwerke für Feierstimmung sorgen. Denn sind die Kinder erstmal im Bett, rücken viele Familien die Möbel beiseite und tanzen Salsa bis in die Morgenstunden!
Peruanische Weihnacht: (1) Krippenszene, (2) Salsa-Tanzen, (3) Abkühlen beim Surfen
Eine buchstäblich noch abgefahrene Weihnachtstradition gibt’s in Venezuela. So ist es in der Hauptstadt Caracas Brauch, in der Woche vom 16. bis 24. Dezember morgens auf Rollschuhen (!) zu Kirche zu fahren. Dafür sind sogar die Straßen für Autos gesperrt und die Kinder haben einen Wecker-Trick, um früh wach zu werden: Sie wickeln einen Faden an den großen Zeh und hängen ihn aus dem Fenster, damit die ersten vorbeirollenden Skater daran ziehen können…. Doch keine Angst, falls du mehr auf Surfen stehst: In der Nähe von Caracas liegen viele (noch) leere Surfspots, die im Dezember oft richtig gut Swell abbekommen!
Weihnachtsbräuche hin oder her: Frohes Fest, wo auch immer du bist!
Hoffentlich konnten dich diese mehr oder weniger fremden Weihnachtsbräuche in feierliche Stimmung versetzen. Mehr geht wahrscheinlich nur an Orten, die Weihnachten im Namen tragen: Wie Himmelpfort in Deutschland, wo die Post jedes Jahr Wunschzettel von Hunderten Kindern entgegennimmt. Santa Clause Bay bei Los Angeles, wo Surfern zum Jahresende bestimmt noch wärmer ums Herz wird. Oder an der Christmas Bay, die es sowohl in Afrika als auch in Neuseeland gibt.
Doch egal wo du gerade bist – mit einer besinnlichen Einstellung und netten Menschen um dich herum kommt doch überall ein Gefühl der Nächstenliebe auf. Auch ohne teure Geschenke! In diesem Sinne: Frohe Weihnachten.
Titelbild: Ross Cruden / Surfing Santas.