Surfbrett Guide: Mit diesem Board-Wissen wirst du vom Kook zum Nerd

by Heidi
Surfbrett Surfboard Guide

Als Surfer gleitet im Laufe der Zeit so manches Surfbrett durch deine Hände. Anfangs stellst du dich noch auf Leihbretter, ohne ihre Form zu hinterfragen. Irgendwann soll es dann ein eigenes Surfboard sein und spätestens dann lohnt es sich, ein wenig Ahnung in Sachen Surfboard Shapes mitzubringen. Beim Kauf des ersten eigenen Surfbretts hatte ich leider noch keinen echten Schimmer. Natürlich kannte ich noch ungefähr die Maße von Boards aus den Surfcamps, auf denen ich mich wohlgefühlt hatte. Doch sobald der Verkäufer auf Bali mir diverse Surfboard-Vokabeln an den Kopf knallte, verstand ich nur noch Bahnhof und musste mich komplett auf die Expertise meines Gegenübers verlassen. Der einen Kook wie mich herzlich gern über den Tisch zog. Und so surfte ich eine Weile Bretter, die null zu mir und meinen überschaubaren Skills passten.

Erst im australischen Byron Bay lernte ich grundlegende Dinge über Surfboard Shapes, nachdem mein altes Brett für viel Schadenfreude bei den Locals sorgte. Heute bin ich trotzdem nicht allwissend. Aber immerhin stecken nun endlich die für mich geeigneten Surfboards in der Tasche. Mit diesem Beitrag, der in Zusammenarbeit mit dem Secret Spot Surfshop entstand, kannst du dir Surfboard-Wissen für Nerds aneignen. Das ersetzt keine vernünftige Beratung beim Gebrauchtkauf, im Laden oder direkt beim Shaper, aber wird dir die Kommunikation und Suche hoffentlich deutlich leichter machen.


1. Surfboard Aufbau: Bretter die die Welt bedeuten

Obwohl es unzählige Boardshapes gibt, sieht ein Surfbrett im Aufbau immer gleich aus und besteht aus denselben Elementen. Welche das sind, zeigt folgende Grafik (Quelle: KDS444, CC BY-SA 4.0).

Surfbrett Aufbau

Die Spitze vom Surfbrett ist die Nose, das Ende mit dem kleinen Plug für die Leash und den Finnen an der Unterseite (Bottom) heißt Tail und die Kanten werden als Rails bezeichnet. Spricht man vom Deck, ist die Standfläche gemeint. Meistens ist ein Surfbrett nicht ganz gerade und hat eine von der Seite sichtbare Wölbung, die als „Rocker“ bezeichnet wird. Durch die Mitte der Surfboard-Oberseite läuft der Stringer, eine dünne Verbindungsleiste aus Holz. Sie macht den Schaumkern stabiler und kann bei Longboards oder Big Wave Brettern („Guns“) sogar in zwei- oder dreifacher Ausführung zu finden sein. Genauso gibt es aber auch stringerlose Boards, die meistens aus dem robusteren Epoxy gefertigt sind.

Bis hier habe ich dir bestimmt nichts Neues erzählt. Doch jetzt wird es auch erst spannend: Denn alle Elemente von Surfbrett können unterschiedlich aufgebaut sein und beeinflussen dementsprechend sein Fahrverhalten. Willst du also wissen, was für dich geeignet ist, lohnt es sich genauer hinzusehen.


2. Elemente vom Surfbrett und wie sie das Fahrverhalten beeinflussen

Früher galten die Surfboard-Maße als Nonplus-Ultra. Kurze Bretter setzte man mit niedrigem Volumen gleich und schrieb sie fortgeschrittenen Surfern zu. Lange Bretter galten als sehr voluminös und wurden eher Anfängern in die Hand gedrückt. Doch ganz so einfach ist die Rechnung dann doch nicht. Denn die einzelnen Elemente vom Surfbrett beeinfussen, wie es sich fährt und für wen es geeignet ist.

2.1 Nose: Spitz muss nicht spitze sein

Beim Surfen geht’s immer der Nose nach. Sie kann eher rund oder eher spitz sein. Und das führt zu einem unterschiedlichen Brettgefühl:

  • Eine Pointed Nose findet man bei Shortboards oder Guns zum Big Wave Surfen. Ihre spitze und kurvige Form trägt dazu bei, dass das Surfbrett selbst bei späten Take-Offs in steileren Wellen gut greift und vorn nicht eintaucht. Eine Pointed Nose besitzt wenig Volumen und ist somit in großen Wellen sehr manövrierfähig, was aggressivere Turns und einfaches Duckdiven erlaubt. Allerdings erfordert sie mehr Paddelpower und gleitet langsamer an.
  • Die Round Nose verleiht Funboards, Mini Malibus und Longboards einen höheren Auftrieb und „hebt“ den Surfer weiter aus dem Wasser heraus. Sie trägt mit ihrer runden Form zum schnellen Angleiten selbst in kraftlosen Wellen, hoher Stabilität und gutem Paddelverhalten bei – was sie sehr anfängerfreundlich macht. Dafür lässt sich ein voluminöses Surfbrett mit einer Round Nose schwer duckdiven und ist nicht ganz so wendig.
  • Eine Pointed Round Nose ist ein guter Hybrid zwischen den beiden extremen Nose-Typen. Sie lässt sich noch halbwegs gut paddeln, ohne zu viel Performance einzubüßen.

Surfbrett NoseNatürlich wirst du dein Surfbrett nicht allein nach der Nose aussuchen. Doch sie ist eines der Merkmale, die das Brettgefühl mit bestimmen.

2.2 Tail: Jeder mag den Hintern anders

Beim Tail eines Surfboards gibt es von eckig bis rund und symmetrisch bis asymmetrisch extrem viele Gestaltungsoptionen. Hier nur die wichtigsten Arten:

  • Das Square Tail hat mit den ausgeprägten Kanten einen sehr präzisen Drehpunkt und „schneidet“ buchstäblich in die Welle ein. So sind kurze, enge („pivotal“) Turns möglich. Außerdem liegt ein Square Tail wegen der größeren Oberfläche eher auf der Welle, anstatt in sie einzusinken. Das macht das Surfbrett lose und schnell.
  • Das Squash Tail („Rounded Square Tail“) sieht wie ein Square Tail mit sanft abgerundeten Ecken aus. Es ist immer noch schön drehfreudig, doch gleichzeitig etwas stabiler. Kein Wunder, dass Squash Tails heute so beliebt sind – sie lassen sich sowohl in großen als auch kleinen Wellen recht gut kontrollieren.
  • Beim Round Tail verhelfen die fehlenden Ecken den Rails zu mehr Länge. So kann das Wasser besser am Surfbrett vorbeifließen. Es wird quasi eins mit der Welle, kann die Fahrtlinie super halten und läuft ruhig und stabil. Mit einem runden Tail sind auch eher runde Turns möglich, und nicht so radikale wie mit einem eckigen Tail.
  • Ein Pin Tail läuft sehr schmal zu. Damit besitzt es wenig Auflagefläche und sinkt förmlich ins Wasser ein, was in hohlen Barrels und Big Waves für Stabilität sorgt. Denn in solchen Wellen will man keine großartigen Turns fahren, sondern das Surfbrett in der Pocket der Welle positionieren und diese Fahrtlinie sicher halten.
  • Das Swallow Tail findet man z.B. bei Fish Surfboards. Es kombiniert die breite Auflagefläche und Drehfreudigkeit eines Square Tails mit der Stabilität eines Pin Tails. Es lässt sich also eng turnen, ohne die Kontrolle zu verlieren.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Tail-Varianten, die versuchen die Vorzüge von Tail-Grundformen miteinander zu vereinen. So wird aus Pin + Square Tail zum Beispiel das Diamond Tail.

2.3 Rocker: Nicht nur Witze können flach sein

Mit dem „Rocker“ ist die Aufbiegung vom Surfbrett von der Nose bis zum Tail gemeint. Am besten wird sie sichtbar, wenn man das Board flach auf den Boden legt. Und geht es nach den Shapern, so entscheidet der Rocker besonders stark über die Fahreigenschaften.

Ein Surfbrett mit wenig Rocker (Flatrocker) ist von der Seite betrachtet nahezu gerade. Mit der flachen Bodenkurve liegt es fast komplett auf dem Wasser auf, paddelt sich leicht und gleitet sehr schnell an. Das macht es perfekt für schwache bzw. kleinere Wellen, z.B. an der Nordsee oder Ostsee. Allerdings ist es auch nicht ganz so wendig und eher auf großzügige Turns ausgelegt. Flatrocker sind hinsichtlich der Fußstellung neutraler bzw. lassen mehr Druck über den vorderen Fuß zu. Ein Nachteil kann allerdings sein, dass sie in steileren Wellen eher zum Nosedive neigen.

Ein Surfboard mit großem Rocker (Fullrocker) biegt sich an Nose und Tail stärker nach oben. Dadurch reduziert sich die Auflagefläche auf dem Wasser, was das Paddeln erschwert bzw. mehr „Drag“ erzeugt. Solche Boards gleiten schwerer an, was einen späteren Take-Off bedeutet. Danach schiebt der Rocker das Wasser allerdings wie ein Schneepflug vor sich her. Das macht das Surfbrett in kraftvollen und steilen Wellen stabil, weniger Nosedive-anfällig und erlaubt engere Turns. Auf Fullrockern übt man eher über den hinteren Fuß bzw. das Trackpad am Tail Druck aufs Brett aus.

Surfbrett - Rocker

Wie viel Rocker du magst, ist Geschmackssache. Bei zu wenig fühlt sich dein Surfbrett beim Angleiten vielleicht schnell an, doch gleichzeitig schwerfällig beim Turnen. Bei zu viel gleitet es langsam an, doch ist während der Fahrt eventuell zu lose unter den Füßen.

2.4 Rails: Unterschiede auf den zweiten Blick

Rails sehen auf den ersten Blick fast immer identisch aus. Doch hält man verschiedene Surfboards übereinander und fährt mit den Händen über die Außenseiten, wird man schnell Unterschiede hinsichtlich der folgenden Faktoren feststellen:

  • Dicke. Dickere Rails verleihen dem Surfboard ein größeres Volumen. Das bedeutet viel Auftrieb, schnelles Angleiten und gutes Paddelverhalten; doch auch ein wenig Trägheit. Dünnere Rails sinken ins Wasser ein und brauchen mehr Paddelpower, um ins Gleiten zu kommen. Dafür greifen sie besser bei radikalen Turns.
  • Rundung. Hard Rails sind kantiger und ein Merkmal von Performance Surfboards, da sie sich bei guten Bedingungen in die Welle „beißen“ und Halt verleihen. Die gerundeten Soft Rails findet man hingegen oft bei Longboards, Mini Malibus und Brettern für kleinere Wellen. Sie sind insgesamt fehlerverzeihender.
  • Schwerpunkt (Apex). Achtung, Nerd-Alert! Der Apex beschreibt, wie sich das Volumen auf die Rails im Querschnitt verteilt – sprich, wo der Schwerpunkt liegt. Bei einem 50/50 Rail liegt er in der Mitte, bei 60/40 oder gar 80/20 weiter unten. Je weiter der Apex in Richtung Boardunterseite liegt, umso stärker gräbt es sich ins Wasser.
(1) Dünnere und kantige Hard Rails (links) vs. dickere runde Softrails (rechts); (2) Rail-Grafik von Boardcave.au

Alle drei Faktoren – Dicke, Rundung und Apex der Rails – können in unterschiedlicher Kombination auftreten. Weitere Hinweise dazu findet man bei den Boardcave-Experten.

2.5 Finnen: Von 0 bis 5 ist alles ist möglich

Ein Surfbrett kann fest montierte Finnen besitzen (z.B. Softtops und Retro-Shapes) oder wechselbare Finnen. Letztere lassen sich im Schadenfall einfach austauschen und haben sich daher durchgesetzt. Unterschiede gibt es beim Finnensystem, das entscheidet wie die Finnen in die Slots montiert werden. Gängig sind FCS I (zum Schrauben), FCS II und Futures (zum Klicken) sowie US-Boxen (für Single-Fins). Willst du Finnen zwischen mehreren Boards tauschen, dann solltest du auf ein System setzen. Wie viele Finnen man bevorzugt, ist dann reine Geschmacksache:

  • Single Fin: Mit der großen Center-Finne cruist man auf Longboards eher geschmeidig mit der Welle, anstatt sie durch radikale Moves zu zerschneiden. Sieht easy aus, doch es braucht schon etwas Körpergefühl, um mangels Seitenfinnen nicht auf der Welle wegzurutschen.
  • 2 + 1: Eine große Center-Finne mit zwei kleinen Seitenfinnen kombiniert. Sieht optisch aus wie ein Thruster, fährt sich aber wie ein etwas stabileres Single Fin.
  • Twin Fin: Zwei große Seitenfinnen sind typisch für Fishboards und Retro-Shapes. Dank der fehlenden Mittelfinne sind sie sehr schnell und lose, was dem Sliden kaum Grenzen setzt. Nur in großen Wellen kann es etwas etwas an Stabilität fehlen.
  • Thruster: Das weitverbreitete Setup mit drei Finnen funktioniert in nahezu allen Bedingungen. Die Centerfinne gibt Stabilität und die Seitenfinnen erlauben alle Manöver – egal wie groß die Wellen sind und wie hart man fährt.
  • Quad: Mit vier Seitenfinnen und der fehlenden Centerfinne ist das Quad agil, schnell und gibt gleichzeitig mehr Halt in der Welle als das Twin. Super in schlappen Schwabbelwellen als auch bei kräftigen Bedingungen.
(1) Feste Twin Fins, (2) Hölzerne Single Fins, (3) Einer unserer Thruster am Beach

Manche Leute rutschen sogar mit einem Surfboard ganz ohne Finnen die Wellen hinunter, andere wie z.B. Kelly Slater werden sogar mit fünf Finnen in Monsterwellen gesichtet.

2.6 Unterwasserschiff: Kommt alles Gute von unten?

Ein Surfbrett ist auf der Unterseite nicht ganz eben. Denn am Unterwasserschiff, also den Konturen am Bottom, werden sanfte Kurven eingearbeitet. Während der Fahrt schiebt sich das Wasser an ihnen entlang, was für mehr Drive sorgt. Generell sind drei Arten – mit diversen Abstufungen – möglich:

  • Flat. Die flachen Stellen am Bottom sorgen maximal für Speed.
  • Concave. An Stellen, an denen der Bottom nach innen gewölbt ist, wird die Oberfläche vergrößert. Dadurch wird das Surfboard über die Railhöhe angehoben und das Wasser derart gelenkt, dass sich die Rails mehr in die Welle „beißen“ können.
  • Convex. Sind Stellen vom Bottom nach Außen gewölbt, dann sitzen diese tiefer im Wasser als die Rails – so ähnlich wie bei einem Schiffsrumpf. Das erzeugt Stabilität und ermöglicht gleichzeitig einen einfacheren Railwechsel.
(1) Gängige Bottom Contours, (2) Kombination verschiedener Konturen beim Longboard (Quelle: Boardcave.au)

Meistens werden diese Konturen an einem einzigen Surfbrett – bzw. an der Nose, am Mittelteil und am Tail – miteinander kombiniert. Sobald man das Surfboard umdreht, werden sie sichtbar. Ein etwas konvexer… ähhh komplexeres Thema.


3. Surfboard Shapes und für wen sie sich eignen

Nose, Rails, Tail, Rocker, Finnen und Unterwasserschiff: Schon die einzelnen Elemente vom Surfbrett können ganz verschieden ausgeprägt sein. Würfelt man diese Gestaltungsoptionen zusammen, erhält man unzählige Möglichkeiten an Surfboard Shapes. Aus Platzgründen beleuchten wir nur die gängigsten davon – sie sind in der folgenden Grafik dargestellt. Die „Gun“ ist nicht grundlos geschwärzt, denn diese Big Wave Waffe hat nur in den Händen von Profis etwas zu suchen. Skrupellose Verkäufer versuchen trotzdem, ahnungsloser Kundschaft so etwas als Shortboard anzudrehen. Also Achtung: Man erkennt eine Gun z.B. an der ungewöhnlichen Länge, einer schmalen Nose und dem schmalen Tail.

Surfbrett - Surfboard Shapes

3.1 Longboard: Mit einer Finne entspannt cruisen

Es sieht schon wunderschön aus, wie Longboarder auf ihren Single Fins tanzen. So ein Surfbrett ist mindestens 9’0 lang (alles zwischen 8'0 und 9'0 wird eher als „Malibu“ bezeichnet), recht schwer und wird meistens mit nur einer großen Center-Finne gefahren. Es gleitet sehr früh an, ist besonders stabil im Geradeauslauf und überbrückt easy mehreren Sektionen einer Welle. Außerdem kann man darauf einige Kunststücke wie z.B. Hang Fives oder Hang Tens anstellen, also während des Wellenritts fünf bis zehn Zehen über die Nose schieben. Allerdings nur, wenn man sich damit auskennt! Mit seiner Länge und seinem Gewicht ist ein Longboard nichts für Anfänger, da die Handhabung viel Feingefühl und Technik erfordert. Aber hat man das Turnen über das Tail und den Cross-Step drauf, erlebt man ein völlig neues Fahrtgefühl.

Surfbrett - Longboard

Longboarder beim Hang Five (Foto: Teardrop Surf)

3.2 Mini Malibu: Allrounder für Anfänger und kleine Wellen

Bei meinem ersten Kurs in der Surfschule lernte die Gruppe ein Mantra für den Kauf des ersten eigenen Bretts: Wir wollen ein Mini Malibu! Recht hatte der blondschopfige Lehrer. Ein Mini Malibu ist mit einer Länge zwischen etwa 6’8 und 8’0 das perfekte Surfbrett für den Einstieg. Seine Nose ist rund bzw. gerundet, das Tail nicht zu schmal und die Rails schön fett. Mit viel Volumen ausgestattet paddelt es sich leicht, gleitet selbst bei kraftlosen Wellen schnell an und verzeiht viele Fehler. So kann man sich voll auf seine Bewegungen konzentrieren und einen sauberen Fahrstil entwickeln. Auf einem Mini Malibu hast du Spaß, bekommst die ersten grünen Wellen und beginnst die Parallelfahrt zu üben.

Natürlich ist ein Mini Mal träger als ein Shortboard und nicht ganz so wendig. Trotzdem setzen es selbst sehr gute Surfer gern ein: Nach einer längeren Surfpause, an Tagen mit kleinen Wellen oder im kraftlosen Geschwabbel an Nord- und Ostsee. Denn letztlich geht’s doch immer um das Eine: Spaß! Nicht umsonst wird das Mini Malibu auch Funboard genannt.

Surfbrett - Mini Malibu

Chris von meerdavon mit dem ersten Mini Malibu

3.3 Shortboard: Wendiger Flitzer mit Anspruch

Ein häufiger Fehler von Intermediates ist, dass sie zu schnell ein Shortboard im 5 Fuß- oder niedrigen 6 Fuß-Bereich haben wollen. Mit dem geringen Volumen und seiner spitzen Nose ahnt man schon, was es im Wasser tut: Ordentlich Wellen schlitzen – zumindest, wenn du es handhaben kannst. Aggressive und schnelle Turns, Sprünge und Tuberides sind mit einem Shortboard kein Problem. Mit genug Speed jagt es die Welle hoch und runter und will immer in Bewegung sein. Darum kann man Shortboarder in schlappen Sections auch beim „Pumpen“ beobachten.

Um auf einem Shortboard glücklich zu sein, muss man allerdings damit umgehen können. Das setzt ausreichend vorherige Erfahrung auf Mini Malibus voraus! Denn aufgrund des geringeren Volumens erfordert ein Shortboard deutlich mehr Paddelpower und gleitet langsamer an. Ein zu früher Umstieg endet zwangsläufig in einer geringen Wellenausbeute und Frust. Manche Surfer entscheiden sich sogar bewusst gegen ein Shortboard, weil es einfach nicht ihrem entspannten Surfstil entspricht. Was völlig okay ist, denn auch andere Shapes können verdammt viel Spaß bringen…

Surfbrett - Shortboard

Er weiß wie's geht: Shortboarder in Indonesien

3.4 Fish: Klein, flitzig und cruisy  

Seit einigen Jahren lässt sich ein Revival der bekannten Fish-Boards beobachten. Das dürfte an den Heerschaaren von Surfern liegen, die von Shortboards frustriert sind und lieber ein Mittelding zwischen Komfort und Performance suchen. Genau das ermöglicht ein Fish – für den eine abgerundete Nose, ein Swallow Tail, minimaler Rocker und sehr viel Volumen bei einer kurzen Länge typisch sind. In kleinen, messy Wellen ist er für fortgeschrittene Surfer die Waffe der Wahl.

Insgesamt vereint der Fish vom Fahrgefühl her das Beste aus zwei Welten. Er gleitet schnell an, paddelt sich gut und erhöht die Wellenausbeute. Trotzdem ist er schnell, drehfreudig und erlaubt alles zwischen 2 und 4 Finnen. Der Grund, warum nicht jeder einen Fish fährt, sind seine Grenzen: Wer häufige große Wellen surft, greift eher zum Shortboard mit mehr Rocker – genauso wie Aerial-Fans. Und für Surf-Anfänger ist der Fish mit der kurzen Länge auch (noch) nicht das Richtige. Doch die Zielgruppe dazwischen könnte mit so einem Surfbrett gut beraten sein!

Surfbrett - Fish

Ein Fish mit dem charakteristischen Tail (Foto: Zealous Clothing)

3.5 Egg: Hybriden aus Spaß und Performance

Weil der Mensch Optionen mag, gibt es neben den Fishboards noch andere Hybrid-Shapes. Sie lassen sich nicht den extremen Formen wie dem (Mini) Malibu oder Shortboard zuordnen, sondern liegen irgendwo dazwischen. Ein Beispiel sind die immer beliebter werdenden Eggs. Meins ist mit 6’4 nicht zu lang, hat eine runde Nose und ein Pin-Tail. Damit verhält es sich fast wie ein Mini Single Fin und macht in mushy Surf bis hin zu mittelgroßen Pointbreak-Wellen richtig Spaß. In eine ähnliche Kategorie fallen Bonzer, also Klein-Wellen-Surfboards mit sehr tiefen Konturen am Unterwasserschiff.

Surfbrett - Egg

Es ist Liebe: Mein Egg und ich in England

Bei mir hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich mir halbwegs solides Boardwissen aneignen konnte. Eine große Rolle dabei haben fachkundige Experten in Surfshops gespielt, deren Rat ich vor jedem Kauf einhole. Im Gegensatz zu früher kann ich nun klarer einschätzen und sagen, was ich mir von einem Surfbrett erwarte und welcher Shape zu mir passt. Mittlerweile reisen Christian und ich jeweils mit einem Shortboard und einem Egg-Shape, um für viele Bedingungen gewappnet zu sein. Wir haben unser aktuelles „Wohlfühl-Quiver“ gefunden – was nicht heißt, dass es nicht irgendwann Zuwachs bekommt 😉

Ich hoffe dieser Surfbrett Guide hilft dir, dein aktuelles Board besser zu verstehen oder beim nächsten Kauf noch genauer zu wissen, was es sein soll.  Lies dir unbedingt auch unseren Artikel zu den häufigsten Fehlern beim Surfboard Kauf durch! Fehlt dir etwas oder sind Fragen offen? Dann melde dich gern bei mir oder schreib einen Kommentar.

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8 comments

Philipp Mattes 29. Juli 2018 - 10:40

Super Artikel! Einfach, verständlich und wohl ziemich komplett.

Reply
Heidi 31. Juli 2018 - 16:29

Danke Philipp 🙂

Reply
Svena Svenson 4. Juli 2019 - 11:00

Hallo Heidi, bin bei der Recherche auf euren Blog gestoßen, macht weiter so! Toller Beitrag mega komplett, drück euch die Daumen das ihr euren Lifestyle noch lange weiter so leben könnt.

Reply
V 31. Mai 2021 - 23:39

Super Beitrag mit guten Beispielen ????

Reply
Andreas Kern 26. September 2019 - 20:45

Ich denke, dass dies der umfangreichste Surf-Guide ist, den ich je gelesen habe. Es war ein Vergnügen zu lesen.

Reply
Hans 28. Februar 2020 - 4:07

Heidi Heidi Deine Welt sind die Berherge…

Reply
Heidi 3. März 2020 - 17:51

Stimmt, aber noch mehr das Meer! 😉

Reply
Andi 3. September 2021 - 11:09

Schöne Zusammenfassung – vielen Dank dafür. Damit fühlt man sich deutlich besser für den anstehenden Boardkauf gewappnet 🙂

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