1. Bonjour! Das tägliche Ritual beim Surfurlaub in Frankreich
Wann immer ich mich zu Hause nach Wellen und Meer sehne, denke ich an meinen letzten Sommer in Frankreich zurück. Im Surfurlaub habe ich dort immer ein bestimmtes Ritual:
Der Tag beginnt im Morgengrauen. Gerade der Traumwelt entschlüpft krieche ich aus dem Zelt, setze meinen Fuß auf den sandigen Boden mit Piniennadeln, atme die frische Luft ein und tappere schlaftrunken über die Dünen in Richtung Strand. An mir vorbei sprinten schon die ersten Frühaufsteher, das Surfboard unter den Arm geklemmt. Ein gutes Zeichen.
Ich bin auf dem höchsten Punkt der Düne angekommen und tatsächlich: Schöne, nicht zu große und nicht zu kleine Wellen laufen dem ablandigen Wind entgegen, brechen sanft in das noch morgendlich silberne Wasser. Einmal schlaftrunken die Wellen erblickt, geht plötzlich alles ganz schnell: Zurück zum Zelt joggen, ein Knoppers und ne Banane in den Mund geschoben, Bikini und Neo an, Surfboard untern Arm und auf in die Wellen!

Deva auf dem Weg an den Beach
In Frankreich surfen hat etwas Gutes: Dein Ziel ist nur einen gefühlten Katzensprung von Deutschland entfernt und mit dem Bulli oder Flugzeug ist man in null Komma Nichts dort! Und Wellen laufen eigentlich immer. Also warum nicht schnell den Tagtraum vom Surfen in die Tat umsetzen?
2. Surfen in Frankreich: Wellen für jedes Niveau
Besonders in den Sommermonaten ist die Atlantikküste Frankreichs ein toller Ort zum Surfen lernen. Aber auch für fortgeschrittene Surfer halten die sich von Jahr zu Jahr verändernden Sandbänke an der französischen Atlantikküste stets gute Wellen bereit. Wer in Frankreich surfen geht, findet garantiert die richtige Welle für sich.
2.1 Surfen lernen in Frankreich
Erinnerst du dich noch daran, wie du Surfen gelernt hast? An deinen allerersten Surfkurs? Ich habe in Frankreich surfen gelernt. Der erste Tag: Mit einem großen Softboard geht es in die Brandung. Ich kämpfte mich gegen die Strömung durch die Wellen, sah eine weiße Walze auf mich zukommen, drehte mein Board um 180 Grad und sprang hinauf – liegend, versteht sich. Mit wie ein Vogel weit ausgebreiteten Armen ließ ich mich von der immer noch kräftigen Schaumwalze bis an den Strand gleiten. Am zweiten Tag dann begannen wir mit Take-Off Übungen am Strand um dann stehend auf den Weißwasserwalzen unser Glück zu probieren.
Und am dritten Tag dann endlich die erste grüne Welle! Zumindest hab ich sie damals für eine grüne Welle gehalten und war mächtig stolz, den Bereich des Weißwassers verlassen zu haben. Heute würde ich die Welle als eine schon gebrochene, sich nochmal mutig aufrichtende kleine “Rest”-Welle bezeichnen. Wie dem auch sei, damals war sie mein ganzes Glück. Spätestens ab dem Moment konnte ich nicht mehr vom Surfen lassen. Es war klar: Ich brauche mein eigenes Board und werde von nun an jeden Urlaub dem Surfen widmen.
In Frankreich surfen lernen geht dank vieler Schulen (Foto: „Lacanau UCPA Surfing“ by Jolie model, used under CC BY 2.0)
2.2 Typisch Frankreich: So sind die Wellen
Heute, viele Surf-Urlaube später, habe ich noch immer meine Freude an den Wellen in Frankreich. Und ich war seither immer wieder mit Freunden in Frankreich surfen. Manche von ihnen lernten gerade erst das Surfen und die Bedingungen waren stets so, dass sowohl sie im Weißwasser als auch ich im Line Up unsere Freude hatten.
Während etwa in Portugal die Wellen gerne mal nah am Strand brechen, brechen sie in Frankreich öfters gute 30 Meter weiter draußen. Das heißt für erfahrenere Surfer, die ins Line Up paddeln müssen, zwar einigen Kraftaufwand (oder auch gutes Training). Es bedeutet aber auch, dass Anfänger sich in Frankreichs langen Weißwasserwalzen austoben und so Schritt für Schritt die Kunst des Surfens erlernen können. Dazu bietet die lange Sandküste mit nur seltenen Felsen im Wasser perfekte Voraussetzungen für ungewollte Stürze 😉 Short & Dirty bedeutet Surfen in Frankreich:
- lange Weißwasserwalzen für Anfänger, um Schritt für Schritt das Surfen zu lernen
- besonders in den Morgenstunden schöne Wellen im Line-Up
- Paddeltraining für erfahrene Surfer, die hinaus ins Line-Up wollen

After-Surf Romantik in Vieux-Boucau
3. Die Silberküste: Meine Lieblingsspots zum Surfen
Zwischen Soulac-sur-Mer und Biarritz erstreckt eine endlos lange und kaum unterbrochene Sandküste. Sie trägt den Namen „Cote d’Argent“, also Silberküste, weil der Sand einen hohen Anteil an Muschelkalk enthält. Das lässt ihn in der Abendsonne besonders schön glitzern. Die Surfspots sind hier allesamt Beachbreaks, wo die Wellen über Sand brechen. Ihre Qualität hängt immer von der Beschaffenheit und Lage der Sandbänke ab, die sich mit der Strömung verändern.
Wer im Süden von Frankreich surfen geht, wird also mal bessere und mal schlechte Surf-Sessions erleben. Und anders als bei Riffen gibt es nicht den einen Spot schlechthin. Vielmehr lassen sich entlang der Küste immer wieder Peaks finden, die sich von Tag zu Tag – abhängig vom Swell und Gezeiten – verschieben können. Daher ist die Frage nach den besten Spots hier sehr individuell zu beantworten. Gute Anregungen bietet z.B. das Buch „I love the Seaside.“ Und die folgenden Orte kann ich dir auch guten Gewissens empfehlen.
3.1 Lacanau-Ocean: Surfen & Party
Wenn du neben Surfen auch etwas Party-Life und Surf-Pop-Kultur erleben willst, dann ist Lacanau die Destination für dich. Der Ort liegt relativ weit im Norden an der französischen Atlantikküste in der Provinz Gironde und hat sich zu einem der wichtigsten Ferienorte für Badeurlauber und Wassersportler entwickelt. Es ist im Sommer hier also immer pickepackevoll. Im Meer toben sich Surfer aller Levels aus, auf dem Lac de Lacanau kann man Windsurfen und ansonsten ist ebenfalls Skateboarden beliebt. Besonders viel los ist im August, wenn die World Surf League zum Lacanau Pro anrückt.
Tummelplatz für alle, die Action suchen, ist die lange Straße zum Strand. Dort kannst du auf Tour durch die Shops, Bars und Clubs gehen. Das Risiko ist dann aber hoch, dass du es morgens nicht aus den Federn schaffst 😉 Und in Frankreich surfen erfordert immer, früh aus den Federn zu kommen: Denn morgens kommt der Wind vom Land (Offshore) und schenkt uns schöne Surf-Wellen, während er sich gegen Mittag meist dreht.
Unterkunftstipps in Lacanau:
- Ferienwohnung Surf Palace in Biscarrosse
- Summer Surf Surfcamp in Carcans Plage
- Les Grands Pines Campingplatz in Lacanau
Ein Sunset Bierchen in Lacanau (Foto: „Lacanau UCPA Surfing“ by Jolie model, used under CC BY 2.0)
3.2 Vielle-Saint Girons-Plage: Surfen & Chillen
Wenn es auch etwas ruhiger sein darf, gefällt dir sicher Saint Girons in der Nähe von Hossegor. Zur Beliebtheit von diesem französischem Surfer-Ort trägt sein legendärer Camping-Platz bei: Les Tourterelles erstreckt sich über einen großen Pinienwald an den Dünen und liegt damit direkt am Meer. Herrlicher Nadelduft, immer Sand an den Füßen und das Meer in Laufreichweite – was will man mehr? Allerdings empfiehlt es sich, zum Surfen ein paar hundert Meter den Strand runter zu laufen, um nicht zwischen den Badegästen zu enden. Denn am Hauptstrand ist hier ebenfalls viel los!
Unterkunftstipps in Vielle-Saint-Girons:
- Camping les Tourterelles wegen der perfekten Lage
- Ferienwohnung Au Calme in Vielle-Saint-Girons
3.3 Montalivet: Für Naturliebhaber
Wenn du in Frankreich surfen und es trotzdem ruhig magst, ist Montalivet ein toller Ort für dich. Der gleich am Strand gelegene Campingplatz von Montalivet erstreckt sich weitläufig in den Pinienwald hinein. Zwischen den Zelte oder Bungalows ist hier viel Platz, so dass jeder Raum für sich hat und die Natur genießen kann. Und auch der Strand ist nicht überfüllt, was für Südfrankreich im Sommer eine Seltenheit ist. Womöglich liegt es daran, dass hier alle Badegäste – ähm – nackt sind. Camping Naturiste in Montalivet ist berühmt unter FKK-Fans!
Ich kam das erste Mal durch Freunde dorthin und zugegeben ist es zunächst etwas gewöhnungsbedürftig – besonders im Supermarkt oder beim Fahrrad fahren. Doch es dauerte nicht lang, bis ich es zu schätzen wusste, mitten im Wald im Freien duschen zu können, die warme Luft auf der ganzen Haut zu spüren und mich nicht erst umständlich im 2-Mann-Zelt umziehen zu müssen. Nackt in Frankreich surfen geht in Montalivet durchaus, falls das schon immer dein Traum wahr 😉 Aber auf einem gewachsten Board, in das sich Sandkörner eingegraben haben, ist es bestimmt nicht das angenehmste. Und so sieht man eigentlich keine nackten Surfer im Wasser…
Unterkunftstipp in Montalivet:
- Bed & Breakfast Zen Ocean für Ruhesuchende
- CHM Camping Montalivet für Nackedeis
- Camping La Chesnays – Campen in familiärer Atmosphäre
Irgendwo hier verstecken sich die Nackten – und die Surfer (Foto: „Blue Winter“ by Gadjo_Niglo, used under CC BY 2.0)
3.4 Moliets: Surfcamps für Junggebliebene
In Frankreich surfen stellen sich viele ja immer wie im Ferienlager vor: Ein Haufen von Jugendlichen, nur dass sie hier eben Surfen anstelle zum Wandertag gehen. Vielleicht stammt diese Assoziation vom Surferort Moliets-Plage, wo die Dichte an Surfschulen und Surfcamps wirklich besonders hoch zu sein scheint. Das umfangreiche Party- und Action-Angebot in Moliets lockt tatsächlich viele Jugendliche und Junggebliebene auf ihrem ersten Surftrip an. Allerdings bedeutet das auch, dass die Auswahl an Surfcamps sehr groß und für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Wer an diesem beliebten Ort in Frankreich surfen will, muss damit rechnen dass es im Wasser schon einmal voller werden kann. Da heißt es am Strand unter Umständen, für eine halbwegs leere Welle ein paar Schritte weiter zu gehen. Oder einfach in der Nebensaison zu kommen und z.B. zum Saisonstart im Juni z.B. das Pines & Beach Surffestival mitzunehmen. Falls du generell Surfen mit Outdoor-Fun verbinden willst, dann schau doch mal in unserem Surf Festival Guide vorbei.
Unterkunftstipps in Moliets:
- Ohana Lodge – hübsches kleines Hotel in Moliets-et-Maa
- Star Surfcamp – Mix aus Surf & Party für junges Publikum
- Dreamsea Surfcamp – Viele Aktivitäten & Glamping
- das von der gleichnamigen Surfmarke gesponsorte Quiksilver Surfcamp
Moliets: (1) Wiese mit Tipis vom Star Surf Camp, (2) Glamping im Dreamsea Surfcamp, (3) Abend im Quiksilver Surfcamp (Fotos: LUEX)
3.5 Vieux-Boucau & Seignosse: Rundum-Glücklichsein
Der aufstrebende Ferienort Vieux-Boucau hat eigentlich alles, was das Herz begehrt. Den endlos langen Strand, ein hübsches Stadtzentrum mit einem kleinen See in der Mitte und viele Surfschulen. Obwohl es im Sommer ebenfalls alles andere als leer hier ist und alle Parkplätze in Strandnähe belegt sind, so kommt es einem am Beach trotzdem ganz angenehm vor. Es gibt verschiedene Peaks, von denen immer einer richtig gut läuft. Und wird es an der einen Stelle mal etwas voller im Wasser, geht man einfach ein kleines Stück weiter den Strand runter und hat fast seine Ruhe.
Seignosse liegt etwas unterhalb von Vieux-Boucau und bietet hippe Surfkultur mit einigen coolen Bars, Läden und Restaurants. Gerade im Sommer finden hier auch öfters Konzerte statt, so dass es auf jeden Fall nicht langweilig wird. Am langgezogenen Sandstrand finden gerade fortgeschrittene Surfer an Breaks wie Le Penon, Les Bourdaines und Les Estagnots Wellen mit viel Tube- und Barrel Potenzial.
Unterkunftstipp in Vieux-Boucau & Seignosse:
- Atlantic Surf Lodge in Vieux-Boucau
- Villa Sayulita Surfhouse in Seignosse
- Naturéo in Seignosse
- Wavetours Familien Surfcamp in Seignosse
Einsame Wellen in Vieux Bocau im Hochsommer – Platz ist immer irgendwo
4. Extra-Tipps für den Surfsommer in Südfrankreich
Mach einen Roadtrip im Campervan. Die lästige Unterkunftssuche stellt sich gar nicht erst, wenn du einfach mit dem Bulli oder Camper verreist. Manche Surfer machen sogar Roadtrips an der ganzen Atlantikküste! Achte nur darauf, nicht beim Wildcampen von der örtlichen Polizei erwischt zu werden. Hilfreich beim Suchen nach guten Plätzen sind Apps wie Park4Night. Und falls du noch keinen eigenen Van, aber trotzdem Bock auf Vanlife hast: Miete dir ein neues Zuhause auf vier Rädern einfach bei Paul Camper!
Sei kreativ bei der Unterkunftssuche. Falls du im Sommer in Frankreich surfen willst, und das womöglich noch spontan, dann könnte deine gewünschte Unterkunft eventuell schon voll sein. Macht nix! Stöbere doch mal bei Booking.com oder AirBnB nach Last Minute Angeboten. Die kann man manchmal tatsächlich noch finden!
Schau dir einen Surf Contest an. In Frankreich surfen lässt sich prima damit verbinden! Denn hier finden sowohl deutsche als auch internationale Surf Contests statt, auf denen man der Surfelite beim Zaubern zuschauen kann. Die World Surf League richtet im September den Quiksilver und Roxy Pro in Hossegor aus und im selben Monat findet die SurfDM – die deutschen Surfmeisterschaft – in Saint Girons statt.

Vorne Surfkurs, hinten Profi Marc Piwko (Foto: SurfDM 2017, Patrick Steiner)
Besuche das Surf Factory Outlet. Du brauchst noch einen Neoprenanzug, willst nach einem Surfboard stöbern oder einfach nur so nach Stuff von den großen Surfmarken schauen? Dann könnte sich ein Besuch im Surf Factory Outlet bei Hossegor lohnen. A wie Amuse, B wie Billabong, R wie Roxy oder V wie Vissla – hier sind alle vertreten.
Kombiniere Surfen mit einem Städtetrip. In Frankreich surfen und ein City Trip, geht das? Na logisch! Ein bisschen Kultur in Form von Sight-Seeing und Weinverkostungen kann man immer einschieben. Besuche zum Beispiel das Seebad Biarritz oder das schöne Bordeaux – die, je nachdem welchen Surfort du anpeilst, quasi auf dem Weg liegen. Oder du machst einen Abstecher ins spanische Baskenland, um in San Sebastian lecker Pintxos zu essen.
5. Fazit: Surfen in Frankreich ist der Hammer!
Ich war öfters schon in Frankreich surfen und es zieht mich immer wieder hin! Falls du auch willst, hoffe ich dass du mit meinen Tipps nun den richtigen Ort für dich findest. Für einen guten Freund von mir, der in der Nähe von Lissabon lebt und dort perfekte Surf-Bedingungen hat, ist es übrigens Montalivet. Doch ob es wirklich an den – wie er behauptet – besten, nicht von Surfern überfüllten Wellen oder am Nacktsein liegt… Das bleibt fraglich 😉
Hat dir der Beitrag gefallen, hast du weitere Fragen zum Surfen in Frankreich oder ergänzende persönliche Tipps? Ich freue mich über dein Feedback im Kommentarfeld – und natürlich über Likes und Shares 🙂
7 comments
Wow – was für ein toller Beitrag. Danke liebe Deva für diesen kleinen Ausflug in die Wellen. <3
Schöner Beitrag 🙂 Montalivet und St. Girons habe ich mir notiert.
[…] • Deva erzählt auf meerdavon vom Surfen in Frankreich und einer Welle für jeden. […]
[…] Das Video zur aktuellen Single „Deep Deep Blue“ entstand übrigens im Surfer-Mekka Biarritz an Frankreichs Atlantikküste, wo die Jungs bestimmt selbst ein paar Wellen reiten […]
Hey! Wie waren denn eure Erfahrungen in Frankreich bezüglich Kosten? Ist es günstiger, an einen „normalen“ Campingplatz zu gehen und sich dann am Strand Boards und Ausrüstung auszuleihen oder lohnt es sich, sich bei Surfcamps anzumelden?
Hi Lennert,
Ich an deiner Stelle würde auf einen günstigen Campingplatz gehen (z.B. Le Gurp), einen Surfkurs mit einem Mietbrett in der Schule dort besuchen. Wenn’s dich packt, kannst du entweder weiterhin ein Board mieten (es ist nicht so teuer dort),schauen ob jemand beim Campingplatz ein Board loswerden will und es dann Kaufen oder nach Montalivet fahren und dort nach Occasionen suchen. Dann hast du auch viel mehr Freiheit als in einem Surfcamp.
Gratulation zum Artikel. Deine Fotos sind wirklich sehr schön!