Surfen in der City: Kann eine stehende Welle das Meer ersetzen?

by Julia
Stehende Welle surfen - Citywave.de

Hi, ich bin Julia von WaveSpotting, komme aus dem schönen München und bin 35 Jahre alt. Surfen lernen stand bei mir schon immer ganz oben auf der Bucket List, aber leider hat es nie so wirklich geklappt. Trotzdem ist „Collect waves, not things“ zu meinem Credo geworden. Um es auszuleben spielt eine stehende Welle – die Münchner Citywave – eine große Rolle! Hier bin ich sehr oft anzutreffen, habe Spaß, treffe Freunde und feile an meiner Surftechnik.

Natürlich liebe ich auch Surfen im Meer, aber mein Wellenparadies in der Stadt möchte ich nicht mehr missen. In diesem Beitrag berichte ich, wie sich stehende Wellen formen, worin sie sich von Meereswellen unterscheiden und was sie Landlocked Surfern wirklich bringen. Außerdem plaudere ich aus dem Nähkästchen, wie so eine Surf Session auf meiner Citywave aussieht und wo du vergleichbare stehende Wellen in deiner Nähe findest.

1. Stehende Wellen surfen: Wie ich dazu gekommen bin

Man könnte denken, dass München der beste Platz für Landlocked Surfer ist und hier keiner eine stehende Welle braucht: Schließlich liegen Eisbach, Floßlände und E2 direkt vor der Tür. Allerdings ist der Zugang zu diesen bekannten Flusswellen wirklich schwierig – es sei denn, du kennst jemanden, der hier regelmäßig surft. Außerdem habe ich noch zu viel Respekt vor den Betonsteinen, die sich im Weißwasser hinter der Welle befinden, und die einem selbst trotz der besten Technik das Surfen erschweren. Trotzdem bleibt der Eisbach mein Traum, den ich mir irgendwann erfüllen werde.

Eisbach surfen - Janina Zeitler

Die Europa-Meisterin im Stationary Wave Surfing im Münchner Eisbach (Foto: Janina Zeitler)

Dennoch kam ich in München erstmals ins Wasser, als nicht weit von meinem Zuhause entfernt in der Jochen Schweizer Arena eine künstliche stehende Welle installiert wurde. Sofort wollte ich auf der Münchner Citywave das Surfen ausprobieren – nichtsahnend, wie mich dieser Sport verändern würde. So standen mein Freund und ich Ende März 2017 das erste Mal auf einem Surfbrett und kamen aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Nach dem ersten Surfkurs wollte ich schnellstmöglich wieder aufs Brett, was drei Tage später der Fall war.

Seitdem surfe ich regelmäßig drei- bis viermal pro Woche in München. Unser Leben hat sich durch die stehende Welle vor der Tür ziemlich verändert und ist sehr aufs Surfen ausgerichtet. Auch zwei Surfurlaube am Meer waren mittlerweile drin! Wir sind insgesamt wesentlich entspannter geworden: Ich hätte früher jedenfalls nicht gedacht, dass ich mich mal bei 12 Grad und Regen in die Nordsee stürzen würde – aber genauso lief unsere erste Surfstunde auf Sylt ab 😉 Der stehenden Welle bleibe ich aber treu und bin sogar für einen Kurzurlaub zur Citywave nach Zürich gefahren, als „unsere“ Münchner Welle umgebaut wurde.

Stehende Welle surfen - Wave Spotting

Das bin ich, Julia von Wavespotting, auf meiner Münchner Welle


2. Stehende Wellen: Wie sie tatsächlich entstehen

Viele wissen, wie natürliche Wellen entstehen: Durch Windenergie weit draußen auf dem Ozean, die zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten auftritt. Hingegen ist das Prinzip einer stehenden Welle weniger bekannt. Grundvoraussetzung ist der Hydraulic Jump, auch „Wechselsprung“ oder „Wassersprung“ genannt: Indem schnell fließendes Wasser auf quasi stehendes Wasser trifft, entsteht eine Wasserwalze. Gibt es nun an dieser Stelle noch ein Hindernis oder eine Rampe, wird eine stehende Welle erzeugt. Oft findet man dieses Phänomen in Flüssen, gerade bei Hochwasser. Aber z.B. ist die Eisbachwelle nur dank einer extra eingebauten Rampe surfbar –  ohne sie gäbe es nur Weißwasser.

Flusswelle - Entstehung

Eine Flusswelle wie aus dem Bilderbuch

Dieses Wissen haben sich die Ingenieure Rainer und Susi Klimaschewski zu Nutze gemacht: Die ehemaligen Welt- und Europameister im Ski Freestyle trainierten im Sommer immer auf mobilen Wasserschanzen. Als Bastler wollten sie mehr Actionsport in die Städte bringen, vor allem nachdem sie auf dem Eisbach surfen waren. Und so bauten sie nach einem mobilen Snowboard-Funpark, einer rotierenden Ski-Piste und einem trockenen Surf-Simulator schließlich die mobile Citywave – ein patentierter und sogar TÜV-zertifizierter mobiler Wellenpark mit Deep Water Technology. Diese geniale Erfindung bringt Wellen in verschiedene Städte auf der ganzen Welt, und Stadtmenschen zum Surfen.

Es gibt die Citywave als Pools in verschiedenen Größen, aber das dahinter stehende Prinzip ist immer dasselbe. Von mehreren Turbinen angetriebenes Wasser trifft auf Floater – die verstellbar sind, um die Höhe der Welle zu regulieren – und stehendes Wasser. Das formt eine richtig geniale stehende Welle, die durchgängig läuft – was endloses Surfen ermöglicht. Naja, zumindest theoretisch: Denn die anderen Surfer und die eigenen Muskeln setzen durchaus Grenzen 😉 Außerdem will die Surftechnik auf einer stehenden Welle erstmal gelernt sein.

Stehende Welle surfen - Citywave

Die Citywave bzw. „Hasewelle“ in Osnabrück (Foto: citywave®) / www.citywave.de)


3. Stehende Wellen versus Meereswellen: Die Unterschiede 

Bei mir ist es genau anders herum wie bei den meisten Surfern: Ich habe auf der stehenden Welle begonnen und bin danach erst ins Meer. Dort musste ich alles, was vor dem Stehen auf dem Brett kommt, von der Pike auf lernen. Aber als ich dann erstmal stand, fühlte ich mich schnell wieder zuhause und konnte schon am ersten Tag kleine Turns im Weißwasser fahren. Daher ist eine stehende Welle durchaus eine sehr gute Vorbereitung für das Surfen im Meer! Allerdings gibt es zwischen Meereswellen und künstlichen Wellen einige Unterschiede.

3.1 Eine stehende Welle läuft anders

Der wichtigste Unterschied zuerst: Eine Meereswelle läuft anders als eine stehende Welle, denn die Laufrichtung des Wassers ist genau umgekehrt. Während Wellen im Meer von hinten auf den Surfer zurollen, kommen sie im Fluss oder im Wave Park von vorn. Du surfst also eher gegen das Wasser und nicht mit dem Wasser, quasi auf der anderen Seite der Welle. Somit haben die beiden Wellenarten an sich nicht viel gemeinsam. Selbst der Wipe Out fällt anders herum aus: Im Meer rollt die Waschmaschine nach vorn, im Fluss- oder Betonbecken nach hinten… Trotzdem fühlt sich der „Waschgang“ am Ende irgendwie gleich an 😉

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3.2 Du musst deine Surftechnik anpassen

Die Surftechnik ist bei einer stehenden Welle zwar ähnlich, aber doch etwas anders. Geübte Meeressurfer kommen trotz Umgewöhnung aber schnell rein. Wer allerdings erst einen Surfurlaub hinter sich hat, für den wird sich Stationary Wave Surfing wie ein komplett neuer Sport anfühlen! So lauten jedenfalls die Erfahrungsberichte aus meinem Umfeld. Im Wesentlichen ist bei der Surftechnik für eine stehende Welle folgendes neu:

  • Die Wellenauswahl ist leichter. Klar, denn anders als im Meer musst du die Wellen nicht lesen – sie laufen immer gleich perfekt.
  • Paddeln und Take-Off entfallen. Anfangs startest du sitzend an der Seite des Beckens in die Welle. Später machst du einen Drop In und springst vom Rand aufs Brett.
  • Der Hinterfuß wird stärker belastet. Im Meer gibst du auch mal Druck auf den Vorderfuß, um Speed aufzubauen. Machst du das auf einer stehenden Welle, kommt die Nose sofort unter Wasser und du machst den Abgang…
Stehende Welle - Citywave - Grom

Der 15-jährige Luca Holy hat den Dreh raus (Foto: citywave®) / www.citywave.de)

Kurz gesagt kannst du dich auf der stehenden Welle auf das Surfen selbst konzentrieren, während im Meer noch viele andere Dinge wichtig sind – z.B. die Spotauswahl, Wellenlesen, Paddel-Technik, Timing und Take Off. Doch genau das finde ich am Meer ja so spannend, wo mir Surfen definitiv mehr Spaß macht. Aber für Landlocked Zeiten möchte ich meine stehende Welle vor der Tür nicht mehr missen.

3.3 Auf einer stehenden Welle machst du schneller Fortschritte

Wer das Reiten stehender Wellen ausprobieren will, sollte sich dafür bestenfalls genauso vorbereiten wie für den Surftrip am Meer. Ich mag zum Beispiel mein Balance Board, da es das Gleichgewicht sehr gut trainiert. Eine solide Grundfitness ist ebenfalls von Vorteil, da die Muskeln nach einer Minute auf dem Brett schon gut zu brennen anfangen. Diese Vorbereitung lohnt sich bereits dem ersten Termin.

Bei der Citywave in München wird ein Anfänger-Slot oder ein Surfkurs (zwei Anfänger-Sessions + Theorie) angeboten. Mit diesem Paket und den Trainern vor Ort findest du einen sicheren Zugang zu diesem Sport und kannst ihn recht schnell erlernen! Nach einem guten halben Jahr mit durchschnittlich zwei Surf-Sessions pro Woche hatte ich richtig Spaß, weil ich mein eigenes Brett und die Turns gut beherrschte. Du brauchst auf einer stehenden Welle nur ein bis zwei angeleitete Sessions, um eigenständig einsteigen und trainieren zu können. So schnell ist man im Meer bei weitem nicht!

Stehende Welle - Urban Surf - Kurs

Ein Anfängerkurs bei Urban Surf in Zürich (Foto: The Wave Factory)

3.4 Das Surf-Equipment sieht etwas anders aus

Surfanfänger können bei der Citywave das nötige Zubehör vor Ort ausleihen bzw. ist es im Session-Preis mit enthalten. Die meisten surfen im Neoprenanzug, manchen reicht auch ein Badeanzug oder eine Boardshorts aus – es kommt genauso wie im Meer darauf an, wie kälteempfindlich du bist. Zur meiner Ausstattung gehört mittlerweile auch ein Helm (genauer gesagt ein Wakeboard-Helm) dazu, weil das Surfboard hinter der Welle oft unkontrolliert herumspringt ­– und der Kontakt mit einer Finne oder dem Board selbst empfindlich wehtun kann.

Ausserdem gibt es für eine stehende Welle spezielle River-Surfboards. Sie sehen normalen Brettern ähnlich, haben aber weniger Volumen, weil auf ihnen kein Anpaddeln wie im Meer nötig ist. Manche Board Shapes wie das Brett unten im Bild von Buster Surfboards sind z.B. etwas breiter, um besser zu Floaten, oder haben eine Hybrid Nose für leichtere Tricks. Mein Brett von Riot Surfboards sieht hingegen wie ein Shortboard aus und ist recht schmal. Es stammt von zwei Münchner Jungs, die per Hand shapen. River-Surfboards haben ebenfalls Pads, eine Leash und handelsübliche Finnen. Weil sie durch den Sog hinter der Welle abbrechen können, lohnt sich ein Extra-Set immer.

Buster_River Surfboard

So sieht ein typisches River Surfboard aus (Foto: Buster Surfboards)


4. Nie ohne Surf: So hilft eine stehende Welle in Landlocked-Zeiten

Everything changes when your board touches the water. Welcher Surfer kennt diesen Spruch nicht? Genau so ist es auch, egal ob stehende Welle oder Meer! Klar, das Gefühl ist schon etwas anders. Bei einer Meereswelle spürst du die Energie, wenn sie dich mitnimmt und trägt. Auf der stehenden Welle fühlst du hingegen eher die Power des entgegenkommenden Wassers, was manchmal ein kleiner Kampf ist – aber auch unheimlich reizvoll. Für mich gibt es jedenfalls gute Gründe, warum meine Citywave mir gegen den Landlocked Blues hilft.

4.1 Surfen im Wave Pool macht glücklich

Wenn du sichere Turns in die stehende Welle schlitzt und das Brett nur so über das Wasser fliegt, ist das schon ein sehr besonderes Gefühl, das Unmengen an Endorphinen auslöst. Auch wenn du dich das erste Mal zum Drop In überwunden hast und aufs Brett springst oder die ersten Tricks klappen, kommst du aus dem Grinsen nicht mehr heraus!

4.2 Du lernst Gleichgesinnte kennen

Im Wave Park kannst du dein Glück teilen, weil du mit deinen Mitsurfern im Slot zusammenstehst und einfach viel näher am Geschehen dran bist. Im Meer dümpelst du ja eher alleine vor dich hin und wenn der erste Turn endlich klappt, hat's keiner gesehen. Das passiert dir auf der stehenden Welle nicht – die anderen freuen sich mit dir, und das ist doch irgendwie am Schönsten. Auch sonst surftypische Verstöße gegen die Surf-Etikette (wie Rein Droppen, Snaken & Co.), die ein harmonisches Miteinander stören, musst du nicht befürchten.

Stehende Welle surfen - Jochen Schweizer Arena

Anfeuern ist auf meiner Münchner Citywave ausdrücklich erlaubt (Foto: Jochen Schweizer Arena)

Das Kennenlernen von vielen Gleichgesinnten ist für mich ein absolutes Plus am Surfen auf einer stehenden Welle. Zwischen den Sessions quatscht man entspannt miteinander und daraus sind schon wunderbare Freundschaften entstanden, so dass du das Meer nicht mehr so sehr vermisst. Ich tausche mich bei der Citywave mit anderen Surfbegeisterten über alles aus und wir freuen uns gemeinsam, sobald einer mal wieder an den Ozean fährt.

4.3 Der Zugang zu stehenden Wellen ist einfach

Es ist ziemlich genial, Surfsessions ohne großen Aufwand in den Alltag integrieren zu können. Meine Surfsachen sind immer gepackt und für eine Session auf der Münchner Citywave bin ich etwa eineinhalb Stunden unterwegs. Die Möglichkeit, jederzeit surfen zu können, hilft mir sehr über den Abschiedsschmerz vom Meer hinweg. Hätte ich nach unseren Surfurlauben mindestens ein halbes Jahr bis zum nächsten „Board-Kontakt“ warten müssen, wäre ich verdammt traurig gewesen! Und weil auch künstliche Wellen nicht alle gleich sind, fahre ich manchmal auch gern zur Citywave nach Zürich – die heißt Urban Surf, ist etwas breiter und Outdoor, was im Sommer genial ist.

Stehende Welle - Citywave Zürich

Die stehende Welle bei Urban Surf in Zürich (Foto: citywave®) / www.citywave.de)

4.4 Stehende Wellen gibt es an vielen Orten

Zum Glück findest du nicht nur in München eine stehende Welle: Das Angebot in Deutschland, Österreich und der Schweiz wächst! Bestimmt findest du für einen Wochenendtrip etwas in deiner Nähe. Du solltest vorher nur recherchieren, um was für eine Welle es sich handelt – denn nicht alle sind anfängertauglich oder laufen ganzjährig. Hier ein paar stehende Wellen, die uns bekannt sind:

Flußwellen:

Künstliche stehende Wellen:

Stehende Welle surfen - Surf Langenfeld

Eine stehende Welle mitten im See (Foto: Surf Langenfeld)

Neue stehende Wellen (in Planung):

Von den oben genannten neue Projekten sind einige bereits weit fortgeschritten, andere noch am Anfang oder vor der Bewältigung bürokratischer Hürden zur Realisierung. Bei ihnen kannst du mithelfen, um den Traum von der Welle in der Stadt Wirklichkeit werden zu lassen! Falls du lieber Wellen genauso wie im Meer haben willst – also „richtig herum“ laufend – dann könnte Surf Snowdonia in Wales etwas sein. Falls du z.B. einen Surftrip nach England machst, schau vorbei!

4.5 Auf stehenden Wellen bleibst du fit fürs Meer

Klar machen Surf Yoga und Surf Workouts fit. Aber nichts kommt Surfen im Meer so nah wie eine stehende Welle, auf der du als landlocked Surfer weiter an deinem Bordgefühl feilen kannst! Durch die Erfahrung auf der Citywave war ich nach dem ersten Take Off im Meer nicht komplett verloren, sondern konnte den Ritt gleich richtig genießen. Und der Muskelkater nach der ersten Session beschränkte sich auf den Oberkörper, da die Beine top vorbereitet waren.


5. Eine typische Session auf der Citywave in München

Hast du dein Board zuhause stehen und schaust es oft mit wehmütigem Gefühl an? Unsere Bretter stehen ebenfalls in der Wohnung, aber dürfen zwei- bis dreimal in pro Woche in der Jochen Schweizer Arena ins Wasser. Dort ist nicht nur die Citywave München, sondern auch ein Windtunnel zum Fliegen, ein Outdoor-Kletter-Park und eine gute Gastro. Ein nettes Fleckchen! Uns interessiert die stehende Welle natürlich am meisten. Nun will ich erzählen, wie das Surfen dort abläuft.

5.1 Die Suche nach dem perfekten Slot

Sessions auf der Münchner Citywave dauern 45 Minuten und pro Slot dürfen maximal zwölf Personen mitsurfen. Zehn können sich online einbuchen und zwei als Walk-Ins vor Ort dazu kommen. Richtig Spaß macht es zu sechst oder siebt – bei mehr Personen kann es passieren, dass du nur achtmal auf der Welle stehst. Daher ist man schon vor dem Losfahren auf der Suche nach dem perfekten Slot. Die Kosten hängen vom Wochentag ab und sind am Wochenende am höchsten. Aber durch die 10er, 20er und 50er Karten ist das Ganze einigermaßen bezahlbar.

Geöffnet ist die stehende Welle täglich von 09:00 bis 22:00 Uhr und anfangs war es vormittags in der Woche am leersten, während die Abende und Wochenenden voller waren. Mittlerweile ist die Nachfrage so stark, dass man froh sein kann, überhaupt einen Platz zu erhalten. Daher buche ich mich ein bis zwei Wochen vorher über das Online-System ein: Hier sieht man den exakten Stundenplan, auf dem neben normalen Sessions für Anfänger, Fortgeschrittene und Pros auch Surfkurse, Kindergeburtstage und private Sessions stehen. Mit der Buchung erhält man einen Code, den man ausgedruckt oder auf dem Handy mitbringen muss.

Stehende Welle surfen - Citywave München

Der Checkin-In zum Paradies (Foto: Jochen Schweizer Arena / Martin Ried)

5.2 Losgehen und einchecken

Wer das Surf Equipment vor Ort ausleihen will, bringt nur Bikini, Badehose und Duschsachen mit. Ich stiefele immer mit eigenen Sachen zu Hause los und packe zusätzlich Surfboard, Wetsuit und Helm ein. Normalerweise reicht es, 15 Minuten vor Beginn der Session da zu sein – beim ersten Mal sind 45 Minuten besser, um sich in die stehende Welle einweisen zu lassen. Am einfachsten ist die Anfahrt mit dem PKW. Wochentags gibt es zwar Busse von der Münchner Innenstadt nach Taufkirchen, aber sonst ist man öffentlich schlecht angebunden.

Angekommen checke ich erstmal ein und bringe Board und Helm neben die Welle. Meist wird dann gleich der ein oder andere Surfer begrüßt, da man sich nach einer Weile ziemlich gut kennt und es eine tolle Gemeinschaft ist. Dann geht’s ab in die Umkleiden, wo Duschen, Toiletten und Spinte sind. Mit einem Schlüssel fürs Handgelenk, wie im Schwimmbad. Ab in den Neo und dann zum bereitliegenden Board am Beckenrand. Wachsen, Leash dran, Helm auf und los geht’s!

Stehende Welle surfen - Surftechnik im Wave Pool

Das Brett wartet neben der Welle auf dich

5.3 Surfsession genießen

Sobald die vorherige Gruppe das unbeliebte „letzte Runde“ gesagt bekommt, stellt man sich hinten am Beckenrand auf der Seite an, wo du bequem einsteigen kannst. Eigentlich wird abwechselnd von Seite zu Seite gesurft – ist eine Seite aber stärker besetzt, merkt man sich seinen Vorsurfer und ist immer nach ihm dran. Zum Einsteigen setzt man sich auf den Beckenrand, legt das Board vor sich auf die Welle, stellt die Füße in der richtigen Position drauf, steht auf und surft los! Wie das geht, erklärt der Surflehrer im Anfängerslot oder Surfkurs und er hilft dir anfangs auf die Welle.

Wenn du sehr sicher auf dem Board bist, kannst du auch den Drop In versuchen. Dabei springt man vom Beckenrand auf das Board. Das sieht natürlich gleich viel dynamischer aus, aber erfordert schon Übung 😉 Manch einer probiert auch, auf dem Board liegend auf die Welle zu springen und einen Take Off wie im Meer zu probieren. Das ist allerdings äußerst schwierig und machen die Wenigsten.

Stehende Welle - Citywave München - WaveSpotting 1

Meine Welle und ich: Ja, man kann für so viel Spaß ein Ticket kaufen!

Und dann kommt der schönste Teil: Man surft die stehende Welle! Theoretisch kannst du endlos Hin und Her surfen… Aber irgendwann machen die Muskeln nicht mehr mit oder du wirst vom Board geklopft: Die anderen Surfer klopfen auf ihre Bretter um zu signalisieren, dass du langsam zum Ende kommen sollst. Nur wer einen Trick versucht und ihn steht, darf weitersurfen. Allerdings werden diese Regeln auf der Citywave nicht so streng ausgelegt wie am Eisbach 😉

Kommt dann der Spruch „Letzte Runde“, darf man noch einmal aufs Board. Dann geht’s ab unter die Dusche – sehr zu empfehlen, da das Wasser mit Chemikalien versetzt ist. Danach quatsche ich noch ein bisschen mit den anderen, bevor ich nach Hause fahre, um von meinem Hund begrüßt zu werden und glücklich auf die Couch zu plumpsen.

5.4 Was du sonst noch wissen solltest

Wie Wellen im Meer ist auch eine stehende Welle nicht risikofrei. Eigentlich kann aber nichts passieren, sofern du ein paar Regeln beachtest. Die größte Gefahr geht vom eigenen Board aus, weil du es im Weißwasser hinter der Welle abbekommen kannst. Schütze unbedingt deinen Kopf mit den Armen, sobald du den Abgang machst. Zudem kannst du schon mal in die „Waschmaschine“ geraten – bist mit ein paar Bewegungen aber wieder draußen. Ansonsten gibt es einen Notfallknopf, mit dem die Welle ausgestellt werden kann. Angsthasen haben also weniger zu befürchten als im Meer 😉

Stehende Welle surfen - Notfallknopf

Don't push the Button: Der Notfall-Ausschalter in Zürich

Du wirst auf der stehenden Welle ein paar Zuschauer haben, doch daran gewöhnt man sich schnell. Mir hat es geholfen, mein Selbstvertrauen aufzubauen. Klar machst du dich vielleicht mal zum Deppen – aber klappt dann etwas, hast du Zeugen. Und das ist ein geiles Gefühl! Ich habe mittlerweile den Drop In einigermaßen drauf und kann floaten, aber der 360° wehrt sich hartnäckig. Und an den Turns kann man immer feilen… In jeder Session versuche ich, an etwas zu arbeiten – selbst wenn ich mich hinpacke und jeder zusieht. Einfach weil es riesig Spaß macht!

In der Pro-Session ist die stehende Welle am stärksten und man kann besser Tricks üben. Hier surfe ich mit. Am Anfang waren die Pro-Slots recht leer, aber mittlerweile sind auch diese Sessions mit richtig guten Surfern gefüllt. Oft kommen an den Wochenenden sogar Surfer aus Österreich und der Schweiz.

Stehende Welle - Citywave - Surferinnen

Frauenpower auf der Citywave (Foto: The Wave Factory)

Und wie sieht’s mit Frauenpower aus? Wie in vielen Sportarten sind die Mädels auf stehenden Wellen leider etwas unterrepräsentiert, doch es werden mehr! Wir werden immer besser, so dass der ein oder andere Mann aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Was eigentlich völlig egal ist. Hauptsache, man hat zusammen Spaß bei diesem genialen Sport!

Titelbild: citywave® / www.citywave.de

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2 comments

Tim Gerber 3. Juni 2019 - 12:14

hallo

Sehr guter Bericht, jedoch ist die Flusswelle in Bremgarten AG in der Schweiz und nicht in Österreich.

Reply
Heidi 3. Juni 2019 - 15:37

Hi Tim,
Danke für deinen Hinweis zum Fehlerteufel, das passen wir direkt an!
Liebe Grüße
Heidi

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