Dieser Beitrag ist im Zusammenhang der Ausstellung „Europa und das Meer“ (13. Juni 2018 bis 6. Januar 2019) und zugehörigen Blogparade des Deutschen Historischen Museums entstanden. Die Ausstellung zeigt, wie das Meer die Entwicklung Europas geprägt hat und unser Leben bis heute beeinflusst – als Herrschafts- und Handelsraum, Brücke und Grenze, Schöpfungs- und Erinnerungsort. Und natürlich auch als Ressource, die vor dem Faktor Mensch geschützt werden muss. Als Surfer werden wir im Meer als unserem Spielplatz stets Zeuge der fortschreitenden Umweltverschmutzung, weil an den Stränden nicht mehr nur Sand, sondern immer mehr feine Mikroplastik durch unsere Finger rieselt. Daher wollen wir in diesem Artikel aufklären, was es damit auf sich hat und wie jeder seinen Teil zum Meeresschutz beitragen kann.
PE, PVC, PU, Mikroplastik. Ein Leben ohne die Kunststoffe scheint für uns fast nicht mehr vorstellbar zu sein. „Normale“ Plastik ist für das Auge z.B. in Form von Verpackungen sichtbar, während Mikroplastik dafür viel zu klein ist. Dafür macht sie den Großteil von unserem Plastikmüll aus und landet, zum Beispiel versteckt in Kosmetika, an und in unserem Körper. Mikroplastik schwimmt zwischen all den großen Plastiksünden in unseren Weltmeeren, um sie langsam zu zerstören. Wissenschaftler gehen davon aus, dass schon 2050 mehr Plastik im Meer sein wird als Fische. Hier liest du, was es speziell mit Mikroplastik auf sich hat, welche Folgen zu erwarten sind und was man dagegen tun kann.
1. Normale Plastik vs. Mikroplastik: Derselbe Übeltäter in neuer Form
Die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll ist eines der größten Probleme dieses Jahrhunderts. Mit „Plastik“ sind Kunststoffe aus Polymeren gemeint, also künstlichen Molekülketten, die aus synthetischen Stoffen (z.B. Kohle und Erdöl) oder natürlichen Stoffen (z.B. Gummi und Zellulose) hergestellt werden. Im Alltag kommt Plastik in verschiedenen Gewändern daher. Auf der einen Seite ist da der offensichtliche Plastikmüll, den wir mit bloßem Auge wahrnehmen können. Zum Frühstück greifen wir zum Beispiel zum Joghurtbecher, der Müsli-Packung oder der Shampooflasche. Wir tippen den ganzen Tag auf der Laptop-Tastatur und haben das Smartphone am Ohr. Zum Mittagessen sitzen wir auf einem Plastikstuhl. Abends folgt noch der Knopfdruck aufs Fernsehgerät. Alles ist, zumindest meistens, aus verschiedenen Arten von Plastik.
Auf der anderen Seite gibt es Plastikmüll, der für das Auge schwer sichtbar ist. Die Rede ist von Mikroplastik: Nanopartikel mit einem Durchmesser von weniger als 5mm. Primäre Mikroplastik wird speziell hergestellt und von der Kosmetik-Industrie in ihren Produkten eingesetzt. Sekundäre Mikroplastik stammt von großen Plastikprodukten, die im Laufe der Zeit kleiner werden. Weil sie in Müllschreddern enden oder verwittern. Denn herumliegende Plastikteile werden in der Sonne oder vom Wasser abgerieben. So zerbrechen sie zu „Kunststoff-Konfetti“ und treiben meistens im Meer.

Barbie Girl: Schönheit und Plastik gehen oft miteinander einher
1.1 Primäre Mikroplastik: Perfider Bestandteil von Kosmetika
Plastikkügelchen, die als primäre Mikroplastik in Kosmetik- und Pflegeprodukten stecken, bestehen oft aus dem besonders formbaren Massenkunststoff Polyethylen (PE). Lange hatte das Material einen guten Ruf. Zwei Wissenschaftler erhielten 1963 sogar den Chemie-Nobelpreis, weil sie ein besonders rentables Herstellungsverfahren entwickelten. Fortan war Polyethylen auf dem Siegeszug und wurde als praktisches, günstiges und unempfindliches Material eingesetzt – in Folien, Beuteln und Flaschen bis hin zu Rohren und Kabeln. Heute kennt man die daraus resultierenden Probleme: Der Plastikmüllberg wächst uns buchstäblich über den Kopf!
In Kosmetik dient PE übrigens als Schleifmittel, zum Binden und Füllen, oder weil ein geschmeidiger Film entstehen soll. Mit dieser Erklärung weiß man sofort, woraus die Peeling-Perlen im Duschgel wirklich bestehen oder wieso die Creme eine so schöne Textur hat… Es liegt an Mikroplastik!
1.2 Sekundäre Mikroplastik: Aus Groß wird Klein
Plastik ist vielfältig. Aus festen Duroplasten sind z.B. Gartenstühle und aus dehnbaren Elastomeren Autoreifen gemacht. Und formbare Thermoplaste stecken nahezu überall: In Umverpackungen aus Polyethylen, Bodenbelägen aus PVC oder Kleidung aus Polyester. Egal welches Plastikteil – sie alle werden früher oder später zu sekundären Mikroplastik, wenn Müllanlagen sie in kleine Teile zerreiben oder die Elemente (Wasser, Sonne, Luft) sie langsam zerbröseln lassen.
Noch etwas haben alle Plastikarten gemeinsam: Sie sind nicht biologisch abbaubar, extrem robust und halten sogar diversen Säuren stand. Das heißt, dass sie sich schlecht entsorgen lassen. Verbrennen von Plastik setzt giftige Dämpfe frei, neben dem CO2, das in die Atmosphäre geht. Verbrannt wird übrigens 55% vom Plastikmüll in Deutschland und der Rest geht immerhin zum Recycling. Problematisch wird es, wenn Plastik im Meer landet oder einfach liegen bleibt.

Mikroplastik am Strand (Foto: 5 Gyres)
2. Eine Katastrophe: Wenn Plastik im Meer landet
Egal wo du wohnst, ob an der Küste oder auf dem Land, Plastikmüll landet über Flüsse, Seen und Grundwasser immer im Meer. Und wenn das geschieht, sind die Auswirkungen auf die Umwelt verheerend! Doch wie kommt es dazu? Laut einer Greenpeace-Studie sind die Gründe vielfältig:
- Fischerei: Es werden Netze, Köderboxen oder Bojen im Wasser zurückgelassen.
- Entsorgung: Von Schiffen oder vom Land wird Müll und Abwässer ins Meer geleitet. Absichtlich oder unabsichtlich, weil z.B. Gullis bei Unwettern oder unzureichenden Kapazitäten überfließen.
- Tourismus: Plastik wird am Strand zurückgelassen oder aktiv ins Meer geworfen.
- Haushalte: Die in Kosmetika und Pflegeprodukten enthaltenen Plastikkügelchen und verflüssigten Plastiken sind so klein, dass sie kein Partikelfilter stoppen kann. Sie landen erst im Wachbecken, später Grundwasser. Dasselbe gilt für feinste Polyesterfasern, die beim Wäschewaschen mit dem Schmutzwasser abgepumpt werden.
Zum Plastikproblem tragen übrigens gerade die fortschrittlichen Industrienationen bei. Also jeder der Plastik konsumiert, und nicht „nur“ die Nationen, die am Meer leben. Bleibt Plastik liegen oder landet im Ozean, dann dauert es bis zu 500 Jahre bis zur vollständigen Zersetzung. Denn von Sonne, Wasser und Wind wird Großplastik höchstens in Mikroplastik zerlegt. Selbst Bakterien, Tiere oder Pflanzen können nichts weiter ausrichten. Im Gegenteil: Sie gehen daran zugrunde.
2.1 Müllteppiche, Trash Waves und Plastikinseln
Sichtbar wird die unsachgemäße Entsorgung von Plastik und Mikroplastik durch ständig wachsende Müllteppiche. Es gibt unbewohnte Plastikstrände, an denen Plastikberge ungehindert wachsen können. Von weitem betrachtet ist z.B. Henderson Island im Südpazifik ein Inseltraum – doch aus der Nähe der am stärksten vermüllteste Strand der Welt. Solche schaurigen Museen unserer Konsumgesellschaft gibt es auch an belebteren Orten: Beispielsweise auf der Surfer-Insel Bali. Beim Paddeln streifen die Arme im Wasser Einwegplastikbecher, Tüten und anderes Plastikzeug. Und in der Regenzeit wird soviel Plastikmüll angespült, dass man den Sand nicht mehr sieht.
Unsere Ozeane halten den Plastikmüll sogar mancherorts in Strudeln gefangen! Der bekannteste ist der „Great Pacific Garbage Patch“ – eigentlich ein großes Strömungssystem, mittlerweile aber ein Müllstrudel. Weltweit gibt es fünf davon und nach ihnen wurde das Forschungsprojekt 5 Gyres benannt. Durch die Müllstrudel bilden sich immer mehr Plastikinseln im Meer, deren Ausmaß – ähnlich wie bei Eisbergen – erst aus der Nähe klar wird: Sie bestehen zu 90% aus Mikroplastik, die unter Wasser schwimmt. Sichtbar wird der umhertreibende Plastikmüll in der Datenbank LITTER BASE, einem Forschungsprojekt vom Alfred-Wegener-Institut.

Weltweite Müllverteilung – Plastik ist lilafarben (Sceenshot: Litterbase)
2.2 Wir sind eine Generation von Plastik-Surfern
Auch wenn wir es nicht hören wollen: Mit Surfboards tragen wir aktiv zur sekundären Mikroplastik bei. Zumindest, wenn wir sie oder Teile davon im Meer verlieren – was beim Wipe Out ja durchaus vorkommt. Hinter den Materialbezeichnungen von Surfboard Blanks, also den harten Styroporkernen, steckt nicht anderes als Kunststoff: PU = Polyurethane, PS = Polystyrene, EPS = Expanded Polystyrene. Obendrauf kommen Glasfasermatten und Polyester- bzw. Epoxidharz (Resin). Wie toxisch diese Stoffe sind, weiß man spätestens beim Besuch eines traditionellen Shapers: Die bei der Herstellung freiwerdenden Dämpfe hängen ewig in der Luft, selbst wenn das Surfboards längst fertig ist. Und dann kommt mit den Finnen Plugs, den Finnen selbst und der Leash noch etwas mehr Plastik dran. Let's face it: Wir sind Plastiksurfer. Müll umgibt uns im Wasser und wir „stehen“ sogar drauf. Dieses Bild vom Fotografen Zak Noyle zeigt es sehr eindrücklich!

Eine Welle voller Müll in Indonesien (Foto: Zak Noyle)
2.3 Auswirkung von Polyethylen und Mikroplastik auf die Umwelt
Es ist ein Umweltdesaster: Wir können ohne Plastik nicht mehr leben, doch wissen nicht wohin mit dem Müll. Ein Medienecho erfährt das Problem immer nur dann, wenn etwas Spektakuläres geschieht. Wenn ein Pottwal strandet, der an 17 Kilogramm Plastik im Magen zugrunde ging. Bilder von Seevögel auftauchen, die sich in alten Fischernetzen verheddern. Schildkröten mit „Hüfte“, weil ihr Panzer um strangulierende Gummibänder herum wächst. Oder denen ein Strohhalm die Nase verschließt. Plastik und Mikroplastik zerstören im Meer den Lebensraum von Flora und Fauna. Fische fressen heute schon mehr Plastik als Plankton:
Plastik gefährdet unsere Ökosysteme, weil es mittlerweile als vermeintliches Nahrungsmittel für Meeresorganismen verfügbar ist. Je kleiner das Mikroplastik, desto wahrscheinlicher verwechseln Muscheln, Würmer oder Fische die Partikel mit Nahrung oder nehmen sie passiv durch Filtration auf. (Nadja Ziebarth, Meeresschutzexpertin vom BUND)
Besonders erschreckend: Nicht nur Mikroplastik an sich ist giftig, sondern es nimmt beim Umhertreiben im Meer wie ein Schwamm noch andere Schadstoffe auf. Dazu gehören PCB, von dem man mittlerweile weiß, das es krebserregend ist, sowie das Insektizid DDT. So tötet Mikroplastik Fische, Quallen, Schildkröten, Seevögel und andere Meeresbewohner von innen. Weil sich Darm und Magen verschließen, die Leber versagt oder andere Organe nicht mehr mitmachen.
Foto „Laysan Albatross Chick in Marine Debris“ by NOAA Marine Debris Program, used under CC BY 2.0)
2.4 Plastik geht einher mit Krebs und Hormonveränderungen
Nicht nur für Tiere und Pflanzen, auch für uns Menschen ist Plastik ein Gift, denn die Additive im Kunststoff sind gesundheitsschädlich. Phthalate (Weichmacher) stecken z.B. in Verpackungen, Medikamenten, Infusionsbeuteln – aber auch in Trägerstoffen für Parfüm oder Kosmetika. Sie wirken hormonverändernd, stehen im Zusammenhang zu ADHS und gehen sogar ins Blut über. Und dann wäre noch Bisphenol A (BPA), das sich z.B. in Plastikflaschen befindet und von dort ins Trinkwasser übergeht. BPA wirkt ebenfalls hormonverändernd und trägt zu Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei. Manche Kunststoffe sollen sogar krebserregend sein!
All diese toxischen Stoffe landen auch im Meer. Forscher konnten nachweisen, dass Fische davon Leberschäden davontragen, Tumore bekommen und unfruchtbar werden. Es laufen Studien, wie sich diese Ergebnisse auf uns übertragen lassen. Letztlich wird der Mensch vom Produzent wieder zum Konsument. Wer immer mehr Plastikmüll und Mikroplastik ins Meer leitet, der muss sich nicht wundern, dass es uns krank macht. An vielen Orten wird davor gewarnt, nach kräftigem Regen ins Meer zu gehen, da Flüsse viel Abfall anschwemmen. Wer's trotzdem riskiert, kommt bestenfalls mit Magenproblemen davon. Und ein Fisch, der Mikroplastik gefressen hat, landet irgendwann wahrscheinlich auf unserem Teller…

Wenn das Meer zur Plastiksuppe wird (Foto „PlasticOcean“ by Craig Lesson / International Ocean Film Tour)
3. Mikroplastik im Gesicht, auf den Zähnen und in den Haaren
Selbst wer sich einem plastikfreien Leben verschreibt, der vergisst meistens die unsichtbare Gefahr. Mikroplastik klingt nach Science Fiction, doch ist real: Ohne es zu wissen, schmieren wir uns Plastik ins Gesicht, putzen damit unsere Zähne oder nehmen es sogar mit unserer Nahrung – z.B. in Fisch oder Meeresfrüchten – auf.
3.1 Große Kosmetikhersteller verwenden Mikroplastik
Über Zusatzstoffe in Kosmetik waren schon unschöne Dinge zu erfahren. In vielen Shampoos, Duschgels und Zahncremes sind hormonell wirkende Chemikalien. Und ohne den Verbraucher aufzuklären, sind Toxine und allergieerregende Stoffe enthalten. Obendrein setzen viele große Kosmetikhersteller Mikroplastik ein. Eine Aufzählung von Markennamen sparen wir uns, denn sie wäre wohl endlos. Zwar wollten viele Hersteller freiwillig auf Mikroplastik verzichten, doch so richtig ist daraus nichts geworden. Hingegen scheint es nun geläufig zu sein, die Plastikteilchen einfach noch kleiner zu machen oder verstärkt in flüssiger Form einzusetzen. Fakt ist: Im Drogeriemarkt füllt man den Einkaufskorb mit Plastik, das in Verpackungen und im Produkt selbst steckt.
3.2 Was Mikroplastik in den Produkten bewirkt
Je nach Produkt hat Mikroplastik eine andere Funktion. Besonders in Verruf stehen kleine Plastikkügelchen, wie sie z.B. in Peelings reichlich auftauchen. Sie sollen alte Hautzellen abreiben und die Hauterneuerung anregen. In Zahncreme dienen Mikroplastik-Kügelchen als Schleifkörper zur mechanischen Reinigung und sollen die Zähne weißer machen. Darüber lachen gute Zahnärzte nur: Reibt man den Zahnschmelz zu stark ab, schimmert das Zahnbein durch – und das ist gelblich! Angeblich sollen die meisten Zahncremes mittlerweile mikroplastikfrei sein – doch wie sicher ist das?
Weniger spürbar ist Mikroplastik in flüssiger Form. Als Gleitmittel macht es Duschgel, Shampoo und Seife auf der Haut geschmeidig. Cremes erhalten so ihre milchig-trübe Konsistenz und Schmierbarkeit. Besonders schädlich ist leider Sonnencreme, da sie zusätzlich chemische Lichtschutzfaktoren enthält: Im Meer abgewaschen tragen sie zum Sterben der Korallenriffe bei. Selbst Kosmetik strotzt nur so vor Mikroplastik: Dem Lippenstift soll es Cremigkeit verleihen und im Make Up ist es ein billiges Füll- und Bindemittel. Doch das ist natürlich gut in der klitzekleinen gedruckten Liste der Inhaltsstoffe unter Begriffen wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET) oder Nylon versteckt.
3.3 Welchen Produkten du noch trauen kannst
In einer Black List vom BUND findest du Kosmetik- und Pflegeprodukte mit Mikroplastik. Doch sie ist nur ein erster Anhaltspunkt, was man beim Einkaufen lieber weglassen sollte. Denn tagtäglich kommen neue Waren auf den Markt. Eines zeigt die Liste aber deutlich: Sogar Unternehmen wie The Body Shop und Yves Rocher verwenden Mikroplastik! Trotz ihres umweltfreundlichen Image, mit dem sie werben. „Naturnah“ oder „naturfreundlich“ ist eben nicht gleichbedeutend mit Naturkosmetik.
Du willst keine Mikroplastik an den Körper lassen? Eine Möglichkeit wäre, Detektiv zu werden und die Buchstabenkürzel unter den Inhaltsstoffen für Kunstoff, Weichmacher & Co. zu entschlüsseln. Leichter ist der Griff zur zertifizierten Naturkosmetik. So dürfen sich nur rein pflanzliche Produkte ohne künstliche Zusatzstoffe nennen. Natürliche Cremes schmieren vielleicht nicht so schön, Bio-Duschgel riecht anders und Bio-Shampoo schäumt mangels Tensiden weniger. Doch die Umstellung lohnt sich für dein Wohlbefinden und die Umwelt. Folgende Marken sind empfehlenswert:
Bei den Verpackungen der Naturkosmetikhersteller gibt's noch Verbesserungsbedarf. Oft wird Kunststoff eingesetzt, was nicht wirklich zum plastikfreien Leben passt. Ein Paradebeispiel für ein komplett plastikfreies Produkt ist das Gesichtsöl von The Good Stuff: Außen Glasflasche und selbstgedrechselter Holzdeckel, Innen das beste aus biologischen Ölen. Gutes kann so einfach sein! Lies hier mehr über die Macher vom Produkt, selbst leidenschaftliche Surfer.
4. Das Meer plastikfrei halten: Ein paar Anregungen
Körperpflege und Kosmetika mit primärer Mikroplastik zu meiden ist schon einmal ein guter Anfang. Du kannst aber noch viel mehr tun! Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert, auch die sekundäre Mikroplastik einzudämmen, also „Großplastik“ die irgendwann im Meer in Plastik-Konfetti zerfällt. Dazu nur ein paar Denkanstöße:
4.1 Verbanne Plastik aus deinem Leben
Es ist nicht leicht, aber manche Menschen werden für ein plastikfreies Leben sehr kreativ. Hier drei ausgewählte Schritte, mit denen du bereits viel für den Umwelt- und Meeresschutz tun kannst.
- Kaufe ohne Plastik ein, indem du natürliche Produkte bevorzugst bzw. Umverpackungen im Supermarkt lässt. Mittlerweile gibt es sogar viele Läden in Deutschland, die ganz ohne Verpackungsmüll auskommen. Und nimm lieber den eigenen Jutebeutel statt Plastiktüten!
- Trinke Leitungswasser, das am besten kontrollierteste Lebensmittel in Deutschland, anstelle Plastikflaschen aus dem Supermarkt zu kaufen. Die kosten nicht nur mehr, sondern geben schädliche Weichmacher aus dem Plastik direkt ins Wasser ab. Füll dir doch statt dessen eine hübsche Soulbottle aus Glas an jedem Wasserhahn auf!
- Lass Plastik-Gimmicks weg. Also verzichtbare Add-Ons im täglichen Leben, die man nicht braucht. Strohhalme, die meist aus Plastik sind und in jedem Trink stecken. Bubble-Wrapp als Füllmaterial in Versandboxen, wenn es auch eine alte Zeitung tut. Oder der Coffee-to-Go im Plastik-Cup, der aus dem eigenen Bambus-Mehrweg-Becher ohnehin viel besser schmeckt.

Leitungswasser, ein Glas, eventuell ein paar Beeren – mehr braucht es nicht
Mittlerweile verwenden Firmen sogenanntes Bio-Plastik. Es besteht entweder aus nachwachsenden Rohstoffen wie z.B. Maisstärke oder soll biologisch abbaubar sein. Da aber das eine nicht immer mit dem anderen einhergeht, ist auch hier Verzicht die bessere Wahl.
4.2 Setze auf Wiederverwendung
Wenn es nicht ohne Plastik geht, dann verdient es wenigstens Recycling. Bringe Plastikflaschen zurück in den Supermarkt und wirf löffelreinen (also von Speiseresten gesäuberten) Plastikmüll in den gelben Sack, damit er aufbereitet und wiederverwendet werden kann. Du kannst mittlerweile sogar viele Produkte des täglichen Lebens aus recyceltem Plastik kaufen: Wusstest du zum Beispiel, dass die Bureo Skateboards aus alten Fischernetzen sind? Oder es Yogamatten von HEJ HEJ Mats aus recycelten Kunststoffen gibt?
Ebenfalls toll ist Upcycling, um alten Produkten oder vermeintlichem Müll neues Leben einzuhauchen. Flicke kaputte Kleidung, statt neue zu kaufen. Repariere Dinge, wenn du es kannst. Oder bastele! Wir sammeln am Strand beispielsweise alte Fischerbojen und Angelschnüre, und machen daraus Dekoration für den Garten oder Balkon.
4.3 Veranstalte Beach Clean Ups
Seinen eigenen Müll wegzuräumen ist eigentlich selbstverständlich. Geh doch noch einen Schritt weiter: Nimm mehr Müll vom Strand mit, als du selbst hinbringst! Zum Beispiel, indem du deine nahe Umgebung von herumliegendem Plastikteilen & Co. befreist. Oder in Form von einem kleinen Beach Clean Up, bei dem deine Surf Buddies bestimmt auch gerne mithelfen! Bei vielen Surfschulen und Surfcamps gehört so etwas nach dem Motto „Pay for your Wave“ dazu.
Wie leicht man so eine kleine Aufräumaktion auf eigene Faust startet, zeigen aktuelle Instagram Aktionen wie das 5 Minute Beach Clean Up oder Take 3 for the Sea: 5 Minuten Müll sammeln oder bei jedem Strandspaziergang mindestens 3 Plastikteile aufheben und entsorgen. Einfache Schritte, die viel ausmachen – wenn jeder sie beherzigt.

Beach Clean Ups sind leider an vielen Stränden nötig
4.4 Denk über ein grüneres Surfboard nach
Du hast keine Lust mehr auf ein Dasein als Plastiksurfer und suchst eine Alternative für PU oder EPS-Bretter unter den Füßen? Dann schau dich mal nach einem Surfboard aus Holz um, so wie sie z.B. Kun_Tiqi in Nordspanien herstellt. Sie kosten nur unwesentlich mehr als ein normales Board, sind mit ihrer Hohlbauweise sehr leicht und nahezu unverwüstlich. Oder du fängst kleiner an: Zum Beispiel mit Eco-Finnen (5Oceans) oder einer Eco-Leash (Kun_Tiqi).
4.5 Kaufe plastikfreie Klamotten
Wie oben schon erwähnt setzt Polyesterkleidung beim Waschen kleinste Fasern und damit Mikroplastik ins Grundwasser frei. Vermeiden lässt sich das mit fairer Mode aus Bio-Baumwolle – also Naturfasern, die ohne toxische Färbemittel auskommen. Das hat nichts mit Öko-Look zu tun, kann sehr stylisch aussehen und muss nicht einmal viel kosten! Unter dem Hashtag #fairfashion gibt es massenweise umweltfreundliche Modeinspiration auf Instagram.
4.6 Informiere dich über den Meeresschutz!
Man kann neben den genannten Maßnahmen wirklich viel tun, um das Meer als unseren Spielplatz – auf dem wir nur Gast sind – vor Mikroplastik und Co. zu schützen. Motivation und Aufklärung liefert z.B. die International Ocean Film Tour mit Dokumentationen wie „A Plastic Ocean“ über die neusten Erkenntnisse der Meeresforschung. Und bei Organisationen wie Sea Sheperd, Surfers against Sewage oder Küste gegen Plastik kann man selbst aktiv werden oder sich weitere Tipps holen, was man im Alltag für den Ozean tun kann.
Versuchst du bereits aktiv, Mikroplastik und Plastik zu vermeiden? Und hast vielleicht weitere Tipps? Dann schreibe sie in die Kommentare! Demnächst wird es von uns weitere Artikel zum Thema Meeresschutz geben, z.B. über die plastikfreie Waschtasche für Surfer und die innovativsten Projekte gegen Müll im Meer.
Titelbild: „PlasticOcean“ by Craig Lesson / International Ocean Film Tour
10 comments
Toller und sehr wichtiger Artikel! Danke auch für den Link zu Kuntiqi. Ich habe selber gerade angefangen zu surfen, sobald ich aber anfange eigenes Equipment zu kaufen, will ich dies so „grün“ wie möglich zu tun.
Was die Plastik in der Kleidung betrifft: Kleidung mit einem hohen synthtischen Anteil lüfte ich ein paar Mal aus bevor ich sie wasche. Und ich denke darüber nach, mir einen guppy friend zu besorgen. Vielleicht hat jemand damit schon mal Erfahrung gemacht?
Hallo Tamara,
Das mit dem Lüften ist ein guter Tipp! Wir versuchen so wenig Synthetik wie möglich zu kaufen. Ein Guppy Friend ist bestimmt eine super Sache, wenn man eine eigene Waschmaschine hat. Persönlich haben wir damit noch keine Erfahrung, aber ich habe schon Gutes davon gehört!
Liebe Grüße
Heidi
Super, danke für diesen Artikel liebe Heidi! Grade als Surfer ist man ja viel im Meer unterwegs und sieht die Auswirkungen, die das eigene Konsumverhalten hat :).
Liebe Heidi,
was für ein fundierter und desillusionierender Post über unsere Wohlstandsgesellschaft! Erst kürzlich sah ich in der SZ ein Foto von Balis-Stränden – traurig! Und ja, wir müssen etwas tun, fällt nur manches Mal schwer, dagegen zu steuern. Selbst auf einen Bauernmarkt wird das ein oder andere in Plastik verpackt. Da sind wir dann gefragt, etwas mitzubringen. Vor allem ist es wichtig auch unsere Kids darüber aufzuklären und mit gutem Beispiel voranzugehen.
Danke dir herzlichst für dein #DHMMeer!
Sonnige Grüße
Tanja von KULTUR – MUSEUM – TALK
Hallo Tanja,
Danke für dein Feedback und deine Meinung!
Ja, du hast recht, es ist in der Tat nicht einfach, auf Plastik zu verzichten. Wir versuchen mittlerweile, kleine Steps im Alltag konsequent umzusetzen und z.B. auf Jutebeutel und Metall-Trinkflasche statt auf Plastiktüte und PET zu setzen. Und Diskussionen durch Artikel wie diesen anzuregen.
Übrigens: Auf Bali bin ich das erste Mal einer Tüte aus Cassava-Wurzel begegnet, völlig natürlich produziert und zu 100% biologisch abbaubar! Ich hoffe, dass sich solche umweltfreundlichen Ideen in aller Welt durchsetzen und unser Bewusstsein für den Meeresschutz deutlich wächst. Bestimmt können Dinge wie Beach Clean Ups mit Kids und spannende Kulturreihen wie #DHMMeer zur Sensibilisierung der jungen Generation beitragen.
Liebe Grüße aus Portugal
Heidi
Ein ganz notwendiger Beitrag, den ich auch mit meinem heutigen Post verlinken werde, in dem es um Nachhaltigkeit geht.
Man kann es nicht oft genug sagen, schreiben, verbreiten…
Danke!
Astrid
Danke für dein liebes Feedback und die Unterstützung, Astrid 🙂
Hallo Heidi,
das Grauen hast Du zusammengetragen. – Danke dafür.
Obe es allerdings genügt, immer nur drei Plastikteile vom Strand zu entsorgen, bezweifle ich fast.
Vermutlich würden nicht einmal dreihundert echte Wirkung zeigen.
Notabene wir ja nicht wissen wohin damit…
Trotzdem ein sehr informativer Beitrag.
LG, Peter
Hallo Peter,
Danke für dein Feedback zum Artikel! Und du hast natürlich Recht, das man beim Plastiksammeln eigentlich kein Limit findet – leider.
Die Initiativen wie das 5 Minute Ocean Clean up und Take Three for the Sea sollen auch eher einen Impuls für erste Schritte setzen, die jeder jederzeit befolgen kann. Ich plane auch schon den nächsten Artikel, was man dann mit dem ganzen gesammelten Müll so alles anstellen kann.
Liebe Grüße
Heidi
P.S. Ich finde es übrigens wunderbar, als Heidi endlich mal einem Peter schreiben zu können 😉
Großartig! Ich gebe die Infos gerne weiter.
LG
Magdalena