Landlocked. Gestrandet auf dem trockenen Land, der Ozean ist weit entfernt und das Surfboard steht nur noch traurig in der Ecke. Eine Horrorvorstellung, die nicht am Meer lebende Surfer nach jeder Reise wieder einholt. Deine Arme sehnen sich nach kräftigen Paddelzügen im Meer, dein Körper nach dem Adrenalin-Rush auf einer Welle, und allein der herrliche Duft von Surfwachs treibt dir Tränen der Erinnerung in die Augen…
Okay, das klingt sehr dramatisch. Trotzdem ist das Dasein eines Landlocked Surfers kein Zuckerschlecken, weil man vor Sehnsucht nach dem Ozean förmlich dahinsiecht. Als Arznei gegen „Meerweh“ hilft nur ein neuer Surf Trip. Doch was machst du bis dahin, um vor lauter Salzwasserentzug nicht völlig verrückt zu werden? Ganz einfach: Dich mit meinen Überlebensstrategien ablenken, die dich sicher durch die wellenlose Zeit bringen. Viel Spaß beim Lesen!
1. Plane deinen nächsten Surf Trip und zelebriere die Vorfreude!
Nach dem Surf ist vor dem Surf! Lange Zeit war ich in Deutschland die meiste Zeit des Jahres landlocked. Meine Überlebensstrategie bestand darin, am Urlaubsende schon die nächste Surfreise im Kopf zu haben. Ganz konkret sah das so aus: Gesamturlaubstage fest im Blick haben, geschickt um Brücken- und Feiertage herumbasteln und nach Schnäppchenflügen Ausschau halten. Eine frühe Reiseplanung bringt dich in Gedanken schon ans Meer und macht vor allem Sinn, wenn du mit Freunden gemeinsam verreisen willst! Je nach Budget sollte so ein längerer Surfurlaub (z.B. auf Bali, in Sri Lanka oder Costa Rica) sowie ein Kurztrip (z.B. nach Portugal, Spanien oder Frankreich) drin sein.
Mit einem günstigen Flug im Säckel oder dem Platz bei einem guten Surfcamp musst du die Vorfreude bis zum Reiseantritt unbedingt zelebrieren! Das kann eine lustige Countdown-App sein, das Ankreuzen der besten Surf Spots im Reiseplaner oder ein Kurs in der Landessprache deines Traumziels. Es geht auch völlig klar, deine (im Idealfall mitreisenden) Freunde mit Sprüchen zu belästigen wie „Juhu, bald bin ich wieder in den Wellen!“ Genervte Blicke konterst du am besten mit einem Freudenschrei 🙂
2. Dekoriere dein zu Hause so wie deinen Lieblingsbeach
Auf Reisen trifft man auf luftige Beach Homes, Cafés mit Surfer Vibe und stylische Surf Camps, die man am liebsten nie wieder verlassen will. Hier kann man tolle Deko-Ideen aufschnappen, die selbst jenseits des Wassers einen Hauch Ozean nach Hause holen. Warum also nicht die eigenen vier Wände in eine kleine Oase verwandeln, in der du dich als landlocked Surfer fast wie am Meer fühlst? Mit etwas Platz im Koffer bringst du dir aus dem Surfurlaub hübsche Kleinigkeiten zum Dekorieren deiner Wohnung mit. Und schau doch mal hier, wie du Surf-Möbel selber bauen kannst!
Alles was maritim ist und nach Strand aussieht, kommt für die Verwandlung deiner Bude in Frage: Muscheln oder Treibholz-Stückchen, die du gesammelt hast. Kissen, Vorhänge und Bettwäsche im Ozean-Design, ein hübsches Surferbild oder tropische Ananas-Deko. Vielleicht willst du eine Wand sogar Aqua-Blau streichen? Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Sollte dir noch die Vorstellung fehlen, wie das Ganze aussehen soll, dann stöbere auf Instagram nach Begriffen wie #surfdecor oder hole dir frische Ideen auf Pinterest.
Der schönste Hingucker ist dein eigenes Surfboard, das einen Ehrenplatz im Wohnzimmer verdient hat. Mit wenig Geld kannst du übrigens ganz leicht eine Surfboard Halterung bauen!
3. Hol dir Appetit mit guten Surf Filmen und Surf Books
Normale Menschen schauen bei Liebeskummer kitschige Herzschmerz-Filme, uns Surfern helfen gute Surf Movies über ernste Landlocked Attacken hinweg. So wie unten der All Women Surffilm „Leave a Message“! Mir geht das Herz auf, wenn ich am Bildschirm den Freesurfer Dave Rastovich durch die Wellen toben sehe, Kepa Acero auf seinen einsamen Surfreisen stalke oder die quirlige Kelia Moniz beim Cross-Steppen auf dem Longboard bewundere. Bestimmt hast du ebenfalls Lieblingssurfer, denen du ewig zuschauen könntest. Viele Surf Filme kann man online kostenlos schauen und mit den „richtigen“ Page-Likes versorgt dich Facebook schon morgens mit den ersten Surf Clips.
Falls du lieber im Kino Surf Filme genießen willst, dann schau dir doch mal diese Events an:
- Nord Nordwest Surf Film Fest
- Surf Film Festival Cologne, Hamburg und München
- Nord Nordost Surf Film Fest
- European Outdoor Film Tour
- International Ocean Film Tour
Surf Books sind ebenfalls eine schöne Möglichkeit, um zumindest gefühlt wieder ins kühle Nasse abzutauchen. Mein Lieblingsschmöker ist immer noch Boarderlines und die Fortsetzung „Fuck You Happiness“ von Weltenbummler Andi Brendt. Warum kannst du in meiner Leseliste sehen, in der es noch weitere Buchtipps gibt.
4. Lass dir an der Nordsee oder Ostsee den Kopf durchpusten
Kohle, Urlaubstage oder sogar beides sind im Nirvana verschwunden und ein längerer Urlaub ist nicht drin? Aber du bist landlocked und musst einfach mal raus? Sofern du im Norden Deutschlands wohnst, gönne dir doch einen kurzen Trip an die Ostsee oder Nordsee! Mit dem Bulli kannst du sogar ein paar Tage on Tour sein. Im Herbst und Winter, vor allem bei ordentlich Windswell nach einem Sturm, laufen mit etwas Glück sogar surfbare Wellen! Natürlich sind sie etwas schwabbelig, aber dennoch kleine Spaßgaranten. Doch selbst wenn du nichts Surfbares findest, macht so ein Tag am Meer den Kopf wunderbar frei und ein Spaziergang an der salzigen Luft ist ein Genuss.
Die Glücklichen von euch, die im Westen Deutschlands wohnen, können für ein verlängertes Wochenende beim Surfen in Holland viel Spaß haben. Auto packen, fertig los! Mitnehmen musst du fast nix, weil du vor Ort alles ausleihen kannst. Übrigens gibt es auch in Belgien beim Küstenort Oostende einige Surfspots, die bei Ostwind anfangen zu laufen. Wenn du an Nordsee- oder Ostsee wirklich surfen willst, dann checke auf jeden Fall regelmäßig den Wind- und Wellen Forecast! In dieser interaktiven Karte habe ich dir die nächsten Wellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgelistet. Egal ob am Meer, auf dem See oder im Fluß – hier wirst du nass.
5. Such dir eine stehende Welle in deiner Nähe
In Flüssen entstehen permanente Wellen, wenn Wasser schnell über einen Widerstand am Boden fließt. Das freut natürlich jeden Surfer, der eine Auszeit vom Landlocked Dasein braucht. Aber Achtung: Beim River Surfen kommt der Druck des Wassers von vorne, und nicht wie beim Surfen im Meer von hinten. Daran muss man sich definitiv gewöhnen! In Deutschland lockt die Münchner Eisbach-Welle erfahrene Surfer aus aller Welt. Anfänger versuchen sich lieber bei Flosslände, der einfacheren Variante um die Ecke. Doch auch in Österreich gibt es gute Surf Spots, z.B. Pipeline in Bad Ischl, Ebensee oder Crazy Eddie in Silz. Die Flußwellen laufen nicht immer, sind teilweise steil oder haben einen nicht ganz einfachen Einstieg – als Greenhorn also lieber nicht alleine losziehen.
Seit Jahren versuchen Landlocked Surfer, künstliche stehende Wellen wie die Leinewelle oder die Nürnberger Dauerwelle durch Bau von Dämmen voranzutreiben. Bislang sind diese Projekte wegen Geldmangel oder Auflagen von Behörden noch nicht realisiert. Hier kannst du mithelfen, um schneller voranzukommen!
Eine völlig neue Erfahrung… (Eisbachwelle von Thomas Stüven, CC BY 2.0)
Gemütlich geht’s beim Wake Surfen zu. Ein Motorboot erzeugt eine Welle, in die du mit einem Seil hineingezogen und dann – Stehvermögen und Benzin vorausgesetzt – nahezu endlos surfen kannst. Das geht z.B. in Berlin bei 2wave oder bei Danubesurfer in Wien!
6. Bleib fit für die Wellen mit Surf Yoga und Surf Fitness
Surfer sind sportliche Menschen, auch an Land. Warum also nicht die Landlocked Phase nutzen, um an der eigenen Fitness für den nächsten Surftrip zu arbeiten? So tust du etwas Sinnvolles für Body & Soul! Sofern du zu den disziplinierten Menschen gehörst, dann kannst du super zu Hause trainieren. Mehr als einen ebenen Untergrund und bequeme Kleidung benötigst du nicht! Die besten Surf Yoga Übungen und ein tolles Surf Workout findest du hier im Blog. Und wenn du mal etwas ganz Abgefahrenes probieren willst, dann schau dir unser Skateboard Workout an!
Etwas geselliger sind Fitnesskurse für Surfer, wie z.B. das mehrmals im Jahr stattfindende Golden Ride Girls Surf Workout. Außerdem findest du in vielen deutschen Städten mittlerweile Yogastudios, die Sessions speziell für Surfer anbieten. Doch auch ganz normale Sportarten halten dich fit für neue Surfabenteuer. Wie wäre es mal wieder mit Schwimmen für ordentlich Paddel-Power und Krafttraining in der Mucki-Bude? Alles ist besser, als zu Hause zu sitzen und Trübsal zu blasen!
7. Tausche dich mit Landlocked Leidensgenossen aus!
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und neue Menschen bringen dich auf frische Ideen. Triff dich mit netten Leuten, denen das Meer genauso fehlt wie dir! In Städten mit einer großen Wellenreiterszene (wie Berlin, Hamburg, Köln und München) finden extra Surf Festivals statt, auf denen man bei Surfmusik und Surffilmen abschalten kann. Das hilft zumindest zeitweise gegen den Landlocked Blues!
In Berlin kommen alle landlocked Surfer beim Straend Festival auf ihre Kosten
Ebenfalls gut für den Austausch mit anderen Surfern sind Facebook Gruppen wie Dancers of the Oceans und Surf Travellers. Dort holst du dir Anregungen für neue Reiseziele, teilst dein Know How und bekommst jede Frage zum Thema Surfen beantwortet. Dort und in der Mitsurfbörse kannst du sogar Mitfahrgelegenheiten zu Kurztrips an die Nordsee, Ostsee oder den europäischen Surf Hot Spots abstauben – und dabei neue Leute kennenlernen!
8. Think Big: Such dir einen Surf Job, der dich häufiger ans Meer bringt!
Bei mir wurde Surfen irgendwann zur Sucht und Urlaubsreisen reichten nicht mehr aus. Ich wollte am Meer leben und überlegte, welches Lebens- und Arbeitsmodell mich dorthin bringt. Die Antwort: Als digitaler Nomade kann man online kann man fast von überall aus sein Geld verdienen! Also gab ich meinen Angestelltenjob auf und bin seit Juni 2016 unterwegs. Manchen nennen es Weltreise, für mich ist es eher arbeiten und surfen an wechselnden Orten. Mit etwas Unternehmergeist, Mut und Geduld kannst du das auch! Hol dir unsere Tipps, wie man arbeiten und reisen als Online-Unternehmer kombinieren kann. Wir haben unsere Lieblingsorte, an denen dieses Lebensmodell besonders gut funktioniert.
Online ist nix für dich? Aber Surfen oder Yoga kannst du schon ziemlich gut? Dann könnten Surfcamps daran interessiert sein, dich als Surflehrer oder Yogalehrer in ihr Team aufzunehmen. Vor allem die Surflehrerausbildung ist beliebt, um die Sommersaison am Atlantik zu verbringen. Stöbere mal in Surfjob Datenbanken wie Surf Careers oder Surf Travel Jobs nach neuen Möglichkeiten – oft werden auch Experten im Online Marketing oder Personal zur Gästebetreuung gesucht. Ebenfalls eine gute Idee: Frag aktiv bei deinen Lieblings-Surfcamps nach, ob du für sie arbeiten kannst!
9. Entrümpele dein Leben und scheffele Kohle für den nächsten Trip
Entrümpeln ist ein sinnvoller Zeitvertreib, mit dem du Kohle für den nächsten Surfurlaub scheffeln kannst. Bevor ich in Deutschland die Zelte abriss und auf Weltreise ging, habe ich erstmal ordentlich ausgemistet. Ich verkaufte alles, was nicht unbedingt nötig war oder woran mein Herz nicht wirklich hing: Alte Bücher über Rebuy, Möbel und Kleinkram auf Ebay Kleinanzeigen und Klamotten über Kleiderkreisel. Für den Rest habe ich mich auf den Flohmarkt gestellt. Fast nichts von dem überflüssigen Kram ist übrig geblieben!
Denn fast alles ist zu verkaufen: Altes H&M Top für 10 Euro, gut erhaltenes Fachbuch aus dem Studium für 35 Euro, Ikea-Regal für 30 Euro… So füllst du die Reisekasse schnell auf! Angenehmer Nebeneffekt: Deine Möbel und Dekoschätze kommen ohne unnützes Beiwerk besser zur Geltung und Lieblingsklamotten findest du im Schrank viel schneller!
10. Probiere andere Wassersportarten zu Hause aus
Surfen ist einfach der beste Sport der Welt und das Schönste, was man mit Wellen anstellen kann. Während einer längeren Landlocked Phase finde ich anderen Wassersportarten trotzdem spannend. Auf vielen heimischen Gewässern kannst du Stand Up Paddling ausprobieren und bist zumindest auf einem Brett unterwegs. Kitesurfen ist super, wenn du am Meer bist und den passenden Wind hast. Und Wakeboarden macht richtig viel Spaß und wird dich auf einer ganz neuen Ebene fordern! Morgens oder bei leichtem Regen sind die Wakeboard-Anlagen schön leer und du kannst viele Runden für dein Geld drehen. Das Gute daran: Als Surfer hat man das nötige Outfit (Surf Bikini, Boardshorts oder Shorty) meistens schon im Schrank. Das restliche Material kann man easy ausleihen.
Als Alternative schnapp dir dein Surfboard und lege ein Paddeltraining auf dem See um die Ecke ein! Gibt vielleicht doofe Blicke, dir aber jede Menge Power in den Armen.
Wirst du nach längerer Zeit an Land ebenfalls verrückt und vermisst das Meer? Und wie verbringst du längere Landlocked Phasen? Verrat uns dein Geheimnis in einem Kommentar!