Am Anfang war es nur eine fixe Idee. Nach eher beschaulichen Strandurlauben – mit Beachvolleyball und Schwimmen als einzigen sportlichen Unterbrechungen – brauchte ich mehr Action in den Ferien. Wellenreiten schien perfekt zu sein! Am und im Meer, gut für Body & Soul und einfach zu erlernen – wenn man den optimistischen Schilderungen der Surfschulen im Netz Glauben schenken durfte. Also buchte ich schnell ein Ticket nach Portugal, schnappte meinen begeisterten Freund und zog los.
Aller Anfang vom Surfen ist schwer
Vor Ort in Ericeira wurde ich schnell mit der feuchten Realität konfrontiert. Das kalte Wasser ließ sich Dank des knallengen Neoprenanzugs gut aushalten, aber ansonsten hatte der Einstieg in die Welt des Surfens wenig mit den Künsten der Kelly Slaters dieser Welt zu tun. Stattdessen bekamen wir als blutige Anfänger vom Lehrer, einem australischen Surfveteran, schwere Softboards in die Hand gedrückt. Im Wasser brüllte er mantra-artig relativ frei interpretierbare Anweisungen: „Paddle! Paddle! Stand Up! Bend your kneeeees!“ Deren Umsetzung quittierte er meist nur kopfschüttelnd. Rückblickend waren meine ersten Versuche auf dem Brett stümperhaft: Ich genoss ausführliche Waschungen, zog mir Schürfwunden am Riff zu und bekam das ein oder andere Brett von „Mitschülern“ an den Kopf. Dennoch glückten die ersten Stehversuche recht schnell. Schon das Gleiten im Weißwasser war ein Wahnsinnsgefühl, und trotz blauer Flecke und Muskelkater hatte ich ein Dauergrinsen im Gesicht. Ich fühlte mich dem Meer näher als je zuvor – und war mit dem Surfvirus infiziert.
Surfwannabe – Nichts als Meer & Wellen im Kopf
Diese zarten Anfänge sind nun 4 Jahre her. Seitdem hat mich der Ehrgeiz gepackt! Ich verschlinge jeden Artikel aus dem Surfers-Mag und mein Facebook-Stream begrüßt mich schon morgens mit Videos von tosenden Wassermassen. Reisen plane ich ausschließlich nach der lokalen Surf-Saison. Da ich mittlerweile fast jeden Urlaubstag auf dem Surfbrett verbringe und dafür manche Sehenswürdigkeit links liegen lasse, könnte man mich als Kulturbanausen bezeichnen. Aber im Meer fühle ich mich nun mal wohler als an Land, denn jede Welle verspricht Adrenalin und ein neues kleines Abenteuer. Dafür verzichte ich auf den Besuch der meisten Orte, die man laut Reiseführer gesehen haben muss – und ohnehin nur von Touristen umzingelt und durch die Linse eines Fotoapparats wahrnehmen würde.
An Portugal habe ich mein Herz verloren und reise immer wieder hin. Aber auch exotische Surfziele wie Bali, Costa Rica und Sri Lanka haben es mir angetan – wo das Wasser warm ist und ein Bikini bzw. Boardshorts mit Rashguard ausreichen. Wenn mich das Fernweh packt, meine Heimat Hamburg oder mein Job mich aber nicht ziehen lassen, bewege ich mich oft mit verklärtem Blick durch die Straßen. In Gedanken bin ich dann ganz woanders… Zum Beispiel versunken in der imaginären Wunschliste an Surf-Destinationen, die es noch zu besuchen gilt.
„My soul is full of longing for the secret of the sea, and the heart of the great ocean sends a thrilling pulse through me.” (Henry W. Longfellow)
Mein Ziel: Surfen lernen & immer besser werden
Noch bin ich weit davon entfernt, richtig gut zu surfen. Bei jedem Trip habe ich anfänglich das Gefühl, mich erst wieder an Wellen und Brett gewöhnen zu müssen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man nicht gerade zu den am Meer lebenden Glückskindern gehört, die sich jeden Tag in die Fluten stürzen können. Dennoch lerne ich mit jeder Reise dazu.Vom Weißwasser-Rutschen ging es in grüne ungebrochene Wellen und unüberlegte Kamikaze-Manöver wichen ersten Parallelfahrten. Auch in Sachen Theorie wurde ich sattelfester, in der es unter anderem um eine sorgfältige Wellenauswahl und die Regeln der Surfetikette geht. Trotz großem Respekt vor dem Ozean – der einen gern mal in die Tiefe drückt, gründlich wäscht und wie einen Spielball wieder ausspuckt – wage ich mich langsam an immer größere Wassermonster heran. Dabei haben Aufenthalte in Surfcamps und erfahrene Guides eine große Rolle gespielt, aber auch Sessions mit coolen Leuten, die man unterwegs kennenlernt. Ich kann nicht mehr von diesem Sport lassen, denn:
- Surfen macht süchtig – und Erfolge stellen sich nur durch Commitment ein.
- Surfen ist paradox – Freudentaumel und Scheißangst liegen im Wasser nah beieinander.
- Surfen ist Freiheit pur und entschleunigt dein Leben.
- Surfen bringt dich mit den entspanntesten Menschen aus aller Welt zusammen.
Leider beschränkt sich dieses Abenteuer für uns Stadtmenschen meistens nur auf Urlaube und vielleicht das gelegentliche Wochenende, z.B. auf den kabbeligen Wellen der Nord- und Ostseespots. Bis es wieder soweit ist und man erneut für längere Zeit losziehen kann, bleibt nur die Sehnsucht…
Meerdavon: Mein Blog für Surfergirls & alle Fans vom Meer
Auf Reisen lerne ich viele interessante Leute kennen, die wie ich von Meer und Wellen besessen sind. Aus verschiedensten Teilen dieser Welt, Anfänger und Fortgeschrittene, Banker und Nomaden, von 19 bis 65. Komischerweise sind weibliche Surfer aber oft (noch?) in der Unterzahl und das Line Up wird von Männern dominiert – was nicht nur unter Freizeitsportlern, sondern auch in der Pro-Szene ein Phänomen zu sein scheint. Die mediale Aufmerksamkeit gilt unbestritten Cracks wie Kelly Slater, Mick Fanning und Taj Burrows – während die Elite um Stephanie Gilmore, Coco Ho & Co. erst auf den zweiten Blick auf dem Radar erscheint.
Trotzdem oder gerade deswegen halten Surfergirls zusammen. Auf jeder Reise knüpfe ich Kontakte und Freundschaften, die teilweise heute noch Bestand haben. Oft findet sich eine Handvoll Mädels zusammen, mit denen man nicht nur manche Welle, sondern auch einige Herausforderungen teilen und Fragen wie diese besprechen kann:
- Wie holt man das Maximum an Paddel-Power heraus?
- Welches Board ist für mein Surf-Level wirklich geeignet?
- Wie bekommst du die Angst in den Griff, die dich nach einem fiesen Sturz lähmt?
- Welcher Surf-Bikini sitzt wirklich und hängt nach einer Waschung nicht in den Kniekehlen?
- Und wohin soll der nächste Surftrip gehen?
Meerdavon rufe ich ins Leben, um solche und verwandte Themen künftig mit euch diskutieren sowie Erfahrungen aus Surfreisen teilen zu können. Als Blog und Community soll meerdavon zur Vernetzung unter Surfern und Surfinteressierten beitragen – auch wenn der Ozean mal wieder Tausende von Meilen entfernt ist. Natürlich sind sowohl weibliche als auch männliche Leser willkommen 😉
Wie geht es dir – hast du auch so oft Sehnsucht nach dem Meer? Surfst du schon oder wolltest diesen Sport schon immer einmal ausprobieren? Oder gibt es bestimmte Themen rund ums Surfen, die dich besonders interessieren? Dann freue ich mich über deinen Kommentar!
6 comments
Hallo Heidi,
als begeisterte Surferin dürfte das Golden Ride Magazine ja dann genau das Richtige für dich sein! Das Print Surf-, Snow- und Lifestyle Magazin nur für Frauen dreht sich um Surfen, Snowboarden, Reisen, Kunst, Umwelt und Gesundheit. Mehr Infos findest du auch online: http://www.goldenride.de
Lg Anita
Hallo Anita,
Vielen Dank – ich schaue auf jeden Fall mal rein!
Viele Grüße
Heidi
Hallo Heidi, toller Beitrag und ein cooler Blog für uns Suferinnen! 🙂 Schön, dass Du das machst! LG Vivien
Hi Vivien,
Vielen Dank! Das Kompliment kann ich für Mango Verde nur zurückgeben!
Viele Grüße
Heidi
hey heidi,
ich hab gerade deinen artikel entdeckt weil ich nach einer „surfersucht“ gegoogelt hab. Ich weiss das hört sich komplett bescheuert an aber wenn ich einen Tag nicht selber auf dem Brett steh und trotzdem vorm Meer stehe fühl ich mich nicht wohl. Ich glaub ich kann deine Besessenheit vom Surfen total nachvollziehen!
LG Pauli
Haha Pauli,
Danke für dein Feedback! Es ist immer gut zu wissen, dass es einem nicht alleine so geht 😉
Ich hoffe du kommst auch bald wieder in die Wellen!
Liebe Grüße
Heidi