Bali, Bali und immer wieder Bali. Seit 7 Jahren besuche ich nun schon die Insel der Götter. Einer der Gründe ist, dass in Sachen Surfcamp Bali weltweit die Nase vorn hat: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist perfekt – du bekommst All you can Surf, Eat und Sleep für schmales Geld – und alleinreisende Frauen wie ich finden schnell Anschluss. Doch jedes Jahr stelle ich auch mit Schrecken fest, wie stark sich die Insel wegen des explodierenden Tourismus verändert. Und natürlich bin ich Teil davon. Warum komme ich trotzdem immer wieder zurück?
Hier berichte ich über meine ungebrochene Liebe zu Indonesiens bekanntester Surfinsel und wie man selbst im angesagten Hipster-Ort Canggu Bali’s lokale Wurzeln entdecken kann. Außerdem plaudere ich aus dem Nähkästchen, wie der „Surfcamp Bali Alltag“ für mich bei In Da Surf in Canggu aussah.
1. Hallo Bali, alter Freund: Warum ich immer wieder komme
Bali ist mittlerweile so etwas wie mein zweites Zuhause geworden, das ich wenigstens einmal pro Jahr sehen will. Darum habe ich bei jedem Asientrip auch ein Ticket in der Tasche, auf dem der Airport Denpasar steht! Irgendwie bringen mich die vertrauten Gesichter, Lieblings-Surfspots und das heimelige Gefühl, das nur ein Wohlfühlort auslöst, immer wieder nach Bali zurück.
1.1 Bali ist ein Klassiker für Bequeme und Alleinreisende
Bali ist mit „nur“ 17 Flugstunden und einem Stoppover eines der tropischen Fernreiseziele, das man von Deutschland aus relativ einfach erreichen kann. Somit eignet es sich ideal für einen normalen Surfurlaub für faule Wiederholungstäter wie mich, die gern wissen, was sie haben. Man könnte sogar behaupten, dass Bali für bequeme Surftouristen das sei, was für die Elterngeneration die Ostsee ist: Ein Klassiker! Als angestellter Surfer wollen karge Urlaubstage möglichst mit Schönwetter- und Wellengarantie effizient eingesetzt werden. Beides gibt’s auf Bali!
Gerade in der Trockenzeit zwischen Mai und Oktober brennt die Sonne und die Wellen ballern, manchmal sogar zu sehr. In den letzten Jahren schlägt die Regenzeit gern quer und sorgt für unerwartete Güsse, doch die gehören dazu. So wie die gute Infrastruktur aus Straßen, Restaurants und Shops, die viele Surfer zu schätzen wissen. Vor allem ich! Denn ich reise alleine und es zieht mich darum nicht an die einsamen, abgelegenen Surfspots dieser Welt. Nö, ich wähle bewusst die „Surfcamp Bali Experience“ mit netten Leuten und ein bisschen mehr Trubel!
1.2 Balis Religion ist einzigartig
Indonesien ist ein vorwiegend muslimisch geprägter Staat aus 17.507 Inseln. Bali sticht hervor, weil hier eine Form des Hinduismus dominiert: Ohne Indiens bekanntes Kastensystem, aber mit Naturvölkern und eigenen Bräuchen, Symbolen und Göttern. So findet man auf Bali Tempel und Schreine, und auf den Strassen stehen jeden Tag frische bunte Blumengaben. Öfters endet die Rollerfahrt sogar in einer Straßensperre, weil die Locals gerade festlich gekleidet zu einer Zeremonie schreiten bzw. per LKW dorthin gekarrt werden. Solche Zeremonien finden gefühlt ständig, aber vor allem zu Neu- und Vollmond statt.
Diese Rituale bekommt man als aufmerksamer Tourist mit, und sie machen für mich einen Teil des Zaubers aus. Am Meerestempel Tanah Lot kann man nicht nur viel über Balis Kultur erfahren und einen spektakulären Sonnenuntergang genießen, sondern am nahen Spot sogar surfen! Manchmal, und zwar nicht nur dort, schippert im Line Up allerdings eine einsame Orange oder ein zerfleddertes Opferkörbchen vorbei. Denn die werden bei einigen Zeremonien ins Meer geworfen!
1.3 Bali ist ein Home away from Home
Wie riecht Bali? Für mich nach Räucherstäbchen, Abgasen, Lagerfeuer (ganz unromantisch von der Müllverbrennung) und Meer. Sobald mir dieser Duft in die Nase steigt, wir am Flughafen in das wilde Verkehrschaos eintauchen und nur millimeterweise vorwärts kommen, bin ich zurück! Vieles ist vertraut und einige Ecken erkennst du unterwegs zu „deinem“ Surfcamp Bali's sofort wieder. Trotzdem realisierst du jedes Mal, dass die Zeit seit dem letzten Besuch nicht stehen geblieben ist.
In Canggu gibt es wieder einen neuen Geldautomat. Ob der wohl auch meine Kartendaten schlucken wird? Die vielen Surfshops, die wie Pilze aus dem Boden sprießen, sparen den Weg nach Kuta. Doch da, wo früher der Lieblingswarung stand, gibt’s nun leider Klamotten. Alteingesessene „Ausgehtempel“ (wie Betelnut, Pretty Poison, Deus, Bumi und Crate) buhlen erfolgreich um die Gunst der Schlange stehenden Hipster, während manch Novum sich schwer tut.
1.4 Meine Homespots sind einen Steinwurf entfernt
Ich bin ein surfendes Gewohnheitstier, dem in Deutschland der Homespot fehlt. Das macht aber nix, denn ich weiß, dass er auf Bali ist! Hier werde ich mit einem fröhlichen „Welcome Home“ empfangen und freue mich, altbekannte Surf Guides wiederzusehen. Auch das gehört zur „Surfcamp Bali Experience“ dazu: Man kennt sich eben, selbst wenn du nur zufällig nebeneinander im Line Up sitzt.
Speziell in Canggu habe ich meine Intermediate-Spots vor der Haustür. Klar, ich teile sie mit gefühlt Hundert surfwütigen Anfängern, die von ihren Guides übermotiviert in die Wellen geschubst werden. Dennoch finden sich Zeitfenster, wo die Massen lieber in den hippen Cafés sitzen. Und ja, selbst auf Bali lassen sich noch leere Semi Secrets finden! Dafür musst du nur die gewohnten Pfade verlassen und abseits der Touristenzentren suchen. Tatsächlich hatte ich dort Surf Sessions mit nur 8 weiteren Mitstreitern und einem völlig entspannten Vibe. Wo das war, verrate ich aber nicht 😉
1.5 An Lay Days gibt's auf Bali immer was zu tun
Dass auf Bali die Surfspots nicht laufen, ist extrem selten. Ganz im Gegenteil: Dieses Jahr wurde Indonesien mit dem größten Monsterswell seit 25 Jahren belohnt! Einschlägige Fachmagazine überschlugen sich in ihrer Berichterstattung, der Rip Curl Pro Padang Padang war on und in Uluwatu hatte die deutschsprachige Surfelite mit Nic von Rupp und Leon Glatzer ihren Spaß. Es ist lustig, wenn plötzlich die Profis vorbei stiefeln oder du ihnen beim Zaubern zusehen kannst. Doch für den Otto-Normal-Surfer sind solche großen Tage hart. Sonst flache Spots wie Jimbaran laufen dann zwar, sind aber unentspannt, weil mangels Alternativen alle Surfschulen hinfahren.
Es bleibt der Weg zum Yoga, um für die nötige Entspannung zu sorgen. Egal welches Surfcamp Bali dir vorsetzt: Du wirst garantiert mehrere Yoga-Studios um die Ecke haben, mit den besten Teachers der Welt (z.B. bei The Practice) und ergänzenden Wellness-Angeboten. Alternativ gehst du einfach shoppen oder chillst am Strand: Wann kommst du sonst dazu, dein neues Buch zu lesen? Auch Ausflüge gehen immer – nur nach Nusa Lembogan und auf die Gilis fahren bei Monsterswells keine Speedboote. Doch das sind wohl First World Problems 😉
2. In Da Surf: Das Familien-Surfcamp in Canggu
We enjoy life, we like to explore and we love to surf! Dieser Slogan lockte mich diesmal in das kleine und familiäre In Da Surf Camp. Der Inhaber Indra war mir als Surfguide von anderen Camps schon bekannt und unsere Pfade hatten sich immer wieder gekreuzt. Seit 2014 betreibt er nun sein eigenes Business in Canggu. Und ich war neugierig, es zu testen!
2.1 Unverhofft kommt oft: Vom Surfguide zum Surfcamp-Chef
Indra stammt aus dem kleinen Dorf Yeh Kuning in der Nähe vom Surfspot Medewi, der längsten Left auf Bali. Dort stand er schon als kleiner Steppke auf dem Brett. Nach der Schule versuchte sich Indra als Verkäufer in einem Buchladen, reparierte Klimaanlagen in der Firma seines Bruders und landete schließlich in Nusa Dua, wo er Touristen Wassersportaktivitäten verkaufte. Später arbeitete er in Canggu für verschiedene Surfcamps, bis mit der Heirat seiner russischen Frau und der Familiengründung die Frage nach der Zukunft aufkam.
Damals gab es nur zwei andere Hostels in Canggu. Indra wollte einen Wohlfühlort für Surfer schaffen, wo sie billig übernachten und den Fokus ganz aufs Surfen richten konnten. Tja, und dann fand er im Internet ein Angebot für Stockbetten, und die brachten das Business ins Rollen… Er stellte sie in das Haus von Made, denn der ehemaligen Warungbetreiberin vom Batu Bolong Beach war es zu groß geworden. Ja, da wo heute Old Mans und die Sandbar sind, standen früher tatsächlich Warungs!
2.2 In Da Surf: Gemütlich, entspannt und familiär
Schnell kündigte sich der erste Gast an, noch bevor an die Eröffnung zu denken war. Tag und Nacht arbeiteten Indra und sein kleines Team daran, alles rechtzeitig bewohnbar zu machen. Und es klappte! Heute verfügt das In Da Surfcamp Bali über drei Dorms, ein Doppelzimmer, eine kleine Küche und einen Aufenthaltsbereich. Das soziale Leben spielt sich allerdings im Garten ab – in den gemütlichen, liebevoll zusammen gezimmerten Chillout-Ecken.
Wer bei In Da Surf bleibt, lernt zuerst Setya, Seka und Kadek am Empfang kennen, die stets ein Lachen auf den Lippen haben und viel über Balis Bräuche und Traditionen erzählen. Drei Festangestellte, mehrere Freelancer und ein Kameramann unterstützen Indra beim täglichen Surf Guiding. Fertig ist die Surffamilie! Man merkt, dass alle schon lange befreundet sind: Es wird viel gelacht und einander auf die Schippe genommen. Doch im Surfunterricht geht's auch seriös. Die perfekte Mischung eben 😉
3. Surfcamp Bali: So läuft mein Surf-Alltag wirklich ab
Wenn früh morgens bei In Da Surf der Wecker klingelt, ist es draußen noch dunkel. Bali schlummert und man gerät leicht in Versuchung, die Snooze-Taste zu drücken und sich nochmal umdrehen… Das geht vielleicht nebenan im Privatzimmer am Reisfeld, wo man vom Hahn geweckt wird. Doch ich bin wie immer im Haupthaus im Dorm. Und Rücksicht ist oberste Dorm-Etikette: So leise wie möglich ins Bad schleichen, schnell die Zähne putzen und den Körper mit 50+ Sonnencreme einschmieren. Dann ab in den Surfbikini und los gehts!
3.1 Hallo Wach zum Morgengrauen
Je nach Gezeiten bekommt man am Vorabend vom Surfguide gesagt, wann es am nächsten Tag losgeht. Die Anfänger dürfen etwas später in Richtung Weißwasser starten, doch die Intermediates und Advanced Surfer fangen als frühe Vögel die besten Wellen. Und so startet meine „Surfcamp Bali Experience“ zeitig und mit einem Kaffee in der Hand.
An der Regel „Never skip your morning session“ ist auf Bali wirklich etwas dran, da es morgens noch keinen Wind gibt und die Surfbedingungen deutlich besser sind. Bei müden Muskeln entspannt man sich also lieber nachmittags mit einem Sonnenbad – aber der Früh-Surf ist Pflicht!
Im Morgengrauen treffe ich mich schlaftrunken mit dem Rest im Hof, um die Bretter auf die Autos zu laden. Ein Surfguide betreut zwei Gäste und man fährt als Grüppchen raus aus Canggu, weg vom Trubel und durch satte grüne Reisfelder, über denen langsam die Sonne aufgeht. Fensterscheiben runter lassen, Musik etwas lauter drehen. Guten Morgen, Bali!
3.2 Early Bird Surf: Eine Welle, und noch eine…
Gemeinsam wird der angesteuerte Spot gecheckt: Stimmen die Gezeiten, wie ist die tatsächliche Wellenhöhe und passen die Bedingungen zum Surflevel der Teilnehmer? Dann geht’s endlich rein ins kühle Nass. Spätestens mit dem ersten Wipe Out ist jeder wach und der Kopf ganz klar. Im Wasser werden die Guides zum persönlichen Navi und versuchen, einen in die richtige Position zu bringen. „Paddle for this one, more left, slow down, now paddle harder, stand up, yeahhhh you got it!!!!!“
Durch die 1:2 Betreuung sitzt man ständig im Blickfeld seines Guides und Chillen ist nicht. Denn kaum bist du nach einem erfolgreichen Ritt wieder zurück ins Line Up gepaddelt, lockt der Guide schon mit der nächsten Welle. Das fühlt sich manchmal etwas stressig an, ist aber für den Surferfolg das Non Plus Ultra! Denn nur wer viele Wellen surft, kann sich auch verbessern.
Nach circa zwei Stunden heißt es dann „Last Wave“ und die Bretter werden wieder aufs Autodach geschnallt. Auf dem Rückweg stoppen wir kurz am Straßenrand, um bei den Indo-Frauen leckere, süße Klepon zu kaufen: Grüne Reiskuchenbällchen, gefüllt mit flüßigem Palmzucker und bestreut mit Kokosflocken. Ein klasse Pre-Breakfast!
Der Zucker vom Snacken hilft auch, um zurück im Surfcamp die nackte Wahrheit der Videoanalyse zu ertragen: Die Welle, die sich eben noch so perfekt angefühlte, sieht nun doch noch sehr amateurhaft aus. Aber so schmerzhaft es ist – dank Feedback weiß man beim nächsten Mal, woran im Wasser noch zu schrauben ist: Mehr in die Knie gehen, Schultern und Arme schneller zum Turnen eindrehen…
3.3 Kraft tanken: Nasi Goreng und andere Indo-Klassiker
Gibt es nach einer frühen Surfsession etwas Besseres als Nasi Goreng oder Mie Goreng? Nein! Also her damit! Dazu gibt’s Vitamine in Form von viel Obst wie der pink-strahlenden Dragonfruit. Zum Surfcamp Bali Alltag gehört das einfach dazu. Wer braucht da schon American Breakfast?! Aber auch weitere Klassiker wie der berühmte Banana Pancake stehen auf der kleinen Menü-Karte, die bei In Da Surf den ganzen Tag angeboten werden.
3.4 Power Nappen, Snacken… und wieder ins Wasser
Nach dem Frühstück tut ein Schläfchen gut, bevor es in die nächste Surfrunde geht. Das frühe Aufstehen und die erste Session hat an den Kräften gezerrt, und so sucht sich jeder ein Plätzchen im Garten, in der Hängematte oder im klimatisierten Dorm. Jetzt ist Chillen angesagt! Gerne gehe ich auch mal zur Massage, um die müden Muskeln ordentlich durchkneten zu lassen. Auch Mani- und Pediküre stehen auf der Liste der „Dinge, die ich nur in Asien tue“ – etwas Pampern hat im Urlaub noch keinem geschadet. Und ja, auch Männer tun es!
Dann steht die Nachmittags-Surfsession an. Vorher stärke ich mich mit Kaffee und einem Snack wie der obligatorischen Smoothie Bowl, am liebsten im Koi Café oder Crate. Zurück im In Da Surfcamp Bali schnalle ich das Surfbrett ins Boardrack vom Scooter und fahre zu den nahen Spots Batu Bolong oder Old Man. Natürlich sind die Bedingungen wegen dem Wind nie so gut wie morgens, aber ein paar Wellen sind drin. Hier am Strand wird mit einem kühlen Bintang auch der Abend eingeleitet.
3.5 Abends: Lecker essen und ein bisschen Party
Früher war ja bekanntlich alles besser. Da ging es in den Warung oder zum Fisch-BBQ an den Echo Beach. Und sonntags ins Deus, für Burger und Live-Musik, um die Woche ausklingen lassen. Am nächsten Morgen begann der Eat-Sleep-Surf Rhythmus von vorn. Mittlerweile sieht die Abendplanung in Canggu etwas komplexer aus: Indo Food oder Western-Food? Old Mans versus Pretty Poison? Oder doch lieber Essen via Go-Jek bestellen, um dazu ein Video auf der Terrasse zu schauen?
Genau das ist ein Punkt, der mich immer wieder kommen lässt. Denn die Mischung macht’s, gerade wenn man mehrere Wochen auf Bali ist. Mal gibt’s Burger, mal Ayam. Mal ein paar Bierchen zum Feiern, mal eine Gitarren-Jamsession im Surfcamp. Aber egal wie die Abendgestaltung ausfällt: Im Hinterkopf klingelt schon der Wecker für die nächste Morning Session. Also ab ins Bett!
4. Local Spirit: So lernst du das authentische Bali kennen
Natürlich stehen die üblichen Tempel-Besuche rund um Tanah Lot, Uluwatu und Co. bei jedem auf der Liste. Check. Aber irgendwann will man mehr erfahren und seine „Surfcamp Bali Experience“ kulturell anreichern: Was steckt hinter den Opferschalen, mit denen morgens Schreine und Hofeinfahrten bestückt werden? Was sind das für Prozessionen, die man auf der Straße entdecken kann?
4.1 Canang Sari: Blumige Opferschalen basteln
Vor jedem Tempel und jeder Haustür, vor Restaurants, Shops und am Strand: Überall auf Bali prägen die kleinen, bunten und mit Blumen bestückten Opferschalen das Straßenbild. Ich hatte sie oft bewundert, doch erst beim Canang Sari Workshop vom In Da Surfcamp Bali rückten sie wirklich in meinen Fokus. Dort lernte ich das Basteln der traditionellen Opferschalen und erfuhr mehr über ihre Bedeutung. Wenn du auch so einen Workshop mitmachen möchtest, frage bei In Da Surf nach, wann der nächste stattfindet. Auch Externe dürfen teilnehmen!
Das Körbchen vom Canang Sari besteht aus den Blättern der Betelnut-Pflanze, Limone, Gambier, Prestige, Tabak und der Betelnut. Die Blüten darin haben unterschiedliche Farben und zeigen jeweils in eine Himmelsrichtung, was für bestimmte hinduistische Gottheiten steht:
- Gelbe Blüten (Westen): Mahadeva bzw. Shiva, den Gott der Zerstörung und Erneuerung.
- Blaue oder grüne Blüten (Norden): Vishnu, den Beschützer vor dem Bösen.
- Rote Blüten (Süden): Brahma, den Erschaffer des Universums und aller lebenden Geschöpfe.
- Weiße Blüten (Osten): Iswara, auch bekannt als Shiva.
Zusammen halten die Götter der Dreieinigkeit die Welt in einem stetigen Prozess aus Geburt, Balance, Zerstörung und Neuerschaffung zusammen. Auf die Blüten werden die eigentlichen Opfer gelegt: Geld, Reis, Kekse oder auch Zigaretten. Täglich verteilen die Indos mit einem Zeremoniell ihre Opferschalen um das Haus und Grundstück – nur im Todesfall in der Familie oder Gemeinde wird darauf verzichtet.
4.2 Nyepi: Das balinesische Fest der Stille
Nyepi, auch bekannt als „Silent Day“ oder balinesisches Neujahr, ist ein beeindruckendes Fest, welches ich leider noch nicht selbst miterlebt habe. Es findet im Frühjahr am Tag nach Neumond statt, während Tag und Nacht gleichlang sind. Drei Tage zuvor (Melasti) gibt es verschiedene Paraden, bei denen heilige Objekte zu Wasserstellen gebracht und gereinigt werden. Der eigentliche Silent Day (Nyepi) beginnt morgens um 6 Uhr und endet am darauffolgenden Tag zur selben Zeit. In diesen 24 Stunden herrschen strikte Regeln, die auf ganz Bali – von Locals und Touristen – eingehalten werden müssen:
- Der Tag wird in absoluter Stille verbracht und dient der Meditation.
- Es herrscht Reiseverbot, d.h. die Häuser dürfen nicht verlassen werden.
- Es wird nicht gearbeitet.
- Es darf kein Feuer und kein Licht brennen.
Geschäfte haben geschlossen, es sind weder Autos noch Roller unterwegs, und selbst der Flughafen stellt den Betrieb ein. An- und Abreise sind an Nyepi also unmöglich! Das Leben auf Bali bleibt für 24 Stunden stehen und man verbringt den Tag in Stille – selbst Großinvestoren, die Bali überrollen, oder der reichste Tourist mit den dicksten Geldbündeln muss an Nyepi einfach mal warten. Das finde ich beachtlich! Stell dir mal vor, der Frankfurter Flughafen hätte am 24.12. geschlossen, weil eben Weihnachten ist… Eigentlich ein sehr schöner Gedanke!
4.3 Mehr als Hipster-Kram: Lerne das lokale Leben kennen
Okay, ich muss gestehen: Ich liebe Canggu nicht nur wegen seiner Surfspots. Nein, ich stehe schon auch auf den ganzen Hipster-Scheiß 😉 Ich pilgere zu Cafés wie dem australisch angehauchten Crate, weil es für mich nirgendwo besseren Avocado-Toast gibt. Abends schaue ich gerne den Jungs in der Dogbowl zu, die sich im Skater-Himmel „Pretty Poison“ auf vier Rollen duellieren. Und beim Shoppen werde ich in Canggus Boutiquen absolut fündig. Aber manchmal bin ich übersättigt vom hippen Bali und möchte es ursprünglicher. Und was mache ich dann?
Meine kulinarische Flucht treibt mich zum Beispiel nach Berawa zu meinem Lieblingswarung Tom Kah. Dort lasse mich mit leckerem Curry oder Mie Goreng verwöhnen. Tom ist immer für einen Schnack zu haben, vor allem wenn ein Fussballspiel im Fernsehen über seiner Theke flimmert. Und dann gibt’s noch Läden wie Okas Bakery, die mit Tradition und Moderne spielen. Hier hat es eine gewiefte Indonesierin verstanden, Canggus gesunden Food-Trend mit lokalen Produkten zu übersetzen! Sie backt glutenfreies Brot, hausgemachtes Müsli, Bliss-Balls und weitere Köstlichkeiten wie Lemington Cake, die du guten Gewissens schlemmen kannst.
Außerdem liebe ich mein Sundowner-Ritual: Abends ein Bintang am Old Man holen. Und zwar bei den fünf einheimischen Jungs von Five, die neben einem Surfbrettverleih und Guiding immer eine Hopfenkaltschale haben. Dazu gehört ein Maiskolben von „meinem“ Maiskolbenmann. Am Tagesende sind es oft die einfachen Dinge, die uns ein Lächeln ins sonnenverbrannte Gesicht zaubern, und nicht der überteuerte Beachclub. Dabei musst du nicht mal ausgehen, um lokale Kleinode zu schätzen: So schmeckt frisches Obst vom Straßenhändler viel besser als aus dem Supermarkt!
5. Bali hat auch Schattenseiten…
Surfurlaub auf Bali ist nicht nur eitel Sonnenschein. Es wird überall gebaut und es verschwinden immer mehr Reisfelder. Selbst vor beliebten Wellen wird kein Halt gemacht. Im Frühjahr 2018 schloß man den Weg nach Serangan wegen eines Großbauprojektes und walzte ansässige Warungs platt. Surfen können dort nur noch Rich Kids per Charterboot und die Locals blieben auf der Strecke. Nun versuchen die Warungfrauen, wasserdichte Handyhüllen an Touristen zu verkaufen, um wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen. Am Echo Beach steht schon die nächste Großbaustelle und wird Canggu beeinflussen. Doch das ist nicht alles…
5.1 Naturgewalten und das Müllproblem
Diesen Sommer lösten sich auf Bali gleich drei Naturereignisse ab: Es kam erneut zu einer Eruption vom Mount Agung und einer Aschewolke, die den Flugverkehr für 24 Stunden stillstehen ließ. Es folgte ein zweiwöchiger Monsterswell, der uns zu einer Surfpause zwang. Und kaum zurück im Wasser weckte uns eines morgens ein Erdbeben. Es war der Beginn einer ganzen Serie von Beben vor der Küste Lomboks und einer Katastrophe mit über 500 Todesopfern. Im Nachgang wurde immer wieder die Frage gestellt: Wie sicher ist Bali und kann man noch dorthin reisen?
Bali war zu jedem Zeitpunkt sicher. Aber egal welches Surfcamp Bali dir bietet: Man muss sich darüber im Klaren sein, dass ganz Indonesien auf dem Pazifischen Feuerring liegt und Vulkanausbrüche oder Erdbeben hier keine Seltenheit sind. Ganz im Gegenteil. Es vergeht fast kein Tag ohne Erdbeben, nur sind sie meist von so geringer Stärke, dass nur Messgeräten sie merken.
Viel größere Katastrophen lösen wir Menschen aus. Wer erstmals an Bali denkt, stellt sich oft traumhafte und palmengesäumte Strände vor. Die Realität sieht leider vielerorts anders aus: Statt Ferienidyll findet man viel Müll und das Paddeln durch schwimmende Plastikbecher & Co. gehört leider genauso zur „Surfcamp Bali Experience“ wie gute Wellen. Zwar wächst das Umweltbewusstsein langsam und Initiativen wie Bye bye Plastic Bags und 4Ocean leisten mit regelmäßigen Beach Clean Ups und Aufklärungsarbeit einen großen Beitrag. Dennoch ist das erst der Anfang.
Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis (nicht nur in Indonesien!) klar ist, dass Plastik schädlich für unseren Planeten ist. Bis dahin bleibt einem als Tourist nur immer wieder zu sagen „No thanks, no plastic please“ und sich lokalen Beach Clean Ups und Organisationen anzuschließen.
5.2 Ob ich trotzdem wieder nach Bali komme?
In meinem verflixten 7. Jahr war Bali wellentechnisch so launisch wie noch nie, Canggu gefühlt eine einzige Großbaustelle, laut und busy an jeder Ecke. Klar stellte ich mir dann schon die Fragen: Werde ich wiederkommen oder ist Bali mittlerweile auch mir zu anstrengend geworden? Und wie wird sich Bali, Canggu und meine geliebte Welle am Old Man weiterentwickeln?
Wenn ich mich dann auf meinen Roller schwinge und ein ganzes Stück raus aus Canggu fahre, komme ich wieder auf Bali an. Satte grüne Reisfelder, kleine Tempelanlagen und chillende Hunde, die sich nicht um den Verkehr kümmern. Straßen gesäumt von indonesischen Flaggen für den bevorstehenden Unabhängigkeitstag. Hier ist die Welt dann wieder in Ordnung und ich weiß: Ich bleibe meiner Insel noch ein paar Jahre treu!
Wir bedanken uns bei In Da Surf für die freundliche Unterstützung!