Es ist ein Phänomen: Während es massenweise Surfschulen für Anfänger gibt, gucken Fortgeschrittene und Advanced Surfer meistens in die Röhre, weil sie keinen passenden Surfkurs finden. Natürlich wissen höhere Surflevel schon, was sie auf dem Brett tun und kommen theoretisch alleine klar. Trotzdem macht es auch für sie Sinn, sich gelegentlich einen erfahren Surf Coach zu suchen: Zum Beispiel, wenn Fortschritte stagnieren oder ein bestimmtes Manöver einfach nicht klappen will. Ein Profi kann dir mit geschultem Auge und konkreten Tipps helfen, deine Surftechnik deutlich zu verbessern und auf das nächste Level zu heben!
Darum kommt hier ein Experte zu Wort, der sich auf Surfkurse speziell für Intermediate und Advanced Surfer spezialisiert hat: Nica von Surfmore Coaching! Der Portugiese aus Peniche war jahrelang selbst Profi-Surfer, hat an der Seite von Tiago Pires trainiert und danach an der Universität Lissabon Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Surf Performance studiert, um sein Wissen an andere weiterzugeben. In diesem Artikel erzählt Nica, was einen Surfkurs für höhere Surf Level von der normalen Surfschule unterscheidet, welches die häufigsten Fehler von Intermediates sind, und wie sie diese überwinden können. Viel Spaß beim Lesen!
1. Hi, ich bin Nica von Surfmore Coaching!
Ursprünglich komme ich aus Lissabon und wuchs dort in einem sehr armen Viertel in der Nähe vom Carcavelos Beach auf, der heute als bekannter Surf Spot gilt. Zum Surfen kam ich eher durch einen Zufall: Um meine Familie zu unterstützen, verkaufte ich als Kind am Strand verschiedenste Dinge. Eines Tages, ich war 12 Jahre alt, fand ich dort ein altes Surfbrett in einer Mülltonne am Straßenrand – und nahm es mit! So entflammte meine Liebe zum Surfen – ich liebte den Sound der Wellen und verbrachte fortan täglich vier bis sechs Stunden im Wasser. Das machte Spaß und zahlte sich aus: Etwa zwei Jahre später bekam ich Sponsoren und begann, professionell zu surfen.
Nica Now and Then: (1) + (2) Freesurfing, (3) + (4) Surf Contests, (5) Junior Pro mit Spiderman Surfboard, (6) alte Kollegen: Alexandre Grilo (Lapoint Surfcamps), Jose „Ze“ Seabra (Profi Surf Coach), Nica Rosario, Tiago Pires (Pro-Surfer)
Vom Profi Surfer…
Damals war ich mit 14 Jahren einer der jüngsten Profi-Surfer in Portugal und startete eine Karriere, die 12 Jahre anhalten sollte. Letztlich verdanke ich sie meinem Surf Coach und Mentor Jose „Ze“ Seabra, der mich die ganze Zeit physisch und mental trainierte, und mir eine Menge beibrachte. Unter seiner Anleitung gewann ich viele Surf Contests und holte unter anderem zweimal den Titel als nationaler Champion, den 3. Platz in Europa und den 5. Platz bei der World Pro Junior.
…zum Surf Coach
Mein damaliger Surf Coach hat mich stark beeinflusst, und so beschloss ich, nach dem Ende meiner Profi-Laufbahn in seine Fußstapfen zu treten. Ich wollte mein Surfwissen ebenfalls an andere weitergeben, studierte Sportwissenschaften und machte meine Surflehrer-Ausbildung. Danach begann ich, als Surf Coach zu arbeiten und baute zusammen mit meiner Frau Nina Surfmore Coaching auf. Sie stammt übrigens aus Deutschland, surft ebenfalls leidenschaftlich gern und kümmert sich bei uns vor allem um das Marketing.
Ich unterrichte jedes Surflevel gern und freue mich, die Fortschritte meiner Schüler zu sehen. Heute arbeite ich aber ausschließlich als Surf Coach für Intermediates und Advanced Surfer, weil es bei einem Surfkurs für diese Zielgruppe stärker um die reine Surftechnik geht. Genau das ist der Bereich, in dem ich mich am besten auskenne und den ich liebe!
Nicas Welt: (1) Er und seine Frau Nina, (2) Heimat Peniche, (3) und (4) Coaching Equipment, (5) Happy Crew
2. Surf Coach versus Surfschule: Was ist anders?
Das beginnt schon mit dem Leistungsumfang: Surfschulen haben viele Softboards und andere Leihbretter. Ich nicht, denn meine Kunden bringen in der Regel ihre eigenen Surfboards mit. Surfschulen sind meistens überfüllt, weil viele Schüler auf einen einzigen Lehrer kommen. Das ist bei mir anders, weil ich viel intensiver betreue. Und du bekommst bei Surfschulen oft das Rundum-Sorglos-Paket mit Essen und Unterkunft, wohnst in schicken Häusern und wirst in tollen Autos herumkutschiert. Tja, bei mir geht es hingegen wirklich ausschließlich um professionelles Surf Coaching!
Schaut man sich inhaltliche Unterschiede bei meinem Surfkurs an, so bin ich deutlich freier als eine Surfschule. Dort konzentrieren sich die angestellten Surflehrer auf Surfanfänger bzw. Urlaubssurfer, und spulen immer wieder dasselbe Programm der Surfgrundlagen ab. Als Surf Coach bin ich mein eigener Chef und helfe meinen Schülern, ihre persönlichen und teils professionellen Surfziele zu erreichen. Ich arbeite eng mit jedem Einzelnen zusammen, schaue mir das aktuelle Können an und finde individuelle Wege, wie du dich schnell verbessern kannst. Eine große Rolle spielen dabei spezielle Trainings- und Lehrmethoden an Land und im Wasser, denen ich viel Zeit widme.
Surf Coaching: (1) Cutback-Training an Land, (2) Arbeit an kraftvollen Turns, (3) Videoanalyse, (4) Schwachpunkte laut Technikanalyse, (5) persönliches Feedback
3. Aus der Coaching Praxis: Häufige Fehler von Intermediate Surfern
Ich liebe meine Arbeit als Surf Coach und ich will meine Schüler zu besseren Surfern machen. Doch allein unter den Intermediates gibt es nochmal viele verschiedene Könnensstufen. Sowieso ist jeder Surfer anders und hat ganz individuelle Punkte, an denen man arbeiten muss. Trotzdem gibt es häufige Fehler in der Surfpraxis, die ich in meinem Intermediate Surfkurs immer wieder beobachte – und zwar die Folgenden!
3.1 Das falsche Brett: Zu früher Umstieg auf das Shortboard
Softtop, Mini Malibu, Funshape, Shortboard & Co.: Bei der großen Auswahl an Surfboard Shapes ist eigentlich für jeden und jedes Surflevel etwas dabei. Heutzutage scheinen es viele Surfer aber sehr eilig zu haben, schnellstmöglich auf ein Shortboard umzusteigen: Doch das ist eine katastrophale Entscheidung, wenn du einfach noch nicht bereit dafür bist! Wer sich zu früh ein Shortboard zulegt, wird darauf kaum oder nur noch sehr langsam Fortschritte machen, oder dein Surflevel wird ganz stagnieren. Gefühlt ist das dann so, als befände sich der Surfer in dir im Winterschlaf. Bis du endlich feststellst, dass das Problem dein Surfboard ist!
Manche legen sich ein Shortboard zu, damit der Duckdive einfacher wird oder weil es sich leichter tragen lässt. Kein Witz! Doch das ist natürlich die falsche Motivation, genauso wie der Wunsch, damit „besser“ fahren zu können. Das klappt nur, wenn du das kürzere Brett mit seinem geringen Auftrieb – was viel Paddelpower und Expertise erfordert – auch beherrschen kannst. Für mich als Surf Coach sind auch Aussagen wie „Ich will den Bottom Turn besser hinbekommen“ kein Grund für ein Shortboard.
Trimmen üben mit Balance Bällen und Brett: (1) Mit dem Surf Buddy, (2) allein, (3) Nica mit Schülerin
Die Frage ist also: Wann bist du wirklich bereit für ein Shortboard? Ganz einfach: Lerne erst einmal das Trimmen, um durch Gewichtsverlagerung auf deinem aktuellen Surfboard Geschwindigkeit aufzubauen, und zwar auf der Back Side und Front Side! Das erfordert schon Einiges an Koordination, Stabilität und Balance – in meinem Surfkurs setze ich dafür auch Balance Trainer an Land (siehe Fotos oben) ein. Sobald du das Trimmen vernünftig beherrschst, kannst du über ein Shortboard nachdenken.
3.2 Keine konkreten Trainingsziele
Immer wieder beobachte ich, dass Surfer keine Fortschritte machen, weil sie keinen Plan haben. Sie gehen ins Wasser ohne zu wissen, was sie trainieren wollen – was ihr persönliches Ziel in dieser Session ist bzw. die konkrete Technik, die sie verbessern wollen. Stattdessen probieren sie wahllos jedes einzelne Manöver aus, das existiert: Zum Beispiel wildes (aber falsches) Pumpen für Speed, mal halbherzig einen Bottom Turn ohne richtigen Körpereinsatz und dazwischen laienhafte Duck Dives. Und was passiert? Nichts! Ihr Surfen stagniert und sie verbessern sich nicht.
Mein Rat ist daher: Plane deine Surf Sessions, indem du kurzfristige und langfristige Trainingsziele definierst. Sie sollten für dich realistisch sein! Nimm dir konkrete und nur einzelne Manöver vor, und arbeite daran, bis du deine Ziele wirklich beherrschst! Und falls dir das Definieren solcher Ziele schwerfällt oder du gar nicht weißt, woran du als erstes arbeiten sollst: Such dir einen Surfkurs bzw. einen Surf Coach für dein Level, um Denkanstöße zu erhalten.
3.3 Die falsche Positionierung und Wellenauswahl
In fast jedem Surfkurs habe ich mindestens einen Schüler, der deutlich mehr Wellen haben könnte. Denn viele Intermediate Surfer tun sich immer noch schwer damit, genug Wellen zu bekommen. Fühlst du dich angesprochen? Dann ist mein Tipp an dich, mehr Sensibilität für das Thema zu entwickeln – zu beobachten, wo dein Problem liegt, dir mehr Wissen über Wellenkunde anzueignen und es im Wasser umzusetzen.
Alles beginnt mit der Positionierung: Wer falsch sitzt und träge ist, bekommt pro Session nur eine mickrige Anzahl an Wellen oder erntet massive Wipe Outs. Das Geheimnis ist zu wissen, wie es richtig geht, und zwar egal wie die Bedingungen gerade sind oder wie voll es im Line Up ist. Dazu musst du lernen, wie Wellen funktionieren! Es sind massive, sich bewegende Wasserberge mit viel Energie. Und je nachdem, wo du dich positionierst, kannst du jede Welle haben!
Darum ist ein Surfer, der viele Wellen bekommt, auch ständig in Bewegung. Also sitze niemals zu lange abwartend auf dem Surfboard herum! Sei dynamisch, beobachte die Wellen und folge ihnen. Und wenn es ernst wird, paddle mit Commitment, um der Bewegung der brechenden Welle zu folgen und wirklich ins Gleiten zu kommen.
Sobald du weißt, wie du dich richtig positionierst und viele Wellen bekommst, wirst du dich schnell massiv verbessern – und mit dem Drop in die Welle deutlich weniger Wipe Outs kassieren.
Neben der Positionierung spielt natürlich auch die Wellenauswahl eine große Rolle, die davon abhängt, was du tun willst. Falls du erst lernst, grüne Wellen anzupaddeln und zu erwischen, dann darf es auch mal ein Close Out (d.h. eine nach dem Brechen in sich zusammenstürzende Welle) sein. Aber wenn du als Intermediate Surfer grundlegende Manöver wie den Cutback lernst, brauchst du gut laufende Wellen, die dich performen lassen, und solltest Close Outs eher meiden.
3.4 Fehler bei der Paddeltechnik
Positionierung und Wellenauswahl stimmen? Dann geht der Spaß richtig los: Beim Anpaddeln entscheidet sich, ob du die Welle wirklich bekommst. Obwohl Surfschulen die korrekte Paddeltechnik eigentlich schon Anfängern beibringen sollten, beobachte ich bei den Intermediates in meinem Surfkurs immer wieder folgende Fehler. Sie führen dazu, dass du schnell ermüdest, zu langsam paddelst und auf Dauer körperliche Beschwerden entwickeln kannst:
- Schlafhaltung. Sind Gesicht und Kinn zu nah am Surfboard, fällt das Paddeln schwer und du verpasst wahrscheinlich, was um dich herum passiert. Ein leichtes Hohlkreuz ist besser! Damit wird auch der Take Off schneller und kannst das Brett besser eindrehen.
- Falsche Positionierung des Körpers auf dem Brett: Dann passt die Gewichtsverteilung nicht! Weder zu weit vorn (= Nose vom Board taucht ins Wasser) oder zu weit hinten (= Tail vom Board wird gebremst und kann kaum mit der Welle angleiten) liegen sind gut.
- Gespreizte Beine: Sie bremsen dich beim Paddeln aus, wie kleine Anker!
- Falsche Paddeltechnik. Zu kurze und zu flache Paddelzüge mit steifen Armen wie ein Tyrannosaurus Rex, oder ein hektisch nach rechts und links schwingender Oberkörper: So kommst du nicht vom Fleck bzw. bringst nur dein Brett zum Schwanken! Ebenfalls Quatsch sind Windmühlenschläge, Doppelzüge mit beiden Armen oder Hände, die das Wasser verprügeln.
Eine gute Paddeltechnik ist fließend und mühelos, aber trotzdem Arbeit und kein Sonntagspicknick. Liege auf dem „Sweet Spot“ deines Boards (so, dass die Nose sich gerade etwas aus dem Wasser erhebt) und zwar mit geschlossenen Beinen. Der Brustkorb ist leicht erhoben, der Hals trotzdem relaxt, und Bauch und Po sind angespannt. Paddle in tiefen, kraftvollen und gleichmäßigen Zügen, so dass der ganze Unterarm eintaucht! Es sollten sich nur die Arme bewegen und der Oberkörper ruhig bleiben.
3.5 Fehler beim Take Off
In jedem Surfkurs legt man Wert auf einen sauberen Take Off. Denn wer nicht schnell und geschickt vom Brett hochkommt, verschenkt Wellen und erntet Wipe Outs! Deswegen solltest du folgende Fehler unbedingt vermeiden:
- Aufstehen über das Knie. Oft wird diese Variante Anfängern beigebracht, allerdings ist der Take Off damit langsam und ungeeignet für steilere Wellen.
- Falsche Position der Hände. Beim Take Off gehören deine Hände parallel auf Höhe der Brust, damit du dich schnell hochdrücken kannst. Und bitte dabei nicht die Rails umfassen – so wird der Take Off instabil, langsam und du kannst dich sogar verletzen!
- Vernachlässigen der Beine. Beim Take Off solltest du weder zu eng noch zu weit stehen. Ebenfalls verboten ist die „Skispringerhaltung“ mit den Zehen und der Brust im 90°-Winkel zur Nose – so ist eine gute Fahrthaltung inklusive Rail-to-Rail-Wechsel unmöglich.
- Blick aufs Board statt auf die Welle. Dein Surfboard fährt in die Richtung, in die du schaust. Daher ist es ein No Go, beim Take Off und während der Fahrt nach unten zu schauen, anstatt die Welle im Blick zu behalten! Klingt simpel, wird aber oft falsch gemacht.
Take Off: (1) Blick in Fahrtrichtung, (2) Hände und Knie, (3) und (4) Trockenübungen an Land
Sich einen besseren und explosiveren Take Off anzueignen ist ein typisches Thema, das ich als Surf Coach im Surfkurs mit Schülern angehe. Du kannst aber ebenfalls selbst daran arbeiten, z.B. durch Trockenübungen mit Markierungen am Boden, um deine Fußstellung zu korrigieren, und einer Person, die dich und deine Haltung beobachtet.
3.6 Falscher Stand auf dem Board
Du hast es geschafft und surfst deine Welle. Wie lange der Spaß anhält und wie gut du dabei Turns & Co. fahren kannst, hängt nun maßgeblich von deiner Haltung bzw. einem stabilen Stand auf dem Board ab! Auch hierbei beobachte ich bei Intermediates im Surfkurs immer wieder dieselben Fehler, welche die Stabilität und Balance gefährden und die Brettkontrolle bzw. Koordination erschweren:
- Falsche Fußhaltung. Stehen die Füße zu weit oder zu nah beieinander, kannst du kaum Speed aufbauen und nur schwer Turns einleiten. Und wenn sie nicht in der Mitte des Boards stehen bzw. versetzt sind, wird es kippelig.
- Falsche Armhaltung. Wer beide Arme auf einer (Rail-)Seite hält, kann nicht richtig lenken.
- Poo Stance. Der wenig schmeichelhafte Ausdruck beschreibt, was bei der „Kackhaltung“ (Verzeihung) schiefläuft: Dabei beugt der Surfer die Brust zusammen mit den Armen nach vorn über den Bauch, als würde er auf dem Klo sitzen! So neigt sich dein Oberkörper über das Front Rail und du hast keine Chance, Turns oder Manöver zu fahren. Ein häufiger Fehler – hier liest du praktische Tipps dagegen. Aber auch eine zu starke Rückwärtslage ist natürlich kontraproduktiv!
Stand und Fahrthaltung: (1) Arme, (2) Füße, (3) Feinschliff beim Cutback, (4) Poo Stance via The Inertia
Wie sieht also ein stabiler Stand aus, mit dem du das Board gut koordinieren kannst? Die Füße stehen etwa schulterbreit (oder etwas mehr) voneinander entfernt und mittig auf dem Brett über dem Stringer; wie weit vorn oder hinten, hängt von der Art des Surfboards ab. Dabei ist der Hinterfuß parallel zum Tail des Boards, der Vorderfuß nicht mehr als 25° eingedreht, und die Knie sind leicht gebeugt, damit du einfach dein Gewicht verlagern kannst.
Der Oberkörper sollte aufrecht und gerade sein, so dass Brust und Rücken genau über den Füßen sind. Ebenfalls wichtig: Deine Arme! Der eine gehört über das linke, der andere über das rechte Rail – und der Vorderarm zeigt die Richtung an, während der Hinterarm den Schwung gibt.
3.7 Der falsche Umgang mit Ängsten
Neben Fehlern in der reinen Surftechnik gibt es noch etwas Anderes, das Intermediate Surfer an Fortschritten hindert: Ihre Angst! Aber Angsthaben ist völlig normal, für jeden von uns. Je mehr und je besser du surfst, umso erfahrener und sicherer wirst du. Aktuelle Ängste gehören bald der Vergangenheit an, vielleicht kommen aber neue dazu. Und auch im Umgang mit ihnen hilft nur, sich zu stellen!
Eine ganz spezielle Art der Angst, die ich im Surfkurs immer wieder mitbekomme, ist die psychologische Barriere beim Take Off: Wenn du kurz vor dem Drop in die Welle stehst und es gleich abwärts geht – du aber im letzten Moment das Brett zurückziehst. Weil sich die Welle plötzlich schon zu steil oder zu groß anfühlt, oder weil du meinst, zu spät dran zu sein bzw. den Take Off nicht mehr zu schaffen. Eigentlich ist das Zurückziehen aber nur ein Verteidigungsmechanismus, um dich vor Gefahr zu schützen – fast so, als würdest du dich bei einem körperlichen Angriff instinktiv wegdrehen.
In dieser Situation rate ich dir: Schlag deinen Instinkt und zieh den Drop trotzdem durch! Natürlich sollst du nicht plötzlich anfangen, dich in absurd große Wellen wie in Nazaré zu stürzen. Ich rede davon, dir das Zurückziehen bei einem nur geringen Risiko in wirklich kleinen bzw. handhabbaren Wellen abzugewöhnen – so wie ich es oft bei Schülern und vor allem bei Frauen beobachte. Stell dich der Angst, selbst wenn es sich zunächst bedrohlich anfühlt und dein Innerstes „Nein“ sagen will! Denn wahrscheinlich schaffst den Drop tatsächlich, wirst so den Take Off verbessern sowie Vertrauen beim Surfen gewinnen.
4. Surfkurs mit dir selbst: 10 Kniffe, wie du dein Surfen pushen kannst
Ich denke, dass Fehler im Leben und im Sport dazugehören: Keiner lernt (surfen), ohne erst einmal Fehler zu machen. Das Wichtige ist, Fehler zu erkennen, sie zu verstehen und sich zu verbessern! Neben den häufigen Fehlern von Intermediate Surfern, die wir oben bereits besprochen haben, will ich dir noch die folgenden Tipps ans Herz legen – quasi für einen Surfkurs mit dir selbst, den du bei jeder Session hast. Und wenn du allein nicht weiter weißt, ziehe einen erfahrenen Surf Coach zu Rat, der dir bei all den genannten Punkten helfen kann.
4.1 Schätze dein Surflevel richtig ein.
Surfen lernen bzw. dein Surfen verbessern wird leichter, wenn du weißt, was du wirklich schon kannst und was nicht. So kannst du deine persönlichen Surfziele viel leichter festlegen!
4.2 Setz dir realistische Ziele und ziehe sie durch!
Deine Surfziele müssen zu deinem Level passen und machbar sein. Konzentriere dich darauf in jeder Surf Session! Falls dein Ziel zum Beispiel eine gute Fahrthaltung oder ein sauberer Top Turn ist, arbeite nur daran und gib nicht auf, wenn du mal frustriert sein solltest. Morgen ist ein neuer Tag und alles wird besser. Also bleibe fokussiert und geh neue Ziele erst an, wenn die alten geschafft sind.
4.3 Involviere Freunde!
Wenn du zusammen mit anderen lernst und an Dingen arbeitest, kannst du einen gesunden Druck aufbauen. Außerdem wirst du staunen, wie viel deine Surf Buddies und du voneinander lernen könnt!
4.4 Surfe jeden Tag!
Egal ob du am Meer wohnst oder nur im Surfurlaub bist, mach das Meiste daraus! Surfen ist nicht wie Fahrradfahren, das man nicht verlernen kann. Nein, beim Surfen ist es wichtig, ständig aufs Neue das Board unter deinen Füßen zu spüren – selbst wenn es nur für eine halbe Stunde und bei schlechten Bedingungen ist!
4.5 Glaub an dich und sei präsent!
Hab Vertrauen in deine Fähigkeiten, geh auch mal Risiken ein und verlasse deine Komfortzone. Und lebe immer in der Gegenwart, vergiss was früher war und grüble nicht, was morgen kommen wird. Konzentriere dich nur auf das Hier und Jetzt, und was mit deinem Surfziel zu tun hat: Die Wellen, dein Surfboard, deinen Körper und deinen Geist!
4.6 Schule dein Muskelgedächtnis.
Das „Muscle Memory“ beschreibt motorische Fähigkeiten, die du dir durch Wiederholung aneignen kannst. Denn wenn du eine Sache immer und immer wieder tust, wird sich dein Körper diese Bewegungen merken und in der Lage sein, sie mit etwas Übung fast automatisch auszuführen! Ein Beispiel: Füge der Erwärmung ein paar spezielle Surfbewegungen (z.B. Take Off, Trimmen durch Gewichtsverlagerung) hinzu, und wiederhole sie ein paar Mal am Strand. Und zwar vor jeder Session, denn der Fortschritt im Wasser kommt nur, wenn du etwas täglich tust – und nicht nur ab und an! In meinem Surfkurs sind solche Trockenübungen essenziell.
4.7 Wähle deinen Surf Coach mit Bedacht.
Heutzutage nennt sich fast jeder Surflehrer oder Surfcoach. Die Auswahl ist also groß und nicht gerade leicht: Wie sollst du die Unterschiede zwischen einem guten und einem schlechten Anbieter beurteilen, wenn gefühlt alle besser sind als du? Schau dich um, bevor du jemanden buchst: Wer hat ein klares Konzept, wer passt zu dir persönlich und deinem Lernstil, und wer ist wirklich daran interessiert, dich zu einem besseren Surfer zu machen? Hast du den Surf Coach gefunden, der zu deinen Bedürfnissen passt, dann bleib ihm treu, solange du kannst!
Glaub nicht, dass du nur als Anfänger Surfstunden brauchst, denn das ist noch der leichte Part! Die wahre Herausforderung wartet auf dich, wenn du die Basics beherrschst und dann richtig gut werden willst. Oder warum glaubst du, haben die besten Surfer der Welt einen Surf Coach an ihrer Seite? Also kauf dir nicht jeden Sommer ein neues Shortboard in der Hoffnung, so besser zu werden, sondern gönn dir lieber ab und an einen Surfkurs für Fortgeschrittene!
4.8 Schaue Surffilme und übe mentales Surfen.
Stell dir dich selbst beim Surfen in mentalen Bildern vor, bis du es fast fühlen kannst. Es mag komisch klingen, aber dieses Kopfkino ist ein mächtiges Werkzeug, das dir zur Verfügung steht. Nutze es! Selbst wenn es natürlich nicht das gleiche ist wie selbst im Wasser zu sein: Aus Surffilmen kannst du eine Menge lernen und dir viel abschauen! Achte auf die Bewegungen der Surfer: Wie werden sie ausgeführt, was kommt davor und was danach? Mir selbst haben Surffilme viel gebracht und Inspiration geliefert.
4.9 Surfe auf der Strasse.
Es sind zwei Sportarten, die schon immer viel miteinander zu tun hatten: Skateboarden hat seine Wurzeln in der Surfszene, weil man das Wellenreiten auf die Straße bringen wollte. Also wenn es flat ist oder du nicht ans Meer kannst, übe mit dem Skateboard oder Longboard! Das ist super, um deinen Stil und deine Koordinationsfähigkeiten, den Flow, die Technik und die Bewegungen zu verfeinern. Vor allem beim „New School Surfing“ mit den ganzen Aerials – Manövern in der Luft – hat sich Skaten als ergänzendes Training bewährt. Doch auch sonst: Nimm das Rollbrett, so oft du nur kannst.
4.10 Verhalte dich wie ein Pro!
Steh früh auf, plane deine Surf Sessions gut, wärme dich vor dem Surfen immer (!) gut auf und such dir einen Surf Coach. Und trainiere auch an Land, ergänze Surfen um andere Sportarten und iss gesund. Du musst kein Profi-Surfer sein, um wie einer zu trainieren!
Das waren meine Tipps für dich als Intermediate surfer, um dein Surf Level zu pushen. Ich hoffe, du hast Spaß bei der Umsetzung, und dass sie für dich funktionieren! Und wenn du Hilfe brauchst und irgendwann einmal in Portugal bist, dann schau doch mal bei Surfmore Coaching vorbei.
2 comments
Ich hatte gerade 3 private Coaching Sessions bei ihm und habe Nica auch als Surfcoach für mein Surftrainings-Retreat (Surftechnik & Mentaltraining) diesen Juni gebucht. Er ist klasse! Wenige Coachings mit Nica und die Verbesserung im eigenen Surfen ist erstaunlich. Es lohnt sich einfach total, das eigene Surfen einmal ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Toller Artikel übrigens 🙂
Thanks for this amazing article!