Island Tipps für Surfer: Wie dich die mystische Insel in ihren Bann zieht

by Sebastian Drews

Europa ist mancherorts noch immer ein Mysterium. Woher soll man zum Beispiel verlässliche Island Tipps bekommen, am besten noch zum Surfen? Sebastian Drews ist genau der richtige für diese Aufgabe! Der Surf-Fotograf aus Leidenschaft liebt raue, kalte und einsame Wellen. Seit 2014 zieht es ihn zum Surfen und Shooten immer wieder ins arktische Island, wo es im Sommer nie richtig dunkel wird und im Winter Polarlichter am Himmel tanzen. Die besten Wellen überlässt er seinen Freunden, um sie mit dickstem Neopren und einer fetten Unterwasserkamera in Szene zu setzen. Aber auch bizarre Landschaften und Naturspektakel fängt er mit der Linse ein. In diesem Beitrag verrät Sebastian seine Island Tipps für Surfer und stellt seine liebsten und atemberaubendsten Bilder vor!

1. Ab auf die kalte Insel: Wie Sebastian zum Island Fan wurde

Die Liebe zu Island fing damit an, dass mein Herz immer mehr der Landschaftsfotografie verfiel. Die atemberaubenden Naturbilder von Chris Burkard, einem damals noch relativ unbekannten Fotografen, begeisterten mich stets aufs Neue. Er hatte die kleine Insel schon längst für sich und seine Kunst entdeckt. Seine Island-Fotos schienen wie aus einer anderen Welt und lösten etwas in mir aus, das ich kaum beschreiben kann. Und so fasste ich relativ schnell den Entschluss, selbst einmal auf den Spuren von Chris zu Wandern und Island zu entdecken.

Gute Island Tipps waren allerdings spärlich gesät, was mich nur noch weiter anspornte. Monatelang durchsuchte ich das Internet nach Informationen. Denn viel zu groß war der Respekt vor unberechenbarem Wetter, langen Touren fernab der Zivilisation und einer Sprache, die man selbst mit größter Mühe nicht versteht. Ich sammelte Bilder von fotogenen Locations und trug sie in eine Landkarte ein.

Island Tipps für Surfer: Shorebreak

Snaefellsnes Peninsula: Bei 29 Fuß griff ich lieber zur Kamera als zum Surfboard

Island ist wirklich vollgepackt mit beeindruckenden, leicht zugänglichen Szenerien. Fast könnte man meinen, die Isländer hätten ihre einzige Hauptstraße einfach an den allerschönsten Orten entlang gebaut, um sich strapaziöse Fußmärsche zu sparen. Nach mittlerweile zahlreichen Besuchen meiner Lieblingsinsel verrate ich nun selbst meine besten Island Tipps für Surfer und Insider, damit eure Reise schneller beginnen kann.


2. Anreise nach Island: Einfach, schnell und günstig

Wie wahrscheinlich die meisten Leute stellte ich sehr überrascht fest, gar keine große Anreise nach Island auf mich nehmen zu müssen. Nach nur 3,5 Stunden Flug von Frankfurt aus kann man seine Füße bereits auf isländischen Boden setzen und in eine völlig andere Welt abtauchen. Bei meinen ersten Reisen habe ich mit Iceland Air für Hin- und Rückflug ungefähr 300 bis 400 Euro bezahlt. Inzwischen gilt Island als neues Reiseziel und immer mehr Billigairlines fliegen von verschiedenen deutschen Städten den kleinen Ort Keflavik an, den einzigen internationalen Flughafen der Insel. Mittlerweile findet man z.B. mit Wow Air problemlos Flüge für 150 bis 200 Euro.

Der Transport von Surfbrettern nach Island ist übrigens kein großes Problem. Das Übergepäck habe ich im Vorfeld angemeldet und pro Strecke sollte es 80 Euro für das Double Bag kosten. Am Flughafen musste ich dann sogar weniger zahlen. Natürlich habe ich nicht gefragt, warum es so günstig ist – und kann nicht garantieren, dass diese Preise immer noch gelten. Checkt bei euren Flügen auf jeden Fall vorher die Gepäckbestimmungen.


3. Geheimnisvolle Wellen Islands: Surfen zwischen Eisblöcken

Ja, in Island ist es kalt. Aber dank des Golfstroms nicht so frostig, wie du vielleicht denkst! Dadurch ist es im Wasser oftmals sogar wärmer als an Land. Die Wassertemperaturen liegen bei 10 bis 14 °C im Sommer und 3 bis 5 °C im Winter. An den südlichen Küstenregionen erwärmt sich die Luft im Sommer auf bis zu 25 °C und im Winter kühlt sie durchschnittlich auf milde 0 °C runter. Nur im Norden Islands ist es immer deutlich kälter.

3.1 Surf Saison in Island und die nötige Ausstattung

Surfen ist in Island ganzjährig möglich, wobei der Sommer (Juni bis August) als am wenigsten konsistent gilt. Im Frühling und Herbst kann man trotzdem noch halbwegs warme Lufttemperaturen und gute Wellen genießen.

Persönlich empfehle ich zum Surfen in Island den Winter (Dezember bis Februar) mit seinem fantastischen (Nord)-Licht und reichlich Wellen. Zwar fällt der Swell manchmal größer aus als einem lieb ist, aber dann kann man gerade in der Region um Reykjavik gut auf kleinere Wellen ausweichen. Und sollte der Forecast doch mal 30ft ansagen, genießt man die Wellen einfach mal vom Strand aus.

In Islands Winter stapft man nach dem Surfen durch tiefsten Schnee (Vatnajökull Glacier Lagoon)

In Islands Winter stapft man nach dem Surfen durch tiefsten Schnee (Vatnajökull Glacier Lagoon)

Grundsätzlich sind ein 6/5mm Neopren-Anzug mit Haube, 5mm Booties und 5mm Handschuhen eine gute Investition für Island. Im Sommer mag es vielleicht auch mit weniger Gummi auf der Haut funktionieren, auf selbst in der „warmen“ Jahreszeit war ich dankbar für meine 5 bis 6 Millimeter Neopren. Mit dem passenden Neoprenanzug sind Sessions von 2-3 Stunden also gar kein Problem.

Für Surfer einer der wichtigsten Island Tipps: Bring die Neopren-Ausstattung und alles Weitere zum Surfen selbst mit, denn Surfshops sind hier Fehlanzeige. Dafür ist die Nachfrage einfach zu gering: Locals bestellen ihre Surfausrüstung online oder besorgen sich alles Nötige zur Ding-Repair im Bootsladen nebenan. Wegen einer gerissenen Leash oder einem ramponierten Brett kannst du nicht einfach zum Händler um die Ecke gehen. 

3.2 Island Tipps für Surfer: Die Surf Spots auf der Insel

Locals machen in Island große Geheimnisse um ihre Surf Spots und als Außenstehender kommt man nur schwer an Details. Auf Fotos werden keine Namen preisgegeben, die Fremde leicht zum jeweiligen Ort führen könnten. Sobald man sich ein wenig auskennt, kann man die Spots anhand bestimmter Landschaftsmerkmale aber trotzdem erkennen. Inzwischen wetteifern die Surfer auf der Insel gefühlt darum, wer die besten Wellen findet – ohne dass jemand anderes den gleichen guten Riecher hatte. Trotzdem wächst die isländische Surfer Szene und an guten Tagen trifft man am Beach bis zu 8 Autos mit Surfern. Die folgenden Surf Spot Island Tipps sind bekannt und über Forecast Dienste wie Surfline leicht zu finden. Secret Spots bleiben natürlich geheim!

Der Westen: Die besten Surf Spots bei Reykjavik

Reykjavik ist ein Surfer-Traum! Innerhalb von 30 Auto-Minuten findet man auf der Halbinsel immer Wellen, egal aus welcher Richtung der Swell gerade kommt. Nach den ersten Spots in Stadtnähe erreicht man z.B. das beliebte Sandvik. Der Spot funktioniert bei westlichem Swell und es kann schnell sehr groß werden.

Isländische Locals sind Geheimniskrämer, aber entspannt und kontaktfreudig (Thorli / Porlakshöfn)

Isländische Locals sind Geheimniskrämer, aber entspannt und kontaktfreudig (Thorli / Porlakshöfn)

Weiter in Richtung Süden kommt man über Grindavík zum bekanntesten Spot Porklakshöfn (Thorli). Beim etwas schwierigen Einstieg über die großen ist Vorsicht geboten, da man schnell den Halt verliert und sich eine Delle ins Brett haut. Auch beim Wipe Out im tieferen Wasser muss man immer damit rechnen, auf einen der runden Steine zu treffen. Insgesamt laufen die rechten Wellen an diesem Point Break aber selbst an großen Tagen sehr gutmütig.

Süden, Osten und Norden: Islands entlegenere Surf Spots

In der südlichsten Stadt Vík findet man den gleichnamigen Haupt-Surfspot mit massigen Wellen. Ihn sollte man besser nicht mit Reynisfjara (Black Beach) auf der westlichen Seite des Berges verwechseln: Dort gibt es tückische Strömungen und immer wieder werden am Strand stehende Touristen von Wellen überrascht und ins Meer gezogen.

Weiter gen Osten ist das nette kleine Fischerdörfchen Höfn, wo man prima Hummer essen kann. Nicht weit entfernt, direkt am Hauptstrand hinter dem Viking Café, liegt der spektakuläre Beachbreak Stokksnes mit einer massiven Felswand im Hintergrund. Ungefähr 40 Kilometer weiter in Richtung Norden sieht man an der Spitze der Landzunge einen Leuchtturm. Dort haben wir einen weiteren guten Spot entdeckt und ihn nach meinem Kumpel „Alex Point“ getauft.

Ein einsamer Surfer auf schwarzem Strand in Höfn/Stokksnes

Ein einsamer Surfer auf schwarzem Strand in Höfn/Stokksnes

Bei Anarstapi und rund um Ólavsvík findet man direkt an der Straße helle Sandstrände, die in Island eine Seltenheit sind. Sie werden auf Surf Forecast Seiten nicht erwähnt, obwohl man hier brauchbare Wellen sichten kann. Sie sind allerdings nicht ohne und eher für erfahrene Surfer geeignet.

Akureyri im Norden ist die zweitgrößte Stadt Islands. Hier lockt nicht nur die lokalen Eisdiele Brynja, die Toppings wie Schokoriegel oder das bei Isländern beliebte Lakritz verwendet, sondern ebenfalls klasse Wellen. Am besten surfen kann man bei passenden Bedingungen in Ólafsfjördur, einem arktischen Klassiker und Fischerdorf mit leicht gewöhnungsbedürftigem Geruch. Definitiv die letzte Bastion für Surfer und Entdecker sind die entlegenen und bitterkalten Vestfirdir, die Westfjorde Islands.  Sie sind allerdings schwer zugänglich.

Mein Kumpel Alex nimmt gern eisige Wellen und hat sogar einen Spot benannt

Mein Kumpel Alex nimmt gern eisige Wellen und hat sogar einen Spot auf Island benannt

Meine Island Tipps für Surfer sind nur eine kleine Auswahl. Neben den hier genannten Spots kannst du Islands Wellen als erfahrener Surfer natürlich auf eigene Faust zu erkunden. Die Insel ist noch kein im Detail entschlüsseltes Surfer-Destination und birgt viele geheime Wellen!


4. Safety First: Weitere wichtige Infos zum Surfen in Island 

Island hat selbst für Anfänger geeignete Surf Spots, sofern man Kaltwasser-Surfen und die damit verbundenen Temperaturen gewöhnt ist. Viele meiner Freunde vor Ort sind selber keine Profis und kommen immer gut klar. Natürlich sollte man in abgelegen Gebieten kein Risiko eingehen und immer einen Surf Buddy dabei haben.

Einer der wichtigsten Island Tipps für Surfer: Gehe nicht alleine ins Wasser. Diese Surfer-Regel gilt überall, aber hier ganz besonders! Auf Island ist mehr Vorsicht angebracht als an einem bewachten Strand an der Nordsee oder am Atlantik. Bei 4 Grad Wassertemperatur kann dir niemand helfen, der nicht zufällig auch einen Neoprenanzug trägt oder ein Boot zur Hand hat. Ein kleiner Lebensretter ist die 112 Iceland App. Vor einer längeren Tour speichert sie den letzten Standort und sendet bei Betätigung des Notrufbuttons automatisch ein Signal mit eurer Position an den Notdienst.

Alleine schaue ich mir solche Wellen wie am Jökulsárlón Gletscher lieber vom Strand aus an

Alleine schaue ich mir solche Wellen wie am Jökulsárlón Gletscher lieber vom Strand aus an

Einmalig an Island sind Eisblöcke, die an Flussmündungen oder bei Jökulsárlón vorkommen. So schön die Wellen dort auch aussehen: Bei Ebbe werden manchmal 3 Meter große Eisklötze von der Gletscherlagune aufs offene Meer und ins Line Up gezogen. Viel tückischer sind jedoch die kleineren Eisklötzchen, die unerwartet für einen ordentlichen Bump an eurem Brett oder Kopf sorgen können.

Besonders auffällig an Islands Natur ist der schwarze Sand, der zwar fest wirkt, aber bei stärkerem Gewicht jegliche Tragfähigkeit vermissen lässt. So manch ein Autofahrer hat schon geflucht, weil er darin stecken blieb oder der Lack nach einem Sandsturm sehr mitgenommen war. Surfer finden den feinen schwarzen Sand selbst nach Jahren noch als kleinen Andenken in jeder Ritze ihres Equipments. Dafür zaubert er vor Ort mystische Szenerien, die das Herz eines jeden Surfers und Fotografen höher schlagen lassen.

Surf-Idylle am Black Beach in Höfn / Stokksness

Surf-Idylle am Black Beach in Höfn / Stokksness


5. Island Tipps an Land: Eintauchen in die mystische Natur

Ein guter Ausgangspunkt für Entdeckungstouren jenseits des Wassers sind die Metropole Reykjavik oder die Stadt Vík. Von hier aus erreicht man neben Wasserfällen (Seljalandsfoss, Skógafoss) auch Hot Springs in den Bergen (Seljavallalaug) oder spektakuläre Aussichtspunkte wie den Dyrhólaey Leuchtturm. Zwischen Vík und Höfn bestaunst du Moosfelder, Canyons (Fjaðrárgljúfur) oder die eindrucksvolle Jökulsárlón Gletscherlagune. Hier meine Top 3 Island Tipps für Lay Days, an denen du die einzigartige Natur genießen kannst.

5.1 Polarlichter sehen

Mit meinen ersten Polarlichtern in der Nähe vom Flughafen bei Keflavik hatte ich gar nicht gerechnet. Denn dort waren die Bedingungen wegen der hellen Umgebungsbeleuchtung eigentlich äußerst ungünstig. Nur durch Zufall entdecke ich eine ungewöhnlich helle Wolke am Himmel, als ich spät abends noch etwas aus dem Auto holte.

Polarlichter wie hier in Dyrhólaey versetzen mich immer wieder in Staunen

Polarlichter wie hier in Dyrhólaey versetzen mich immer wieder in Staunen

Polarlichter kann man als Laie oft nicht von Wolken unterscheiden, gerade wenn sie schwächer sind. Mit Kamera und Stativ entlarvt man sie über eine Langzeitbelichtung: Färbt sich das Objekt grün, das man für eine Wolke hielt, dann handelt es sich um Polarlichter. Dieser Test fiel bei mir positiv aus und plötzlich brach ein Sturm an Lichtern los. Ich war überrascht, wie schnell der gesamte Himmel über mir grün-lila tanzte und leuchtete. Etwa 20 Minuten dauerte dieses Schauspiel, bis es abflaute und genauso schnell verschwand wie es gekommen war.

Seitdem habe ich ein gutes Gespür für die Suche nach Polarlichtern entwickelt, die einiges an Schlaf kostet. Der Aurora Forecast ist zwar eine kleine Hilfe. Aber am besten ist, von Zeit zu Zeit vor die Tür zu gehen und den Himmel zu beobachten. In Reykjavik wird bei einem tollen Aurora Forecast manchmal sogar die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet, damit man die Lichter genießen kann.

5.2 Eishöhlen erkunden

Unwirkliche Naturschauspiele gibt es in Island an jeder Ecke. Eishöhlen gehören für mich dabei definitiv ganz weit nach oben auf die Liste. Wichtig ist hierbei, keine Tour auf eigene Faust zu planen: Die Höhlen sind oftmals unsicher, da Gletscherspalten aufgrund verschneiter Wege unsichtbar werden und sie im Frühjahr einstürzen. Aus diesen Gründen sollten sie nur mit ausgebildeten Guides betreten werden. Touren sind im Zeitraum von von November bis März möglich.

Spiegelkabinett: Die beeindruckende Vatnajökull Glacier Ice Cave

Spiegelkabinett: Die beeindruckende Vatnajökull Glacier Ice Cave

5.3 Verwunschene Wasserfälle bestaunen

 Wenn es eines gibt, woran es Island nicht fehlt, dann sind es Wasserfälle. Trotz vieler Besuche kann ich noch immer nicht erklären, warum sie Menschen so magisch anziehen. Die pure Kraft, wenn das Wasser aus über 60Metern in die Tiefe stürzt? Oder vielleicht die vielen isländischen Mythen, welche sich um die Orte ranken? Oft komme ich nachts zu den Wasserfällen und genieße das Getöse, während ich mich hinter meiner Kamera verstecke. Dann erscheinen die Szenerien so unwirklich, als ob jede Sekunde ein Troll durch Bild laufen könnte.

Skogafoss ist einer der eindrucksvollsten Wasserfälle Islands

Skogafoss ist einer der eindrucksvollsten Wasserfälle Islands


6. Island Tipps für Auto-Reisen: Was du beachten musst

Beim Reisen vor Ort kommt man in Island kaum um einen Mietwagen herum, für den die Kosten deutlich über denen von Resteuropa liegen. Der Grund dafür ist einfach: Autos müssen auf Islands Straßen ganz anderen Beanspruchungen standhalten als zum Beispiel in Deutschland. Und du wirst zwischen den weiträumig verteilten Surf Spots und Naturwundern wahrscheinlich einige Kilometer zurücklegen! Zur Übersicht findest du in dieser interaktiven Google Map nochmal die hier erwähnten Spots und Sights in der Übersicht.

6.1 Zweirad, Allrad und Versicherung: Passender Mietwagen für Island

Gerade für den ersten Besuch auf der Insel ist ein zweiradbetriebener PKW absolut ausreichend, da sich viele Sehenswürdigkeiten nicht hinter schwer passierbarem Gelände verstecken. Bisher hatte ich damit jedenfalls keine Probleme. Allerdings sollte man das Fahren bei Eis und Schnee schon gewohnt sein, wenn man in den betroffenen Monaten (Oktober bis April) unterwegs ist. Wer sich damit nicht auskennt, sollte lieber ein allradbetriebenes Fahrzeug wählen.

Spätestens zum Befahren der sogenannten F-Roads kommt man um einen Allrad-PKW nicht mehr herum. Die steinigen Bergstraßen in den Highlands führen durch abenteuerliches Gelände zum Mittelpunkt Islands. Mit einem Super-Jeep durchquert man unbewohntes Land und passiert Gletscher, Vulkane und brückenlose Flüsse. Je nach Schneefall und Tauwetter sind die F-Roads nur ein paar Wochen im Sommer zwischen Juni und Juli geöffnet. Achtung: Fahren abseits von befestigten Wegen ist grundsätzlich verboten und wird bestraft!

Island per Auto entdecken: (1) Typische Straßen, (2) Rentiere on the Road und (3) Sicht beim Schneesturm

Neben den Island Tipps zu Auswahl des Mietwagens sollte man unbedingt beachten, eine Unfallversicherung ohne Selbstbeteiligung und die Glas-Reifen-Versicherung mit zu buchen. Außerhalb Reykjaviks ist ein Großteil der Straßen nicht asphaltiert und die Frontscheibe kann schnell mal zu Bruch gehen, was dann 500 bis 1000 Euro an Reparaturkosten bedeutet. In den Wintermonaten statten die meisten Autovermieter ihre Wagen außerdem mit Spikes aus, was das Fahren auf eisbedeckten Straßen deutlich erleichtert.

Surfboards kann man übrigens problemlos auf dem Autodach transportieren. Selbst auf unbeaufsichtigten Parkplätzen muss man keine Angst haben, dass etwas geklaut werden könnte. Island hat wenige, aber sehr ehrliche Einwohner und eine Verbrechensstatistik, die jedes deutsche Dorf vor Neid erblassen lassen würde.

6.2 Heiter bis stürmig: Das Wetter in Island ist unberechenbar

Immer wieder planen Island-Besucher sehr lange Tagestouren und machen sich selbst um 19.00 Uhr noch auf den fast 400km langen Weg von der Gletscherlagune Jökulsárlón nach Reykjavik. Von so etwas kann ich nur abraten! Touren auf Islands Straßen dauern wegen der maximal erlaubten Geschwindigkeit von 90Km/h und schwierigen Wetterverhältnissen immer länger als gedacht. Nach einem Wetterumschwung braucht man für 100 Kilometer schon mal 3 Stunden, was gerade über Nacht kann sehr anstrengend werden kann. Auf meinen Island-Reisen liegt das Tagesmaximum bei 250 Kilometern pro Strecke, damit die Fahrt selbst bei Überraschungen nicht zu stressig wird.

Warnt dich ein Isländer vor schlechtem Wetter, dann lass das Auto stehen und mach dir einen entspannten Tag im Hot Tub. Denn was für einen Isländer schlechtes Wetter ist, liegt weit über dem Maßstab eines Mitteleuropäers!

Einer der wichtigsten Island Tipps für Autofahrten ist die Webseite www.road.is, wo neben einer Übersicht über sämtliche Hauptstraßen die aktuellsten Wetter und Straßenverhältnisse abrufbar sind. Möglich machen es zahlreiche Webcams, die alle paar Kilometer an Straßenmasten angebracht sind. Man kann sogar sehen, welche Fahrzeuge an einem Tag bestimmte Straßenabschnitte passiert haben. Beim Feststecken in einem Schneeschauer ist das eine prima, um von der Unterkunft aus die Befahrbarkeit der Straßen abzuschätzen. In den Wintermonaten starte ich keine Tour, ohne vorher einen Blick auf Road.is zu werfen. Denn trotz Sonnenschein kann es hinter jedem Berg komplett anders aussehen.

Wetterumschwung bei Dyrholaey: Lieber schnell abschätzen, ob man sich besser einen Unterschlupf suchen sollte...

Wetterumschwung bei Dyrhólaey: Lieber schnell abschätzen, ob man sich besser einen Unterschlupf suchen sollte…


7. Island Tipps für die Unterkunftssuche: Wohnen wie ein Local

Beliebt auf Island sind Busreisen, bei denen Touristenmassen in kürzester Zeit durch so viele Attraktionen wie möglich gescheucht werden. Auf den Parkplätzen sprinten alle Insassen aus dem Bus, stürmen zum Wasserfall, knipsen ein bis zwölf Selfies und sind nach 10 Minuten wieder verschwunden.

Als Fotograf stand für mich schon vor der ersten Reise fest, dass solche Touren nichts für mich sind. Lieber organisiere ich alles auf eigene Faust und bin vor Ort dann möglichst flexibel. Nach Zusammenstellung meiner Routen suche ich mir Unterkünfte über bekannte Reiseportale wie Booking.com oder AirBnB. Je nach Ort bleibe ich gewöhnlich für ein bis drei Nächte, bis ich weiterziehe.

So wohnst du in Island: (1) Blick auf einsame Wellen, (2) Endlos großer „Garten“ und (3) Farbenfroher Winterhimmel

Als Island-Neuling steuert man wahrscheinlich zuerst die pulsierende Metropole Reykjavik an, wo Unterkünfte am preisgünstigsten sind und ein Hostel-Bett ungefähr 30 Euro pro Nacht kostet. In Orten außerhalb von diesem Ballungsgebiet gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Unterkünften und man zahlt für ein Zimmer mit 2 Personen schnell 100 Euro pro Nacht. Und wenn alle Betten im Dorf belegt sind, muss man eine Stunde weiter zum nächsten Ort fahren. Deswegen bucht eure Unterkünfte unbedingt so früh wie möglich!

Einer der Island Tipps für flexibel Reisende ist die Seite www.farmholidays.is, wo man Gutscheine für Unterkünfte findet. Diese kann man an viele Orten je nach Verfügbarkeit spontan einlösen. Perfekt für alle, die ihre Island-Route nicht von vorn herein fest buchen und den Verlauf der Reise freihalten wollen.


Entdeckt Island und respektiert die einmalige Natur!

Haben euch meine Island Tipps gefallen? Ich hoffe, sie helfen euch beim Entdecken dieser magischen Insel! Ihre einmalige Natur und Infrastruktur erfordert von Besuchern aber auch etwas Verantwortungsbewusstsein. Manche Touristen halten sich leider nicht an die Regeln, unterschätzen die raue Naturgewalt und bezahlen dies teils mit dem Leben. Als Fotograf generiere ich mit meinen Bildern in gewissen Weise ein Interesse an Island. Daher will ich euch abschließend daran erinnern, wie zerbrechlich und zugleich zerstörerisch die Natur hier sein kann.

Du willst selbst gern eindrucksvolle Naturschauspiele oder actionreiche Surfmanöver in Bildern festhalten? Dann kommt deine Chance, dies von mir in Island zu lernen! Für das Frühjahr 2017 plane ich Fotoworkshops in Island. Schreibt mich für weitere Informationen unter info@sdfotografie.de an. Anregungen findest du auch auf meinem Instagram Profil oder meiner Facebook Seite.

You may also like

1 comment

Phil 21. November 2017 - 22:53

Moin Sebastian, vielen lieben Dank für deinen Beitrag. Super lustig und spannend zu lesen, da meine Geschichte in etwa ähnlich aussieht: Durch die eisigen Fotos von Chris habe auch ich mich inspirieren lassen und bin nun für ein Praktikum sechs Monate auf Island. Surfen ist hier eine einzigartige Sache, daher kann ich gut nachvollziehen, wie du dich gefühlt hast. Liebe Grüße von ganz oben! 🙂

Reply

Leave a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.